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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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auf die Figur, die wie eine besonders farbenfrohe Fliege umherschwirrte. »Er war ein großer Magier, aber kein Stratege. Bei diesem Kampf verlor er über hundert Mann, weil die Crinti ihm in die Flanke fielen. In etwa so.«
    Der Magier berührte mit seinem Stab die Hügel zu beiden Seiten der Krieger. Ganze Gruppen von Schattenamazonen tauchten auf und begannen, die Fußtruppen einzukesseln.
    Procopio sah Matteo an. »Wenn du Mycontil wärst, was würdest du tun, um deine Verluste so gering wie möglich zu halten?«
    Matteo überlegte einen Moment lang, dann erwiderte er: »Ich würde eine Illusion eines Geräuschs erzeugen lassen, die die Crinti so erschrecken wird, daß sie sich in die Hügel zurückziehen. Dann können sich die Soldaten dem Haupttrupp widmen.«
    »Und was bitte sollte die Crinti erschrecken?« fragte Procopio scharf. »Sie wiegen ihre Kinder mit Schlachtgesängen in den Schlaf, die Piraten die Nackenhaare aufrichten!«
    »Habt Ihr nie die Lieder des Volks der Finsteren Feen gehört? Ich ja, und ich empfand es als unheimlich und enervierend. Aber für die Crinti muß die Musik der Finsteren Feen wie die Essenz des Schreckens wirken«, erläuterte Matteo. »Sie ist Teil der Legende der Ilythiiri. Kennt Ihr sie?«
    »Ich weiß nur wenig über die Ilythiiri, außer, daß es sich um Dunkelelfen handelt, die vor Urzeiten die südlichen Länder bevölkerten. Sie waren die Ahnen der Drow, die ihrerseits die Ahnen der Crinti waren. Was ist mit ihnen?«
    »Die Legende besagt, daß vor vielen tausend Jahren eine ilythiirische Magierin den Schleier durchdrang, der die Welt, die wir sehen können, von der unsichtbaren Welt des Finsteren Feenhofes trennt. Dort machte sie mit einiger Magie der dunklen Nymphen Bekanntschaft, zum größten Teil unglücklicherweise am eigenen Leib. Nach langen Qualen konnte sie entkommen, zwar völlig wahnsinnig, aber mit einem Wissen über wilde Magie ausgestattet, mit der sie jeden Magier im Land bei weitem übertraf. Sie begann einen Aufstieg zur Macht, der die finstersten Herzen ihrer Zeit an ihren Hof lockte. Ihr Name ist in Vergessenheit geraten, und man kennt sie nur als die Spinnenkönigin. Es heißt, die böse Göttin der Drow, Lolth, habe die Magierin in ihr eigenes Wesen aufgenommen und sich sowohl den Namen der Magierin als auch deren dunkle Magie angeeignet. Es heißt auch, daß etwas von den Erinnerungen der Magierin in der Göttin verblieb und als Folge davon die Drow und sogar Lolth selbst das Volk der Finsteren Feen fürchten. Was also könnte für die Crinti erschreckender sein als die Lieder der Finsteren Feen?«
    Procopio nickte langsam, während er über diese Ausführungen nachdachte. »Ein interessanter Gedanke. Diese Geschichte hatte ich noch nie gehört.«
    »Nur wenige widmen sich den Legenden der Drow. Es gibt auf dieser Welt vielleicht drei Bibliotheken, die zuverlässige Bücher darüber besitzen. Natürlich findet sich in Halruaa eine von ihnen.«
    »Du glaubst, daß die Crinti in solchen Dingen besser informiert sind als wir?«
    »Sie legen großen Wert auf ihr Drow-Erbe. Sie wollen es erhalten.«
    »Hmmm«, machte Procopio, als er darüber nachdachte. Dann zuckte er die Achseln. »Also gut, wollen wir mal sehen, was geschieht.«
    Der Magier bewegte den Stab in einem langsamen, komplexen Muster über den Tisch. Eine leise Melodie, düster, verlockend und furchteinflößend, erhob sich wie ein leichter Nebel in den Hügeln.
    Die winzigen Schattenamazonen, die von den Flanken herangestürmt kamen, hielten inne. In Windeseile machte sich Chaos unter ihnen breit. Die Pferde scheuten. Einige von ihnen stürmten inzwischen reiterlos davon. Augenblicke später waren die Kriegerinnen und ihre Pferde zwischen den Hügeln verschwunden, während die Hauptgruppe der Crinti ungeschützt dastand. Panik machte sich breit, da sie zu weit von den Hügeln entfernt waren, um sich dorthin zurückziehen zu können. Die Halruaaner eilten ihnen nach und holten sie mühelos ein. Im Handumdrehen war der Tisch übersät mit den winzigen grauen Leichen der Schattenamazonen.
    Procopio lächelte und nickte. Er machte mit einer Hand eine rasche Geste, und dann verschwanden Sieger und Besiegte vom Tisch.
    »Wer hätte gedacht, daß ein Lied – nein, die bloße Illusion eines Liedes – eine solche Macht über die Dämoninnen haben würde? Faszinierend, daß ein so einfacher Schachzug den Verlauf der Schlacht völlig umkehren kann. Kennst du noch mehr Crinti-Geheimnisse, die du

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