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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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in fröhlichen Gelbtönen lackiert. Zu seinem Erstaunen wurde Matteo klar, daß dieses Erscheinungsbild eine wirkungsvolle Verkleidung darstellte. Nur wenige würden hinter Farben und das Kostüm schauen, um darunter die Gesichtszüge der zierlichen Frau wahrzunehmen.
    Sie sprang auf das Podest und klatschte in die Hände. »Kommt alle her«, rief sie mit klarer, volltönender Altstimme. Sie bedeutete der Menge, den Raum zwischen Matteo und Frando zu füllen, womit sie auf höchst wirkungsvolle Weise den Angriff des wütenden Jordain unterband.
    »Seht gut her und sagt, ob ihr das Geschick in dem erkennen könnt, was ich gleich tun werde. Denn es ist nur Geschick, es ist kein Hauch von Magie im Spiel!«
    Sie rief ein Kind zu sich und zog mit einer ausholenden Geste plötzlich eine Münze hinter ihrem Ohr hervor.
    »Ein einfacher Trick eines Beschwörers!« rief jemand verächtlich aus der Menge.
    Tzigone ließ die Arme sinken, wandte sich um und sah den Störer ungläubig an. Matteo folgte ihrem Blick und sah den jungen Mann, der gesprochen hatte. Er war jung und ganz offensichtlich wohlhabend, da er violette Seide und viel zu viel Schmuck aus Gold und Amethyst trug. Von seiner Art gab es in den Städten Halruaas viele – Söhne und Töchter erfolgreicher Kaufleute, die über die Zeit und die Mittel verfügten, sich ihre Zeit in den Läden und Festhallen zu vertreiben.
    Sie nahm den Saum ihrer bunten Weste und öffnete sie. »Wenn ich so viele Münzen beschwören könnte, wie ich nötig habe, würde ich dann wirklich so elegante und dezente Kleidung tragen? Wenn ich mir Eure Kleidung so ansehe«, fügte sie ironisch an, »dann glaube ich, daß auch Ihr nicht die Schule der Beschwörer genossen habt.«
    Gelächter machte sich breit, und der Narr zuckte selbstbewußt die Achseln. Tzigone wies auf eine Straßenhändlerin, eine dickliche Frau, die auf einer ihrer großzügigen Hüften einen zur Hälfte mit Orangen gefüllten Korb balancierte. Die Früchte waren überreif; das ließ der schwere Geruch erkennen, der in der Luft hing. Einige Bienen hatten sich schon eingefunden und kreisten über dem Korb.
    »Wirf mir ein paar von deinen Früchten zu, wenn es geht.«
    Die Frau griff in den Korb und nahm drei Orangen heraus. Tzigone fing sie mühelos. Mit herausforderndem Lächeln warf sie ihr noch eine und dann weitere Orangen zu, die Tzigone alle schnappte und hoch in die Luft zu den anderen warf, die ein ständig wechselndes Muster zeigten. Das anerkennende Murmeln der Menge wurde lauter und verwandelte sich schließlich in Applaus.
    »Illusion!« rief ein magerer Junge.
    Ohne das Tempo zu verlangsamen, nahm sie eine der Orangen und warf sie auf den Rufer. Die reife Frucht zerplatzte an seinem Oberkörper und verteilte klebrigen Saft in seinem Gesicht und in seinem Haar.
    »Du mußt deine Tunika nicht waschen«, rief sie ihm zu und jonglierte ungerührt weiter. »Der Saft ist nur eine Illusion. So wie die Bienen, die er anlockt.«
    In dem Moment schrie der Junge und schlug sich ins Genick. Die Orangenhändlerin lachte so laut, daß sie sich nach hinten beugen mußte und dabei fast den Korb fallenließ.
    Als die Begeisterung nachgelassen hatte, warf Tzigone die Orangen eine nach der anderen zurück in den Korb. Dann nahm sie eine überhebliche Pose ein, eine genaue Nachahmung von Frandos Haltung und Ausdruck. Matteo nahm eine Hand vor den Mund, um ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Denkt an das Problem der Piraten«, dröhnte sie in offensichtlicher Parodie auf Frandos Vortrag. Während sie sprach, ließ sie den Kopf kreisen und den Unterkiefer herabsinken, um laut und deutlich vernehmbar zu schnarchen. Als die Menge zu lachen begann, tat sie, als schrecke sie erschrocken aus einem tiefen Schlaf hoch. Dann schüttelte sie den Kopf, um sich von den Nachwirkungen des Schlafs zu befreien.
    »Das Problem mit den Piraten«, sagte sie in lebhafterem Tonfall, »besteht darin, daß sie manchmal an Land kommen. Dann werden sie zum Problem. Ich bitte euch, ihr Leute, hört euch diese Geschichte an, die euch als Warnung dienen und die euch ein Stück klüger machen soll, ehe ihr diesen Platz verlaßt. Eine Jordain wurde losgeschickt, um für ihren Patron eine Nachricht zu überbringen. Begleitet wurde sie von einem anderen Jordain, der noch ausgebildet werden mußte und der für unsere Zwecke keinen Namen braucht.« Wieder verzog sie das Gesicht zu einer Karikatur von Frandos hochmütigem Ausdruck, woraufhin die Menge johlte und sich

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