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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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gab den Befehl getreulich an die Mannschaft an den Seilen weiter. Matteo wartete den richtigen Moment ab, dann ließ er den Mann wenden. Das Schiff beschrieb einen langsamen, umständlichen Bogen und verlor dabei weiter an Geschwindigkeit.
    »Ein mutiger Schachzug«, zog Procopio ihn auf.
    Einen Moment lang hingen die Segel schlaff herunter, doch dann blähten sie sich, wie Matteo erwartet hatte, und das Schiff machte einen Satz nach vorn.
    Der Magier hob erstaunt die Augenbraue. »Auf diesem Kurs geraten wir genau in die Flugbahn der Avariel .«
    »Das ist meine Absicht.«
    Procopio starrte ihn an, sein Mund stand vor Staunen weit offen. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Du bist verrückt geworden. Ich habe so etwas schon erlebt. Manche Männer können einfach nicht fliegen – die dünne Luft verwirrt ihr Denken. Ich übernehme das Kommando, Spalding.«
    »Nein«, erwiderte Matteo ruhig. Er bemerkte das spekulative Glitzern in den Augen seines neuen Patrons und verstand, daß es sich hier nicht um eine sinnlose Spielerei handelte, sondern um einen Test. Wenn er sich Procopios Respekt verdienen wollte, dann mußte er das hier zu Ende führen. »Ihr habt mich gebeten, diesen Kampf für Euch zu gewinnen, und genau das werde ich.«
    »Der Sieg ist eine schöne Sache, aber mir wäre es lieber, wenn mein Schiff ganz und himmelstüchtig wäre.«
    »Dann wartet es ab. Jetzt beizudrehen wäre gefährlich.« Um seinen Worten zusätzliches Gewicht zu verleihen und zu zeigen, wie ernst es ihm war, stellte sich Matteo zwischen den ungläubigen Magier und Spalding. Er hielt dem Blick des kleinen Mannes stand, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Es war ein Blick, der eine andere Art von Herausforderung darstellte.
    So etwas hatte Procopio ganz offenbar nicht erwartet. Sein Gesicht lief vor Wut und verletztem Stolz rot an. Er konnte Matteo nicht mit magischen Mitteln bändigen, und mit Körpereinsatz würde er seinen Willen auch nicht durchsetzen können. Procopio machte ein paar Schritte zurück, die Augen finster vor Zorn, und dann begann er mit den Gesten für einen Zauber, mit dem er den Jordain umgehen und Spalding seinen Willen aufzwingen konnte.
    Matteo erkannte den Zauber und unternahm beherzt etwas dagegen. Er packte das rechte Handgelenk des Magiers und riß es hoch, während er seinen Daumen um den kleinen Finger der linken Hand legte. Damit veränderte er die Geste und machte aus dem beabsichtigten Zauber eine harmlose Illusion. Bunte Lichter tanzten auf dem Segel und ließen Bilder von Frauen kreisen, die in die Federn der aufgemalten Flügel der Sternenschlange gekleidet waren.
    Procopio ließ die Hände sinken und starrte fassungslos auf das flackernde Bild, das von seinem unterbrochenen Zauber noch verblieben war.
    »Du übernimmst dich, Jordain. Ein enormes Risiko mit einem Schiff, das nicht deins ist! Weißt du, was so ein Schiff wert ist?«
    Matteo nannte ihm einen Preis, der bis auf eine Handvoll Goldstücke stimmte. Überraschung blitzte in den Augen des Magiers auf, und Matteo wußte, daß er ins Schwarze getroffen hatte. Aber es gab noch andere Wahrheiten, die bisher nicht ausgesprochen worden waren. Matteo schreckte auch davor nicht zurück. »Es ist wahr, daß ein großes Risiko eingegangen wurde. Aber nicht von mir.«
    Procopio verengte die Augen zu Schlitzen, doch ansonsten blieb seine Miene unverändert. »Ist dem so?«
    »Ich habe davon abgeraten, über den See zu fliegen. Die Winde sind kräftig und unberechenbar. Als Ihr dennoch den Entschluß fälltet, genau das zu tun, war es meine Aufgabe, Euch am Leben zu halten. Ich habe zur rechten Zeit beidrehen lassen, nicht zu früh. Es war keine Feigheit, sondern Berechnung. Werdet Ihr mich jetzt die Aufgabe, die Ihr mir gestellt habt, zu Ende führen lassen, ohne Euch einzumischen? Wenn nicht, sagt es jetzt. Gleich haben wir keine Zeit mehr für Diskussionen.«
    »Ich schwöre es«, murmelte Procopio verbissen. »Du hast das Kommando.«
    Matteo nickte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem rasch näherkommenden Himmelsschiff zu. Er konnte es jetzt schon genauer erkennen. Auf das Segel hatte man kunstvolle Runen und Symbole gemalt, und die polierten Panzer der Seeschildkröten waren mit gleichermaßen schmückenden Mustern aus Elektrum versehen worden. Doch Matteo konzentrierte sich auf die Segel. Es ging ein kräftiger Wind, der die Segel beider Schiffe blähte. Auch wenn nur eines der Segel der Avariel schlaff wurde, würde er sofort wissen,

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