Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
Vom Netzwerk:
sehnigen Körper einer Schlange, einem furchterregenden Krokodilskopf und einem Maul voll schrecklicher, durchscheinender Zähne. »Er kann uns folgen und hinter uns lauern. Wenn dein Mann vorbeigeht, dann springt er hervor und beißt ihm ...«
    »… den Fuß ab«, führte die Mutter den Satz rasch fort. Sie hatte völlig zu Recht vermutet, daß das kleine Mädchen den Behir eigentlich viel weiter oben hatte zubeißen lassen wollen.
    »Den Fuß«, stimmte das Mädchen zu. Es hatte im gleichen Augenblick das Interesse an der imaginären Rache verloren.
    Die Augen der Mutter hatten einen bedachtsamen Ausdruck angenommen, und die Hand des Mädchens wanderte zu dem Amulett, das die Mutter um den Hals trug.
    Diese schob die Hand fort. »Dein Haar ist so glatt und glänzend! Du siehst viel zu gut aus, um schon zu Bett zu gehen. Wie wäre es, wenn wir über die Dächer laufen, bis wir eine Taverne finden, die offen hat? Wir könnten Kuchen und süßen Wein bestellen, und wenn ein Barde im Haus ist, singe ich. Und ... ich werde für dich ein wildes Tier beschwören. Einen Behir, einen Drachen – was du willst.«
    Sie ließ sich nicht von der aufgesetzten Fröhlichkeit der Mutter täuschen, und die konnte sie auch nicht mit dem Ausflug auf die Dächer bestechen. Auch wenn sie beide es nie aussprachen, verstand das Mädchen, daß die verborgenen Wege sicherer waren als die Straßen. Rasch schnürte sie ihre Schuhe aus weichem Leder. Es wäre nicht gut, zu stolpern und im Griff des Mannes der Mutter zu landen.
    »Fertig«, verkündete sie.
    Ihre Mutter öffnete einen Fensterladen und hob sie aufs Fenstersims dahinter. Das Mädchen drückte sich gegen die Mauer und begann, sich geschickt wie ein Lemur um das Gebäude herum zu bewegen.
    Etwas, das sich einige Straßen weiter östlich befand, erregte ihre Aufmerksamkeit. Eine magische Ranke, so mächtig, daß ihre Augen sie als glühendes grünes Licht wahrnahm, das sich durch die Straßen hindurch auf sie zu bewegte.
    Ein Blitz durchfuhr sie und stürzte sie fast vom Sims.
    Tzigone runzelte irritiert die Stirn. Das war nicht dem Kind widerfahren, das sie einmal gewesen war, und es war auch noch nie Teil eines ihrer Träume gewesen. Ein zweiter Blitz schlug ein, und im nächsten Moment war der Vorsprung verschwunden – und sie stürzte in die Tiefe.
    Tzigone fuhr aus dem Schlaf hoch, schnappte nach Luft und ruderte mit den Armen, um Halt zu finden. Ein fast panischer Moment verstrich, ehe sie sich erinnerte, wo sie war.
    Sie hatte den sichersten Ruheplatz ganz Khaerbaals ausgesucht. Sie war dem Flug der geflügelten Sternschlange zu diesem Baum gefolgt, einem gewaltigen Bilboa, der den öffentlichen Park beherrschte und viel Schatten spendete. Sie war in ihm umhergeklettert, bis sie diese Ecke gefunden hatte, und dann hatte sie es sich auf einem breiten Ast bequem gemacht. Die Schlange schlief noch immer. Ihre zarten Flügel hatte sie gefaltet, die blauen und weißen Schuppen ihres langen, aufgerollten Körpers glitzerten wie Mondstein.
    Tzigone zwang sich, sich aufzusetzen, dann fuhr sie sich mit der Hand durch ihr kurzes, schweißnasses Haar. Das Seil, das sie am Ast festhielt, hatte sich fest um ihre Taille gezogen – ein Beweis für ihren unruhigen Schlaf. Sie hatte wahrscheinlich die Schlange berührt, während sie sich umhergewälzt hatte.
    Wäre sie irgend jemand anderer gewesen, dann würde sie jetzt wohl an ihrem Seil baumeln und qualmen wie die zu lang gebratene Keule einer Rothe – nicht, daß sie viel über diese wohlschmeckenden, zotteligen Bestien wußte, ob nun zu lang gebraten oder nicht. Mit Sternschlangen kannte sie sich besser aus.
    Der Schlaf dieser geflügelten Reptilien wurde von mächtigen magischen Verteidigungen bewacht. Ein umherziehender Gelehrter hatte ihr einst gesagt, die Geschöpfe veränderten sich im Lauf der Jahrhunderte – als eine Reaktion auf ihre Umgebung und um ihren Feinden keine Angriffsfläche zu bieten. In Halruaa waren Magier die gefährlichsten Wesen. Sie waren potentielle Feinde für alles, was glitt, flog oder auf zwei oder mehr Beinen ging. Nur wenige Menschen hatten gelernt, sich gegen Magier zu verteidigen, doch die Sternschlange war erfindungsreicher als die meisten Menschen. Kein Magier hatte es je geschafft, ihren Schlafschild aufzuheben, auch wenn von Zeit zu Zeit in Tavernen Spottgeschichten über Magier verbreitet wurden, die es versucht hatten und gescheitert waren. Niemand, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte

Weitere Kostenlose Bücher