Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
du sicher, daß wir nicht zur Tür hinein können? Wer würde Zalathorms Ratgeber schon den Eintritt verwehren?«
»Niemand, vorausgesetzt, ich will, daß mein Handeln vom Stadtrat anschließend gründlich untersucht wird. Dhamari ist ein Kriegsopfer. Er hat Tzigone zur Erbin seines Turms gemacht, doch sie ist ebenfalls verschwunden, ohne daß sie ihrerseits einen Erben bestimmt hat. Bis der Senat in dieser Sache entschieden hat, bleibt der Turm gegen jede magische Erkundung gesperrt. Wenn wir die Schutzzeichen an den Türen brechen oder versuchen, mittels Magie in den Turm einzudringen, wird Procopio davon erfahren.«
»Ah.« Basels Züge verhärteten sich. »Lieber ein Messer an der Kehle, als daß mir der Mann über die Schulter blickt.« Er sah Matteo an. »Ich weiß, er war einmal dein Herr.«
»Man muß sich nicht entschuldigen, wenn man die Wahrheit sagt. Tzigone hatte eine ähnliche Meinung von unserem Oberbürgermeister. Sie nannte ihn einen ›alten Schneefalken‹.«
»Und noch einiges anderes, da bin ich mir sicher. Gut, bringen wir’s hinter uns.« Basel begann mit dem Gesang und den Gesten für den Zauber.
Matteo hatte schon zuvor Magier gesehen, die Tarnzauber wirkten, doch dies war das erste Mal, daß er miterlebte, wie Magie Jahre ungeschehen machte. Basels Gesicht wurde schmaler und härter. Das Doppelkinn hob sich und verschwand, und alle Spuren der Resignation im mittleren Alter und eines zu ausschweifendes Lebens verblichen. Nur das Funkeln in seinen Augen blieb, auch, als sich einige Falten zurückbildeten. Auch trug er sein schwarzes Haar immer noch zu unzähligen, mit Perlen verzierten Zöpfen geflochten.
Basel zwinkerte dem Jordain, der ihn ungläubig anstarrte, zu. »Sah ich nicht einmal blendend aus?«
Matteo antwortete mit einem flüchtigen Grinsen. In Wirklichkeit hatte er im jüngeren Gesicht des Magiers nach Ähnlichkeiten mit seinem eigenen gesucht. Basels Züge waren rundlich, während das Matteo scharf gezeichnete Brauen, ein entschlossenes Kinn und eine schmale, geschwungene Nase hatte. Matteos Haar war auch heller – ein ungewöhnlich tiefer Kastanienton mit einigen roten Sprenkeln. Mit nahezu einem Meter achtzig war er für einen Halruaaner hochgewachsen und ein gutes Stück größer als Basel. Nur ihr Körperbau wies gewisse Ähnlichkeiten auf: breite Schultern, breite Brust und muskulöse Gliedmaßen.
Der Jordain war nicht der einzige, dem die Übereinstimmung auffiel. Basel zwinkerte erneut. »Laß dir das eine Lehre sein. Jetzt weißt du, was passiert, wenn man mit dem täglichen Waffentraining aufhört. Außerdem hältst du dich vorsichtshalber besser von altem Käse, Rotwein und gezuckerten Feigen fern.«
Matteo zog versuchsweise an dem dichten Gewirr aus blühenden Ranken. »Wenn diese Unternehmung scheitert, soll ich dann diesen Rat in Eure Grabrede aufnehmen?«
Basel schnaubte. »Seit gehört Sarkasmus zu den rhetorischen Studien eines Jordain?«
Der junge Mann zuckte die Achseln und begann zu klettern. Magiertürme waren mit magischen Schutzzeichen gesichert, doch Matteo hatte von Tzigone gelernt, daß es oft nutzbringender war, profane Methoden anzuwenden, anstatt zu Gegenzaubern zu greifen. Dennoch nagte die Methode, um in Keturahs früheren Turm einzudringen, an Matteos Gewissen. Es gab nur wenige Dinge in Verbindung mit seiner Freundschaft zu Tzigone, die nicht diese Reaktion auslösten.
Nach halruaanischem Recht war Tzigone ein Magierbastard, ein unbeabsichtigtes Verbrechen, daß Entehrung oder sogar Tod mit sich brachte. Sie war auch eine Diebin und Streunerin, und doch schützte Matteo sie immer wieder, obwohl er den Schwur geleistet hatte, die Gesetze Halruaas zu achten.
Es schien ihm, als machten Frauen das Leben in ziemlich großem Stil komplizierter.
Basel zog sich durch ein offenes Fenster im dritten Stock und klopfte sich den Schmutz von den Händen. »Es hat keinen Sinn, noch höher zu klettern. Der Turm ist verlassen.«
»Dhamaris Diener scheinen nicht besonders loyal zu sein«, beobachtete Matteo.
Basels künstlich verjüngtes Gesicht hatte einen düsteren Ausdruck. »Aus gutem Grund. Komm mit.«
Er ging in Dhamaris Arbeitszimmer. Als Matteo in den weitläufigen Raum trat, sah er sich zunächst einmal um. Es sah aus wie bei den meisten anderen Magiern, abgesehen allerdings von einer gewaltig großen Korkplatte, die sich über eine Wand erstreckte – eine Schmetterlingssammlung, wie es auf den ersten Blick schien. Er trat näher und
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