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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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eigensinnigen Magier erschaffen worden war, den man vor langer Zeit verbannt hatte, nachdem seine Schöpfungen in die freie Natur entkommen waren. Die Kreatur war größer und viel gefährlicher als normale Spinnen. Der dicke Leib war nicht mit einem Pelz überzogen, sondern mit winzigen, aber unglaublich widerstandsfähigen Schuppen. Trotz dieser Panzerung war das Tier, dessen Biß ein tödliches Gift injizierte, sehr flink.
    »Ich beginne zu verstehen, warum du diesem Ort ein Schwert anvertrauen würdest«, bemerkte Matteo. »Haben wir es noch weit?«
    Tzigone zuckte die Achseln und kletterte weiter. Ihre Reaktion bestärkte Matteos Verdacht, doch er folgte ihr, während sie auf einem breiten Ast zur anderen Seite des Baums lief. Sie zählte die Zweige, die vom Ast abgingen, dann nickte sie zufrieden.
    »Hier gehen wir runter. Sieh zu, wie ich es mache.«
    Sie sprang von dem Ast und umfaßte den dünnen Zweig. Das starke, aber biegsame Holz gab unter ihrem Gewicht nach und kam erst dann zum Stillstand, als ihre Füße gerade die Mauer berührten, die an die Nordseite des Stadtparks grenzte. Als sie losließ, kehrte der Zweig sofort in die Ausgangsposition zurück. Sie bedeutete Matteo ungeduldig, ihr zu folgen.
    Er betrachtete die Situation und erkannte ein Problem. Da er mehr wog, würde er entweder mit großem Schwung auf die Mauer auftreffen oder sie völlig verfehlen. Rasch kalkulierte er den Gewichtsunterschied zwischen seinem muskelbepackten Körper und Tzigones zierlicher Statur, dann betrachtete er den Winkel und die Widerstandskraft verschiedener Zweige zu beiden Seiten des von ihr gewählten Astes.
    Zum Glück waren die Zweige nah genug beieinander, um beide packen zu können. Er sprang zwischen ihnen hindurch, dann legten sich seine Hände um sie.
    Die Zweige glitten durch seine Hände, als er fiel. Er ignorierte es, daß die Rinde seine Handflächen wundscheuerte, und als er den ausgewählten Punkt erreicht hatte, packte er fester zu. Seine Berechnung war punktgenau. Er landete genau an der ausgewählten Stelle neben der jungen Frau, die vor Erstaunen den Mund weit aufgerissen hatte.
    Sie betrachtete ihn mit neuer Achtung: »Hoppla!«
    »Es ist schon gut, daß einer von uns das unterschiedliche Gewicht bedacht hat«, erklärte Matteo.
    Sie ging mit einem Schulterzucken darüber hinweg. »Es ist schon eine ganze Weile her, daß ich auf jemand anderen als mich Rücksicht neben mußte. Erstaunlich, wie schnell man aus der Übung kommt.«
    »Gibt es hier wirklich ein Schwert?« wollte Matteo wissen.
    »Ja«, sagte sie und imitierte perfekt seinen Tonfall. Sein ärgerliches Seufzen amüsierte sie, und sie kicherte, als sie vor ihm auf der Mauer des Parks entlanglief.
    Sie kletterten nach unten und befanden sich in der Riffstraße. Matteo mußte unwillkürlich seine Umgebung anstarren, während sie durch die Straße liefen. Obwohl dieser Teil der Stadt weit im Landesinneren lag, war der Geruch des Meers intensiv. Über Aquädukte wurde Meerwasser von der Bucht hergebracht, und mit ihm kamen auch jene Geschöpfe, die für den Bau der Häuser und Geschäfte benutzt wurden.
    Alle Gebäude in dieser Straße bestanden aus Korallen, deren Farbe von einem blassen Rosa bis hin zu einem tiefen, düsteren Rosé reichte. Überall herrschten Meeresmotive vor, angefangen bei den wellenförmigen Eisenzäunen bis zu blühenden Formbäumen in Gestalt von Fischen und anderen Meeresbewohnern. Das Tor eines besonders beeindruckenden Geschäfts war von einem Paar steinerner Sahuagin eingerahmt, abscheulichen Fischmännern, die mit gezücktem Dreizack und gebleckten Haifischzähnen Wache hielten. Matteo hatte davon gehört, daß Seeleute diese Art von Schmuck als schreckliche Geschmacksverirrung betrachteten. Eher würden Elfen die heitere Gelassenheit ihrer Tempel durch Statuen von räuberischen Dunkelelfen verunstalten, als daß ein Seemann an Sahuagin erinnert werden wollte.
    Trotz solcher Fehlgriffe waren derartige Häuser bei den wohlhabenden Gemeinen beliebt. Ein Korallenhaus wachsen zu lassen dauerte viele Jahre und erforderte einen immensen Aufwand an kostspieliger Magie. Ein neues Bauwerk war gerade am Entstehen, und Matteo war sehr daran interessiert, mit eigenen Augen zu erleben, wie dieser Prozeß ablief.
    Ein stabiler Holzrahmen bildete das Gerüst, an dem Gebäude von oben nach unten wuchs. Die Handwerker der Stadt stellten Pumpen zur Verfügung – kleine Wunderwerke aus Metall und Magie –, die das Meerwasser

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