Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
betrachtete die Kreaturen, die an der Wand aufgespießt waren. Sein Mißfallen über diese Sammlung wandelte sich rasch zu Entsetzen.
Dhamari hatte sich nicht auf Schmetterlinge beschränkt. Winzige Chamäleonfledermäuse waren direkt neben einem ausgetrockneten Feendrachen und einer winzigen, mumifizierten Fee festgenagelt. Eine Reihe leerer Nägel steckte im Kork, und als Matteo einen davon herauszog, bemerkte er winziges blaues Stück, das durchscheinend und papieren war.
Er zeigte es Basel. »Sieht aus wie eine Schuppe von der abgestreiften Haut einer Sternenschlange.«
Der Magier fluchte lesie. »Ich gäbe zehn Jahre meines Lebens, um zu erfahren, wann und wie Dhamari an diese Haut gekommen ist.«
Matteo nickte und verstand, was Basel damit sagen wollte. Vor 20 Jahren war Keturah wegen ihrer Fähigkeit, diese gefährlichen Kreaturen zu beschwören, als Mörderin verurteilt worden. Es war eine seltene Fähigkeit, und nachdem sie geflohen war, war niemand auf die Idee gekommen, nach einem möglichen anderen Schuldigen zu suchen.
»Wie konnten Tzigone und ich ihn nur so falsch einschätzen?«
Basel griff in eine kleine Tasche an seinem Gürtel und holte den Talisman heraus, den Dhamari Tzigone gegeben hatte. »Ich habe ihn einer Reihe magischer Tests unterzogen und bin dahintergekommen, daß dies nicht Keturahs Talisman ist, sondern eine Kopie. Eine gute Kopie, jedoch bar aller Magie. Zuerst dachte ich, die Magie sei mit Keturahs Tod geschwunden.«
Eine logische Folgerung, nur daß Keturah nicht tot war. Matteo bemerkte den leeren Ausdruck in den Augen Basels und wünschte sich von Herzen, er könnte ihm alles erzählen.
»Das Original trägt einen dauerhaften Zauber, der sehr mächtig ist und seinen Träger vor einer bestimmten Person sowie vor allen schützt, die in seinen Diensten steht«, erklärte der Magier.
»Im Fall Keturahs wäre das Dhamari«, überlegte Matteo. »Wäre es denkbar, daß Dhamari das Original trägt, um sich vor sich selbst zu schützen? «
Basel stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich hätte dieses Wiesel nicht für so raffiniert gehalten, aber das würde erklären, wie er seinen wahren Charakter und seine Motive verbergen konnte.«
»Warum?«
»Ehrgeiz«, erwiderte Basel. »Kurz nachdem Keturah ihn als Lehrling aufgenommen hatte, hörte sie ihn prahlen, er würde später einmal zum Senat gehören und Erzmagus werden. Sie erzählte es mir, weil sie es für sonderbar und sehr untypisch hielt.
Dhamari war ein Mann mit bescheidenem Talent und schien das zu verstehen und hinzunehmen. Aber genug geredet. Wir wollen herausfinden, wie er es so weit gebracht hat.«
Sie gingen daran, das Labor und die Bibliotheken nach etwas zu durchsuchen, das Licht auf den Zauber werfen konnte, den Dhamari an Tzigone gegeben hatte und der sie beide an den Finsteren Feenhof verschlagen hatte.
Matteo legte die Schriftrollen rasch wieder weg, die Gifte und Verwandlungstränke beschrieben, während er sich länger mit allem befaßte, was mit Elfenmagie zu tun hatte. Das schien ratsam, da Kiva eine Rolle in den Zielen Dhamaris gespielt hatte, vielleicht aber auch umgekehrt. Auf dem Boden einer hohen Kiste stieß er dann endlich auf einen modrigen Band mit erhabenen, gewaltigen, winkligen Runen.
Sein Herz raste, als ihm die Bedeutung dieser Runen bewußt wurde. Er ging zu Basel, wobei er das Zauberbuch mit der gleichen Vorsicht und Widerwillen trug, als würde er eine tödliche Viper in den Händen halten.
»Es ist in Ilithiirinisch«, sagte er und reichte Basel das Buch. »Ich habe Legenden über die finsteren Elfen Halruaas gelesen, doch ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendetwas aus dieser Zeit hätte überdauern können, auch kein Zauberbuch.«
Basel legte den empfindlichen Band auf einen Lesetisch und begann, darin zu blättern. Nach einigen Minuten zog er eine kleine Pergamentrolle aus seiner Tunika und begann, die Zauber der Elfen abzuschreiben.
»Ist das klug?«
Basel sah auf. »Ist es klug, Schlangengift in der Hoffnung zu trinken, den Biß einer anderen Schlange zu heilen? Wenn die Vorfahren der Dunkelelfen und der Crinti-Banditen mir helfen können, gegen das vorzugehen, was Dhamari getan hat, dann gebe ich ihren verfluchten Nachfahren mein gesamtes Vermögen!«
Matteo dachte an Andris, der im Gefängnis saß, weil er Kiva geholfen hatte. »Kann aus Bösem Gutes entspringen?«
Basel schrieb weiter. »Ich könnte den Kopf in den Sand stecken und so tun, als würde nichts Böses
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