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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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finden.
    Er sah nach unten und entdeckte Mbatu, der um den Baum lief. Frustration und Wut waren ihm anzusehen.
    »Ein Baum scheint mir ein untypischer Ort zu sein, um sich vor einer Katze in Sicherheit zu bringen«, merkte er an.
    Tzigone rümpfte die Nase. »Wemics auf allen Vieren sind schnell, aber klettern können sie nicht. Zu viele Beine, von der Taille ab aufwärts zu groß. Ihr Gleichgewicht ist gestört.«
    Er dachte darüber nach und kam zu dem Schluß, daß sie vermutlich Recht hatte. Was er aber nicht recht glauben wollte, war ihre Behauptung, ein Schwert zu besitzen. Es gab strenge Vorschriften, welche Klasse welche Waffen tragen durfte, und auch wenn es ihm schwerfiel, den genauen Status der jungen Frau zu bestimmen, bezweifelte er, dass sie zu Adelsstand, Militär oder Miliz gehörte.
    Zweifelhaft war auch die Wahl des Ortes, an dem sie die Waffe versteckt haben wollte. Sie hatte gelogen, um ihn aus der Taverne zu locken, und es war anzunehmen, daß sie es ein weiteres Mal getan hatte, um ihn vor einem Kampf zu bewahren und in die Sicherheit des riesigen Baums zu bringen.
    »Du hast ein Schwert in einem Baum versteckt?« fragte er skeptisch.
    Sie bohrte die Finger in die Rinde und begann zu klettern. »In diesem Baum sind viele Dinge versteckt. Wenn du mir folgst und die Augen offenhältst, wirst du die meisten von ihnen überleben.«
    Der Stamm hatte einen größeren Umfang als so mancher Magierturm, und seine Rinde bildete Muster aus Wülsten und Windungen. Matteo mußte feststellen, daß das Klettern gar nicht so schwierig war, wie es ausgesehen hatte. Wenig später zogen sie sich bereits auf einen dicken Ast.
    Matteo richtete sich auf sah sich fasziniert um. Die Hauptäste waren breit, und ihre Oberseite war fast eben. Sie griffen ineinander und bildeten ein Netzwerk aus Gängen mit nahezu planen Ebenen. Einige Schritte weiter überspannten Bretter den Freiraum zwischen zwei Ästen. Ein abgerissenes Stück Segeltuch bildete ein bemerkenswert gemütliches Zelt, und obwohl der Sonnenuntergang noch Stunden entfernt war, ragten zwei Paar Füße darunter hervor, die in robusten Stiefeln steckten.
    »Sie arbeiten nachts«, sagte Tzigone beiläufig und kletterte weiter.
    Auf der nächsten Ebene passierten sie eine Reihe weiterer Unterkünfte, von denen einige auf den Ästen des Baums befestigt waren, während andere die Hohlräume des Stamms nutzten. Matteo nahm voller Erstaunen zur Kenntnis, wie vielfältig das pflanzliche und tierische Leben war, das im Bilboabaum Unterschlupf gesucht hatte. Winzige Spinnen, so durchsichtig wie Glas und nahezu unsichtbar, wenn da nicht der schwache rosige Schimmer in ihrem Körper gewesen wäre, sponnen feine Netze aus roter Seide – Netze, die es nur in Halruaa gab und die von Magiern als Zauberbestandteile hoch geschätzt wurden. So wunderbar gefärbte Vögel schliefen im Gewirr der Zweige, daß Matteo weder in Büchern noch in Legenden auf ihre Existenz gestoßen war. Eine geflügelte Katze war in ihre Körperpflege vertieft, und Insekten summten so aufgeregt hin und her, als müßten sie eine wichtige Botschaft überbringen.
    Matteo fragte sich, für wie viele Geschöpfe dieser Baum ein Heim war. Hier und da war ein Ast vom Sturm abgerissen worden und hatte ein Loch hinterlassen, das groß genug war, um einer kleinen Familie von Baumbewohnern Raum zu bieten. Matteo hätte es nicht verwundert, wenn Tzigone von Zeit zu Zeit hier selbst Zuflucht suchte. Sie schien sich in der Vielzahl von Ästen und Zweigen so gut auszukennen wie in der Stadt tief unter ihnen. Genau genommen war der Baum eine kleine Gemeinschaft innerhalb der Stadt, in der es vor Leben wimmelte, das weit über die zu erwartenden Vögel und Insekten hinausging. Matteo nahm sich vor, sich mit den Möglichkeiten von Baumstädten auseinanderzusetzen. Es könnte sich als nützlich erweisen.
    »Vorsicht hier. Komm dem großen Netz nicht zu nah«, warnte Tzigone.
    Als Matteo um einen gewaltigen Ast herumkletterte, sah er, was sie gemeint hatte. Vor einem tiefen, engen Hohlraum spannte sich ein Spinnennetz, das vor Tautropfen glitzerte, deren Farbe von Silber über Rot bis hin zu Blau reichte – den Farben, die der dahinter verborgenen Schatz hatte. Matteo sah den sehnsüchtigen Blick, den Tzigone auf den Fund warf, aber sie war klug genug, nicht den Versuch zu unternehmen, ihn zu plündern. Die Spinne, die Wache hielt, war so groß wie Matteos Handfläche. Er erkannte die Art als eine, die von einem

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