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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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verständnislos.
    Der Vögel plusterte sich ungeduldig auf, das Federkleid raschelte. »Versteckt unter der Matratze. Lies sie und dann lege sie wieder zurück.«
    Der Vogel war fort. Er war nicht weggeflogen, er war ... fort.
    Andris blickte konsterniert drein. Das war das Werk eines Magiers, und es war kein geringes Werk! Drastische Gesetze untersagten den Jordaini, Magie anzuwenden oder jemanden in ihrem Auftrag Magie anwenden zu lassen. Ein Blinzelvogel war entweder ein Geschöpf der Natur oder ein heraufbeschworenes Bild, aber beides war verboten.
    Dieses Wissen hinderte ihn nicht, unter der Matratze nachzusehen, wo er auf ein altes, in dünnes, vergilbtes Leder gebundenes Buch stieß. Die Seiten waren aus feinem Pergament, das mit dem Alter eine blasse Sepiafärbung angenommen hatte und mit ausgebleichter Schrift überzogen war. Andris nahm das Buch mit zum Fenster und begann zu lesen.
    Mit jeder Seite, die er las, entfernte er sich ein Stück mehr vom Fenster, als könne er so auf Distanz zu den Schrecken gehen, die ihm offenbart wurden. In seinen Händen hielt er Akhlaurs Tagebuch! Die Runen hatte der Magier persönlich geschrieben, und er hatte jede der Seiten umgeblättert.
    Andris fühlte, wie er eine Gänsehaut bekam. Übelkeit stieg in ihm auf und steigerte sich noch, als er den Einband des Buchs ansah. Es gab kein Tier, dessen Haut ein so dünnes, feines Leder hätte hervorbringen können. Es handelte sich vielmehr um die Haut eines Menschen – oder genauer gesagt: um die eines Elfen.
    Argwohn verwandelte sich in Gewißheit, als er weiterlas. Runen, die mit vollkommener Präzision geschrieben worden waren, dazu detaillierte Zeichnungen, die distanziert Grausamkeiten darstellten, die schlimmer waren als die finstersten Träume, die Andris sich ausmalen konnte. Elfen waren die bevorzugten Versuchsobjekte des Nekromanten gewesen, und keiner von ihnen hatte annähernd soviel über sich ergehen lassen müssen wie ein Mädchen namens Akivaria, das gemeinhin besser bekannt war als Kiva.
    Andris fühlte sich wie ein Mann, der vom Moskitofieber erfaßt war – er brannte vor Zorn, aber zugleich empfand er eine lähmende Unentschlossenheit. Dieses Buch enthielt Geheimnisse, die den Jordaini-Orden zerstören konnten, wenn sie bekannt wurden – und er kannte sie jetzt.
    Wie hatte er zu Matteo gesagt? Wissen bringt Verantwortung mit sich.
    Mit zitternden Händen nahm Andris das zweite Buch unter der Matratze hervor, das sich als detaillierte Geschichte des frühen Jordaini-Ordens entpuppte. Während er las, betete er dafür, daß Matteos Freundin Tzigone keine Einzelheiten über sein Elfenerbe wußte und auch nicht erkannte, daß einer seiner Vorfahren noch immer lebte und gegenwärtig »Gast« im Azuth-Tempel war.
    Schlagartig kam Bewegung in ihn. Er packte seine wenigen Habseligkeiten in seine Reisetasche, zögerte einen Moment und steckte dann auch die Bücher ein.
    Nicht vergossene Tränen brannten in seinen Augen, während er sich auf dem Weg zurückzog, den sein Freund Themo nutzte, um heimlich zum Hafen von Khaerbaal reisen zu können. Niemand bemerkte die dunkle Gestalt, die das Kolleg verließ. Zum ersten Mal war Andris froh darüber, daß die Jordaini ein solches Geschick darin entwickelt hatten, wegzusehen. Er konnte sich zwischen ihnen bewegen, als sei er wirklich ein Geist.
    Gewissermaßen war er das auch. Seine Zukunft war zunichte gemacht worden, ihm entrissen durch den restlichen, verbliebenen Wahnsinn des Magiers Akhlaur und durch die Jordaini-Meister, die dieses Wissen zunächst unterdrückt hatten, um es dann in einer einzigen gewaltigen Woge auf ihn einstürmen zu lassen. Andris hatte kein anderes Leben als das eines Jordain gekannt, seine Zukunft gab es nicht mehr.
    Mit behendem Schritt machte sich Andris daran, seine Vergangenheit für sich in Anspruch zu nehmen.

ZWEITES KAPITEL
    W ie ein Hund auf einer Fährte folgte Matteo dem jungen Jordain zum Turm des Schulleiters.
    »Ich kenne den Weg«, stellte er klar. »Wenn du noch andere Aufgaben hast, dann laß dich nicht aufhalten.«
    Der Junge warf ihm einen ungläubigen Blick über die Schulter zu. »Der Schulleiter sagte, ich soll Euch zu ihm bringen.« Das war für den Jungen A und O aller Dinge, die ihm aufgetragen waren.
    Matteo seufzte und beneidete den Jungen, der so überzeugt war von dem, was er tat. Das Leben war sehr viel einfacher gewesen, als das Credo des Jordaini-Dienstes – Wahrheit, Halruaa und die Magier-Fürsten – drei

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