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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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für die Nacht in den überfüllten Raum im Obergeschoß der Kneipe am Dock zurück. An solchen Orten fühlte sich das Mädchen am sichersten. Nächtliche »Abenteuer« schienen sich vorwiegend zu ereignen, wenn sie allein waren. Das sonore Schnarchen eines Trios von Bierhändlern, die sich ein Bett am mit Fensterläden versehenen Fenster teilten, gab ihr ebenso ein Gefühl der Sicherheit wie das Schwert, das sich strahlend und einsatzbereit in Reichweite eines ernsten jungen Mannes befand, über den ihre Mutter gesagt hatte, er sei ein Paladin auf einer Queste.
    Sie wartete geduldig, während ihre Mutter die gemeinschaftliche Waschschüssel in der Gasse hinter dem Haus ausschüttete und aus einem Krug frisches Wasser nachfüllte. Sie saß völlig ruhig da, während ihre Mutter eine Ecke eines Leinentuchs ins Wasser tauchte, um den Schmutz abzureiben, den das Kind anzog wie ein Zauber Katzen. Sie wartete, bis ihre Mutter ihre größte Kostbarkeit hervorholte – eine kleine Bürste mit einem silbernen Griff, in den hochrankende Rosen eingraviert waren – und das zerzauste Haar ihrer Tochter kämmte.
    Normalerweise liebte sie dieses Ritual. So sehr, daß sie sich oft wünschte, sie könnte so schnurren wie eine Katze, die es sich gutgehen ließ. Doch heute wollte sie Antworten hören, ehe sie wirklich platzte.
    »Wer ist hinter uns her?« fragte sie unumwunden.
    Ihre Mutter hielt in der Bewegung inne. »Bei der großen Herrin Mystra!« rief sie mit erstickter Stimme. »Du weißt es?«
    Sie reagierte mit einem ungeduldigen Schulterzucken, da sie nicht wußte, was sie antworten sollte. »Wer ist es?« fragte sie noch einmal.
    Ihre Mutter sagte einen Moment lang nichts. »Es sind viele Werkzeuge, doch die Hand, die sie führt, ist die meines Gatten.«
    Das Mädchen bemerkte einen seltsam dissonanten Tonfall im Klang der Stimme der Mutter. Ihr wurde klar – auch wenn sie den Grund nicht verstehen konnte –, daß ihre Mutter ihren schattenhaften Verfolger nicht als Vater ihres Kindes bezeichnet hatte. Vielleicht war der Grund der, daß die beiden in Halruaa immer ein und dieselbe Person waren. Kinder kamen in Ehen zur Welt. Ehen wurden vom örtlichen Ehestifter arrangiert, der stets ein niederer Magus der Schule der Erkenntniszauber war. Sie war noch keine fünf Sommer alt, doch das wußte sie schon. Der rätselhafte Instinkt, der auch das Zögern ihrer Mutter bemerkt hatte, veranlaßte sie dazu, die offensichtliche Frage unausgesprochen zu lassen.
    Statt dessen entschied sie sich für eine andere Frage.
    »Ist dein Mann ein großer Magier?«
    »Er ist Magier.«
    »Wie du?«
    Die Bürste strich ihr wieder übers Haar, aber sie hatte keine besänftigende Wirkung mehr. Das Mädchen nahm mit jeder Bewegung die Gefühle der Mutter auf: Trauer, Sehnsucht, Furcht. Die Versuchung, ihr auszuweichen, war verlockend, aber sie weigerte sich, dem Impuls nachzugeben. Sie wollte Antworten. Vielleicht war der Schmerz Teil dieses Wissens.
    »Er war einst mein Schüler«, sagte ihre Mutter schließlich. »Es gibt ein Sprichwort, das Meister auffordert, sich vor dem Ehrgeiz ihrer Schüler in Acht zu nehmen. Unsinn kann so oft wiederholt werden wie Weisheiten, aber dieses Sprichwort hat sich bewahrheitet.«
    Das Mädchen nahm die Lektion mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Seine Gedanken kreisten noch immer um die falsch gewirkten Zauber der jüngsten Zeit. »Du bist immer noch die Meisterin«, sagte sie trotzig, als könne sie leugnen, was sich mit jedem Tag deutlicher abzeichnete.
    Das Lächeln ihrer Mutter war traurig und wissend. »Wie lang ist es her, daß du mich batest, den Feengeist herbeizurufen? Ein schwieriger Zauber, das weißt du ja.«
    Das Mädchen senkte den Blick und schob die Unterlippe vor. »Er zieht mich bloß auf.«
    »Wirklich? Das hat dich bisher nie gestört.«
    »Ich mag ihn nicht mehr«, sagte sie stur. »Und ich mag nicht mehr über diesen dummen Feengeist reden. Sing mir ein anderes Lied, das etwas Wildes, Starkes beschwört. Eine Sternschlange!«
    »Die fliegen nachts nicht, Kind.«
    Sie verschränkte die Arme. »Dann ist das ein dummer Name.«
    Die Mutter lachte leise. »Könnte sein, daß du Recht hast. Welches wilde Geschöpf möchtest du haben? Einen Roch, der des nachts fliegt? Eine Dschungelkatze?«
    Die Stimme der Mutter hatte etwas Spielerisches. Sie nahm ihre Tochter nicht ernst, und das gefiel ihr nicht. »Einen Behir«, sagte sie düster und stellte sich ein Tier mit vielen Beinen vor, tttit dem

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