Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin
war und im Schatten von Bäumen und verspielten Pavillons lag. Dies war der Schauplatz farbenprächtiger Feste, jahreszeitlicher Messen und von Märkten unter freiem Himmel.
»Welche Messe läuft zur Zeit?« fragte Matteo einen der Mitreisenden, einen Kaufmann aus dem östlichen Gebirge.
Die Augen des Mannes leuchteten. »Die Monstermesse. Das wird ein ganz besonderer Augenschmaus, wenn Ihr Euch Zeit dafür nehmen könnt. Auerochsen für Bauern, die das Weideland haben, um Wollelefanten zu ernähren. Ich kann damit nicht viel anfangen. Das Fleisch ist viel zu zäh. Da ist mir ein gutes Stück aus der Lende einer Rothe schon lieber.«
Matteo verspürte eine leichte Enttäuschung, als er die banale Beschreibung hörte. »Dann ist es ein Viehmarkt?«
»Und alles andere dazu. Die schicken Echsen, die sich die Damen heute als Schoßtiere halten. Vögel aus dem Mhair-Dschungel. Greifenkätzchen, Dracheneier. Wenn man es essen, einsperren, anleinen oder für einen Zauber in Scheiben schneiden kann oder auch nicht, dann findet man es dort. Ich habe gehört, sie sollen dort sogar ein Einhorn feilbieten.«
Matteo lag die Frage auf der Zunge, welches dieser Schicksale auf das Einhorn wartete, aber dann kam er zu dem Schluß, daß er das lieber nicht wissen wollte. Er dankte dem Mann und holte seine Habseligkeiten.
Das Schiff legte sanft am Dock an, und als Matteo über die Planke an Land ging, warteten Männer in der weißen Kleidung der Jordaini auf ihn, die einen mißgelaunten Eindruck machten.
»Du bist Procopios Neuer?« fragte einer der Männer.
»Ich bin Matteo, und ich bin gekommen, um in den Dienst Procopio Septus’ zu treten«, bestätigte er.
»Dann komm mit«, sagte der Mann mürrisch.
Die Männer wandten sich um und gingen fort, ohne abzuwarten, ob Matteo ihnen folgte.
Zwar überraschte ihn dieser alles andere als begeisterte Empfang, aber er war so sehr von seiner Umgebung begeistert, daß er sich nicht allzu sehr daran störte. Halarahh war eine wunderbare Stadt, die größte im ganzen Land und Zuhause von fast achttausend Seelen. Doch als Matteos Eskorte ihn über den Marktplatz zum Haus Procopio Septus’ führte, hatte er nicht einmal das Gefühl, sich an einem überlaufenen Ort zu befinden.
Die Häuser, an denen sie vorübergingen, waren weitläufig und großzügig. Selbst die Heime der kleinen Leute waren überaus komfortabel und verfügten über einen Garten. Öffentliche Parks und Gärten waren fast an jeder Ecke zu finden. Breite Straßen mündeten in ausladende Höfe, die oft Märkten Platz boten, die nur geringfügig kleiner waren als der auf dem Platz am Dock.
Die Stadt war angenehm kühl, was einen willkommenen Unterschied zu der sengenden Sonne darstellte, die Matteo auf seiner Reise hatte erdulden müssen. Am Nordrand des Halruaasees gelegen, befand sich die Stadt am Zusammenfluß der zwei größten Ströme des Landes, Halar und Aluar. Eine angenehme Brise wehte vom Wasser her und fing sich an vielen erfindungsreichen magischen Gegenständen, die den Wind zum Teil noch verstärkten.
Zwar hatte Matteo keine magischen Fähigkeiten, aber er hatte den größten Teil seines Lebens damit verbracht, Magie zu studieren. Doch nie zuvor hatte er so viel Magie an einem einzigen Ort konzentriert gesehen. Fast die Hälfte der Einwohner dieser Stadt verfügte über die Fähigkeit, Zauber zu wirken, und mindestens dreihundert Bewohner verdienten mit Magie ihren Lebensunterhalt. Magiertürme ragten in den azurnen Himmel auf und verliehen der Stadt ein Aussehen, das an einen Wald aus Marmor, Kristall und Stein erinnerte. Magische Lampen säumten die Straßen und erfüllten Häuser und Geschäfte mit Licht. Als sie an den offenen Türen einiger großer Geschäfte vorübergingen, wurden sie von einem sanften, aromatisierten Hauch erfaßt, der den Händlern und ihren Kunden auf magische Weise Abkühlung verschaffte. In regelmäßigen Abständen fuhren flache Karren vorüber, auf die man magisch geschaffene Eisblöcke gelegt hatte, die auch den nicht so begüterten Bewohnern Abkühlung verschaffen sollten.
Was Matteo aber am meisten erstaunte, waren die Himmelsschiffe. Halruaa war zwar für diese wunderbaren Himmelsgefährte bekannt, aber so nah hatte er noch nie eines von ihnen betrachten können. Seine letzte Reise nach Halarahh hatte im Winter stattgefunden, als die meisten Himmelsschiffe an Land geblieben waren. Er hatte die Frühlingsregatta bei der Feier zum Tag der Herrin gesehen, die in jeder
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