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Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Titel: Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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ovaler Spiegel und eine kleinere Schriftrolle. Beide Blattränder waren von einem komplexen Muster gesäumt, das sich bei genauem Hinsehen aus abertausenden Runen zusammensetzte, die so winzig und zahlreich waren, daß es unmöglich war, einzelne von ihnen zu identifizieren. Laut Keturahs Meister fand sich in diesem scheinbaren Gewirr jeder bekannte Zauber. Das Buch konnte die Herkunft jedes Zaubers bestimmen – und manchmal gar den Magier, der ihn geschaffen hatte. Keturah hatte diese Behauptung noch nie auf die Probe gestellt, da der Preis für diese Magie hoch war.
    Sie machte sich mit einem Stift, dessen Spitze mit einem Diamanten besetzt war, daran, die seltsamen Schriftzeichen auf die Schriftrolle aus Elektrum zu übertragen. Als sie überzeugt war, das Bruchstück des Zaubers originalgetreu übertragen zu haben, stellte sie das Buch hochkant auf den Tisch, so daß die Seiten einander gegenüber lagen. Keturah nahm eine kleine Kerze, die mit teuren Gewürzen hergestellt worden war, stellte sie zwischen den Seiten und zündete sie an, um dann mit den Worten und Gesten des komplizierten Zaubers zu beginnen. Der silbrigweiße Schimmer des Elektrumspiegels verflüchtigte sich und wurde durch ein beschlagenes Glas und ein schattenhaftes, konturloses Gesicht ersetzt. Nach und nach füllte sich die kleine Schriftrolle mit halruaanischen Schriftzeichen.
    Sie beugte sich vor und begann, laut zu lesen.
    »Der Zauber ist unvollständig. Eine der Runen ist ein verkehrter, auf den Kopf gestellter Viertelkreis. Der Zauber ist wahrscheinlich ilythiirinischer Herkunft. Auf den Ruf des Spiegels zeigt sich kein Gesicht eines Magiers, doch soviel kann ich, das Buch, mit Gewißheit sagen: Das Bruchstück des Zaubers ist älter als die Zeitrechnung. Wollt Ihr, daß das Buch ihn übersetzt?«
    Sie lehnte sich zurück und atmete langsam aus.
    Ilythiirinisch. Das Wort an sich verbreitete schon Schrecken, obwohl es für ein Volk stand, das in grauer Vorzeit aus Halruaa verschwunden war. Ilythiirinisch. So nannten Weise die finsteren Elfen auf dem Südland, die Vorfahren der bösartigen Drow.
    Ilythiirinische Magie – was hatte sich Kiva nur gedacht!
    Keturah eilte in ihre Schatzkammer, um Gold und Juwelen zu holen, die sie für die nächste Stufe der Nachforschungen brauchte. Sie schloß das Buch, um beide Schriftrollen zu löschen, öffnete es wieder und übertrug erneut die Runen, dann schrieb sie den Übersetzungszauber nieder. Die Kostbarkeiten legte sie in einen kleinen Kessel, zusammen mit einem Klumpen Bienenwachs und einer Mixtur magischer Pulver. Den Kessel stellte sie auf die aufgetürmten Kohlen ihres Herds. Als das Wachs zu schmelzen begann, goß sie alles in eine Kerzenform und wartete darauf, daß die Zauberkerze fest wurde. Sie zündete sie an und sah zu, wie Gold und Edelsteine mit dem Wachs schmolzen und dem Zauber Kraft gaben. Neue Runen entstanden auf dem Elektrumblatt. Noch während sie las, fühlte Keturah, wie ihr Gesicht nach und nach erbleichte.
    Das Bruchstück des Zaubers erwähnte das Finstere Feenvolk: dunkle Feen, die die Berge Halruaas heimsuchten, mysteriöse Wesen, die so böse waren, daß angeblich selbst die Drow sie fürchteten. Die umgekehrte Rune war ein Schutzzeichen gegen dieses todbringende Volk.
    »Ein umgekehrtes Schutzzeichen«, sagte Keturah langsam. »Dann diente der Zauber nicht der Abwehr, sondern der Beschwörung!«
    Bei Mystra! Das erklärte, warum Dhamari gezögert hatte, als sie gefragt hatte, ob sie den Kobold vorsätzlich gerufen hatten. Es war absichtlich geschehen, allerdings war es ein Fehler, daß ein Kobold erschienen war. Zum Glück, dachte sie. Sie war nicht sicher, ob sie mit den finsteren Kreaturen hätte fertigwerden können, die ihre Schülern hatte rufen wollen!
    Glücklicherweise waren weder Dhamari noch Kiva geschickt genug, um die Grenze zwischen der bekannten Welt und dem verborgenen Reich des Finsteren Feenhofs zu durchdringen. Keturah wußte nicht, ob sie selbst es konnte, doch sie hegte auch kein Verlangen, das herauszufinden. Dhamari würde es nicht wieder versuchen, sie hatte sein Wort. Aber Kiva ...
    Keturah sprang auf und suchte aufgeregt nach dem Pergamentfetzen, der ein wichtiges Beweisstück war, wenn Kivas Ehrgeiz beschnitten werden sollte. Die Elfe war auf dem Weg zur Bluthündin. Keturah war nicht so jung und idealistisch, um zu glauben, die Azuthaner würden allein auf ihr Wort hin gegen einen aus ihren Reihen entscheiden. Die Kleriker Azuths, des

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