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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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um und stemmte die Fäuste in die schmalen Hüften. »Was stehst du da so? Kommst du oder nicht?«
    »Nein, ich komme nicht.« Er verschränkte die Arme und sah die ungläubige Tzigone an. »Glaub nicht, ich wäre dir nicht für die Hilfe dankbar, aber ich war lange genug auf der Flucht. Geh deinen Weg, und ich gehe meinen.«
    »Und der wäre?«
    »Ich werde mich dem Wemic stellen«, sagte er nur.
    Die junge Frau zischte wutentbrannt: »Hast du den Waffengurt des Wemic gesehen? Das Schwert, das er über der Schulter trägt?«
    Matteo warf ihr einen verwunderten Blick zu. An beides konnte er sich haargenau erinnern: Das Gehenk war ein breiter braungelber Ledergurt, der über die breite Brust des Wemic lag und mit dem Gürtel verbunden war, der um den humanoiden Torso gelegt war. Das Gehenk hielt eine Scheide, die schräg über den Rücken des Wemic lag, nach oben hin gut festgemacht und am unteren Ende mit einem kurzen Gurt gesichert, so daß sie nach außen wegkippen konnte, wenn der Wemic sein Schwert zog – eine notwendige Anpassung, wenn man die Länge der Klinge berücksichtigte. Kein erfahrener Krieger würde sich so verwundbar machen. Ein schneller Stich oder Wurf mit einem Dolch konnte die Lungen durchbohren und den Wemic in seinem eigenen Blut ertrinken lassen. Durch die Ergänzung um den unteren Gurt mußte der Wemic einfach nur über die Schulter greifen und das Heft umfassen, womit er seine Waffe in der halben Zeit und nur mit einem Bruchteil des Risikos ziehen konnte. All das hatte Matteo mit einem Blick erfaßt.
    »Klar habe ich Gehenk und Schwert bemerkt. Wieso?«
    »Wieso?« wiederholte Tzigone fassungslos. »Das Heft ragt über die Schulter des Wemic hinaus, und die Klinge ist so lang wie sein Rücken breit. Selbst ohne die Waffe hat Mbatu eine größere Reichweite als du. Mich interessiert nicht, wie gut du zu sein glaubst. Wenn du nichts hast als diese Dolche, wirst du dich gegen ihn nicht lange behaupten können.«
    Ihre Worte waren herablassend, aber er konnte sich ihrer Logik nicht entziehen. »Das mag sein, aber ich habe kein Schwert.«
    »Ich schon. Komm.«
    Sie machte sich auf den Weg über das Dach und sprang dann über eine enge Schlucht in den Dachgarten eines Nachbarhauses.
    Matteo folgte ihr bis zum Dachrand und warf einen Blick nach unten, wünschte sich aber sofort, er hätte es nicht getan. Er ging ein paar Schritte zurück, atmete tief durch und wagte den Sprung. Er landete in einem Kräuterbeet. Minzgeruch erfüllte protestierend die Luft, während er Tzigone folgte.
    Als sie den Rand des Dachgartens erreicht hatte, nahm sie das Seil vom Gürtel und befestigte rasch und geschickt einen kleinen Haken mit drei Zacken daran. »Bleib zurück«, warnte sie ihn und wirbelte das Seil einen Moment lang durch die Luft, um es dann losfliegen zu lassen.
    Das Seil schoß bis zu den äußersten Ästen des großen Bilboabaums und wickelte sich fest um einen Ast. Tzigone zog am Seil und nickte. »Hilf mir, ihn heranzuziehen.«
    Matteo packte das Seil und zog, bis der Ast in Greifweite war. Sie umfaßten ihn beide, und auf Tzigones Kommando hin ließen sie sich vom Dachrand fallen.
    Der Ast bog sich so weit nach unten, daß Matteo hätte schwören können, er würde unter ihrem Gewicht abbrechen. Als er sich dann wieder nach oben zu bewegen begann, sah er zu Boden. Der Wemic war direkt unter ihnen und verdrehte in der Luft seinen goldbraunen Körper in dem Bemühen, die Füße unter sich zu bekommen, um auf ihnen zu landen. Offenbar war er hochgesprungen, um einen von ihnen oder sogar sie beide zu fassen zu bekommen. Matteo fröstelte bei dem Gedanken daran, wie knapp er gescheitert war.
    Einige Augenblicke lange wippte der Ast, bis er allmählich wieder zur Ruhe kam. Als Tzigone erklärte, es sei sicher, sich zu bewegen, hangelten sie sich am Ast entlang, bis er nach gut 30 Metern breit genug war, um hinaufzuklettern und auf ihm weiterzugehen. Tzigone zog sich mühelos hoch und reichte Matteo eine Hand, um ihm zu helfen.
    Sie gingen vorsichtig weiter, bis sie den Stamm erreicht hatten. Während Matteo die sonderbare Anordnung der Zweige betrachtete, wurde ihm bewußt, daß die Äste und Zweige in Schichten wuchsen, so wie Etagen in einem hohen Gebäude. Die nächste Lage bildete gut drei Meter über ihnen ein Dach. Die Äste waren dicht bewachsen, und die Blätter stellten eine schier undurchdringliche Barriere dar. In einem Punkt hatte Tzigone auf jeden Fall Recht: Mbatu würde sie hier nicht

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