Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
segelte zur Mitte des Sees, weder zu Wasser noch in der Luft.
»Lord Procopio, wenn ich meiner Pflicht Genüge tun soll, dann muß ich Euch raten, nicht auf den See hinauszufliegen«, sagte Matteo respektvoll.
Procopios einzige Reaktion war ein Fingerzeig auf ein anderes Schiff, das sich am Ufer entlang bewegte und rasch näher kam.
»Dies ist die Avariel des Beschwörers Basel Indoulur«, sagte er dann. »Er ist ein tollkühner Mann, der stolz genug ist, sich als mein Rivale anzusehen. Wenn wir ihn herausfordern, wird er nicht nein sagen.«
Procopio wandte sich einer blauen Kristallkugel zu, die auf einem Podest festgemacht war, und gestikulierte kurz. Wolken zogen über das Himmelsgewölbe und teilten sich dann, um das Gesicht seinen offensichtlichen Rivalen zu zeigen. Der Mann war stämmig, pausbäckig und hatte kleine, listige Auglein. Sein schwarzes Haar hatte er geölt und zu zahlreichen kleinen Zöpfen geflochten, die ihm fast bis auf die Schultern hingen. Die Magier tauschten die üblichen Höflichkeitsfloskeln aus, dann kam Procopio zur Sache.
»Die Winde stehen heute gut, Lord Basel.«
Das Bild des Magiers nickte glücklich. »Ja. Und die Avariel macht fast fünfundzwanzig Knoten. Hätte nicht gedacht, daß das alte Mädchen so etwas noch schaffen könnte.«
»Kein Wunder. Du segelst hart am Wind über dem See.«
»Nicht härter als du«, gab Basel zurück. »Wenn du etwas vorhast, Mann, dann sag es.«
»Eine Herausforderung. Ein Wettstreit für Geist und Nerven.«
Basels Augen traten hervor, dann lachte er schallend. »Mit anderen Worten: ein Spiel für Feiglinge. Komm schon, Procopio – ein Kinderspiel?«
»Mit einem Einsatz, wie ihn nur Männer machen. Sagen wir 2000 Skie? Und ich bin nicht so dumm, einen Kollisionskurs vorzuschlagen. Sieger ist vielmehr der, dessen Schiff als erstes dreißig Knoten erreicht.«
Die kleinen Augen des Magiers funkelten. »Ich bin wiederum kein so guter Freund, daß ich dein Geld nicht annehmen würde«, stimmte er zu, dann verschwand sein Gesicht von der Kugel.
Procopio drehte sich zu Matteo um. »Stell dir vor, dies sei dein erster Feldzug. Du wirst den General beraten, der angewiesen wurde, auf deine Empfehlungen zu hören. Der Ausgang dieses Kampfs liegt in deinen Händen.«
Matteo wollte erwidern, es handle sich um eine alberne Wette, um keinen Kampf, der es wert war, ausgetragen zu werden. Um solche Geschwindigkeiten zu erreichen, mußten sich die Schiffe viel weiter auf das Wasser hinauswagen, wo die Winde kräftig und unvorhersehbar waren.
Doch der Magier hatte diese Situation provoziert, und jetzt war es Matteos Pflicht, das Beste daraus zu machen. Er betrachtete die Wolken und das Ufer, während er das Gewicht der Sternenschlange in Erwägung zog.
»Wie groß ist die Mannschaft der Avariel ?«
Procopio nickte. »So groß wie die der Sternenschlange. Sechsundzwanzig. Die Himmelsschiffe wurden vom selben Schiffsbauer konstruiert, die Schwebestäbe vom selben Magier verzaubert. Die Schiffe sind Schwestern. Dieser Wettstreit wird nicht durch das Schiff entschieden, sondern durch die Weisheit des Kapitäns.«
Matteo fühlte sich versucht zu sagen, ein weiser Mann ginge kein so großes Risiko ein, nur weil sein Sportsgeist oder sein Stolz das so wollten. Doch auch wenn er noch jung war, wußte er, daß nicht jede Wahrheit ausgesprochen werden sollte. Er wandte sich dem Steuermann zu, einem schmalen Mann mit schütterem Haar, der fast einen Kopf kleiner war als er. »Wie heißt Ihr, Herr?«
Der Mann zwinkerte, sichtlich überrascht über die Frage und die höfliche Art, wie sie vorgetragen wurde. »Spalding, Herr.«
»Zu viel der Ehre«, entgegnete Matteo lächelnd. »Procopio Septus ist der einzige Herr hier. Ich bin Matteo.«
»Wie Ihr wünscht, H... Matteo.«
»Dreißig Grad steuerbord, Spalding.«
Procopio warf ihm einen finsteren Blick zu, als er merkte, daß das Schiff wendete und bremste. »Du kehrst zum Ufer zurück! Das ist der Kurs eines Feiglings, er führt in die Niederlage. Kehr zurück in die Strömung über dem See, wenn du den Schneid dafür hast.«
Als Feigling bezeichnet zu werden, versetzte dem Jordain einen Stich, aber er schüttelte nur den Kopf und betrachtete den Verlauf des Ufers. »Kurs halten, Spalding. Auf mein Zeichen gehen Sie hart steuerbord. Fliegen Sie auf dem kürzesten Weg Richtung Ufer und halten Sie den Kurs. Trimme die Segel nach Bedarf, um die Geschwindigkeit zu halten.«
Der Steuermann erbleichte, doch er
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