Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
der Geschosse, ein Energieblitz in Form eines schlanken karmesinroten Speers, prallte von der magischen Barriere ab und schoß direkt auf den Magier zu, der seinen Kurs gestört hatte.
Matteos Reaktion war teils Training, teils Instinkt. Er sprang vor König Zalathorm und griff nach dem Schaft des magischen Speers. Die Waffe fraß sich in seine Faust und hätte sie bis auf die Knochen verbrannt, wenn er nicht gegen Magie unempfindlich gewesen wäre.
Noch während sich seine Finger um den Schaft legten, drehte er das Handgelenk ein wenig – nicht, um die Waffe zu bremsen, sondern um ihre Flugbahn zu verändern. Doch die blieb auch querstehend auf ihrem alten Kurs. Matteos rechter Arm wurde von der Wucht des Speers ausgekugelt. Er taumelte zurück, den Blitz noch immer umschlossen, und wurde gegen eine Hofmauer geschleudert.
Matteo warf die allmählich langsamer werdende Waffe zur Seite und griff mit der Linken nach seinem Dolch, um den König weiter zu beschützen. Doch in dem kurzen Moment, den er brauchte, um die von den Schmerzen hervorgerufenen Sterne vor seinen Augen zu vertreiben, hatte sich Zalathorm bereits neben den Elefanten gestellt.
Der König streichelte die borstige graue Haut des Tiers, um es zu besänftigen. Als der Viehtreiber zu ihm kam, um die Zügel zu nehmen, sprach Zalathorm einige leise Worte. Matteo konnte nichts verstehen, sah aber, daß der Viehtreiber kreidebleich wurde. Der Mann wich zurück und deutete immer wieder knappe, ängstliche Verbeugungen an.
Der König sah die verstummte, aber aufmerksame Menschenmenge an. »Viele Aufgaben liegen noch vor uns, und Halruaa ist ihnen gewachsen, solange wir unsere Kraft auf das konzentrieren, was zu tun ist. Diejenigen von euch, die das Urteil des Königs brauchen, mögen in Ruhe hier warten. Die, die gekommen sind, um ein Spektakel zu erleben, sind nun zufriedengestellt und können wieder ihres Weges gehen.«
Obwohl der König ruhig sprach, erreichten seine Worte auch die, die ganz am Rand der Menge standen. Einige der morgendlichen Zecher trollten sich, andere nahmen mit unterwürfigem Gesichtsausdruck wieder ihren Platz in der Schlange ein.
Matteo kam zu Zalathorm, die linke Hand um den Ellbogen des verletzten Arms gelegt. »Eine gute Rede«, flüsterte er. »Viele Aufgaben liegen vor uns. Das kann man kaum besser verdeutlichen als dadurch, daß der König und sein Ratgeber sich um das Wohlergehen eines Lasttiers kümmern.«
Der König warf Matteo einen stechenden Blick zu. »Wenn der Schmerz in dir Sarkasmus weckt, sollten wir uns umgehend um deine Schulter kümmern.«
Matteo deutete eine leichte Verneigung an. »Verzeiht mir, Herr. Auch wenn ich Euch für den freundlichen Gedanken zu Dank verpflichtet bin, haben Heilzauber und Gebete eines Klerikers auf Jordaini die gleiche Wirkung ...«
»... wie Schmeichelei bei einem Maultier«, fiel der König ihm ins Wort. »Eine Analogie, die ich überraschend zutreffend finde.«
Er packte Matteos Arm und versetzte ihm einen knappen, aber um so heftigeren Ruck. Schmerz schoß wie eine Explosion durch Matteos Schulter und setzte sich bis in seine Glieder und sein Rückgrat fort. So schnell der Schmerz gekommen war, so schnell war er auch schon vorüber.
Matteo bewegte behutsam die Schulter. »Verblüffend. Ich glaube, ein Meister der Jordaini hätte es nicht besser gekonnt.«
Aus irgendeinem Grund fand der König diese Bemerkung amüsant. »Welch Lob aus deinem Mund!«
Zalathorm ging zur Treppe in der Palastmauer, die plötzlich an anderer Stelle aufgetaucht war. Matteo folgte ihm.
»Darf ich fragen, was Ihr dem Elefantentreiber gesagt habt?«
»Jaharid? Ich sagte ihm, ich hätte seinen Elefanten durch eine Unterhaltung von Geist zu Geist beruhigt. Ich habe ihn daran erinnert, daß der Elefant ein intelligentes, vielleicht sogar empfindungsfähiges Tier ist und ihm vorgeschlagen, ihn mit Achtung und Respekt zu behandeln, da es als Zeuge für viele von Jaharids ganz und gar nicht legale Aktivitäten aussagen könnte.«
Matteo überlegte einen Augenblick. »Der Elefant hat Euch das gesagt, Herr?«
Der König warf Matteo einen amüsierten Blick über die Schulter zu. »Unser großer grauer Freund hat keine Meinung über Jaharids Geschäftsgebaren kundgetan. Es gibt nur wenige Elefanten, die sich mit halruaanischen Gesetzen auskennen.«
»Verstehe. Ihr kennt diesen Jaharid?«
»Ich habe ihn noch nie gesehen. Ein einfacher Erkenntniszauber verriet mir seinen Namen und dazu ein interessantes
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