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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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durch Rohre aufs Dach leiteten, von wo es wie ein kleiner Wasserfall in den darunter liegenden Zisternengraben stürzte. Winzige Korallen, die man durch Magie herbeigerufen hatte, waren mit dem Wasser nach oben gelangt und hatten im Lauf der Zeit ein Riff entstehen lassen, das bereits bis auf halbe Höhe in Richtung Boden gewachsen war. Mehrere Handwerker waren damit beschäftigt, die Rahmen für die unteren Fenster und die Tür zu bauen. Ein Magier schwebte in der Luft, gestikulierte ausholend und warf Hände voll fremdartiger Substanzen in die Portale, die bereits umrahmt worden waren. Die Partikel verschwanden, als sie hindurchflogen, und hinterließen eine Art magische Abwehr in den Fenstern, die die Korallen davon abhielt, dort weiterzuwachsen. Die Magie, die sie erzeugten, war durchsichtig wie feines Glas, aber weit stabiler.
    Es war ein wunderbarer Prozeß, den Matteo zugleich aber auch als unerklärlich traurig empfand. Ganze Generationen winziger Geschöpfe wurden veranlaßt, die offene See zu verlassen, um sich in dieses enge, künstliche Gewässer zu begeben, wo man sie dann dazu brachte, ihre Riffe in der ungastlichen Luft zu bauen.
    Matteo fragte sich einen Moment lang, ob es irgendwo in diesen Konstruktionen aus winzigen Körpern Prophetenkorallen gab, die das tödliche Muster durchschauten und versuchten, die anderen davon zu überzeugen, nicht den gleichen Weg zu gehen wie unzählige Generationen vor ihnen. Wenn dem so war, hatten sie offensichtlich keinen Erfolg, aber vielleicht waren sie auch nichts weiter als Teil dieses Musters.
    »Hier entlang«, sagte Tzigone und zeigte auf ein kleines Geschäft, das im Schatten einer seegrünen Markise lag. Niemand war da, was an sich nichts Ungewöhnliches war. Viele Kaufleute nutzten die Mittagshitze zu ausgedehnten Mahlzeiten und kurzen Nickerchen, während sie auf mächtige magische Abwehrvorrichtungen vertrauten, die ihre Ware beschützen sollten.
    Tzigone schritt zielstrebig auf das Geschäft zu und betrachtete die ausgestellten Waffen. Sie ging hindurch und nahm ein einfaches, aber gut gearbeitetes Kurzschwert, das deutlich länger war als ein Dolch, aber nicht so lang, daß ein Jordain, der mit Duellwaffen nicht vertraut war, Probleme mit dem Gleichgewicht haben würde.
    »Du bewahrst dein Schwert bei einem Schmied auf?« fragte Matteo zweifelnd.
    Sie sah sich um, dann drückte sie ihm die Waffe in die Hand. »Eine Zeit lang hatte ich es in einer Parfümerie untergebracht, aber jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, ist irgendein Kristallfläschchen zu Boden gefallen. Verdammt unpraktisch.«
    Matteo verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Du bist im spielerischen Umgang mit Worten sehr schnell. Ist das wirklich deine Waffe?«
    »Könnte ich sonst die Abwehrmaßnahmen des Schwertschmieds passieren?« erwiderte sie ungeduldig. »Nimm es, und dann laß uns gehen.«
    Matteo machte sich auf den Weg zum Hafen und der Stelle, an der er Cyric angebunden hatte. Er ging zügig, weil er das Pferd und Themo finden wollte, um mit beiden in die relative Sicherheit Haus Jordains zurückzukehren.
    Sicherheit.
    Das Wort verhallte in der großen Leere, die sein Herz erfüllte. Andris hatte dort keine Sicherheit erfahren.
    Matteo war nicht auf die Trauer vorbereitet, die ihn überflutete. Noch nie hatte er einen solchen Sturm von Gefühlen erlebt. Er fühlte sich überwältigt, als versuche jemand, ihn von seiner Vertäuung loszureißen.
    Einige Augenblicke verstrichen, ehe ihm bewußt wurde, dass Tzigone ihn interessiert betrachtete. Er bemerkte ihren Blick und machte sich auf die Fragen gefaßt, die sie ihm sicher stellen würde.
    Doch zu seiner Überraschung nickte sie. In ihrer Geste steckte wenig Mitgefühl, aber viel Verständnis. Was immer sie auch in seinen Augen entdeckt hatte, es war etwas, das sie gut kannte.
    Aus irgendeinem unerklärlichen Grund fand Matteo diese simple Anerkenntnis tröstender als jede der Phrasen, die ein Jordain in dieser Situation zum Besten gegeben hätte.
    Er kramte in seinem benommenen Verstand nach etwas Bedeutendem, das er sagen konnte, fand aber nichts. »Ich muß zurück zu meinem Pferd«, brachte er schließlich nur heraus.
    »Gut«, sagte sie zustimmend. »Ich hatte schon befürchtet, du würdest nach Mbatu suchen oder eine andere Dummheit dieser Art begehen wollen.«
    »Der Wemic wird mich wohl finden. Wenn er unsere Spur verloren hat, ist es nur logisch, daß er an den Ort zurückkehrt, an dem wir uns begegnet sind. Ich habe

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