Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Herrn der Magier, stellten eine Minderheit dar im Land, das Mystra zugewendet war. Sie hüteten eifersüchtig das Prestige und die Position ihres Gottes. Die meisten Azuth-Priester waren gute Männer und Frauen, aber wenn sich Magier in ihre Angelegenheiten einmischten, verwandelten sie sich in Wölfe, die man in eine Ecke gedrängt hatte.
Keturahs Blick fiel auf den Fetzen mit dem braunen Rand, der im Gewirr der verwelkenden Ranken fast unbemerkt geblieben wäre. Er war vom Tisch gefallen, während sie mit dem Zauber beschäftigt gewesen war. Sie kniete nieder, um nach dem Pergament zu greifen.
Ihre Finger legten sich um ein Wölkchen aus grünem Nebel, das sich seinen Weg zwischen ihren Fingern hindurch bahnte und ihr ins Gesicht stieg. Mit dem Nebel schlug ihr ein schwerer Geruch entgegen, der ihr allzu vertraut war. Der Nebel löste sich schlagartig auf, nur Kivas Parfüm hing noch wie spöttisches Gelächter in der Luft ...
* * *
Tzigone löste sich aus der Vision und warf dem zusammenge-kauerten Dhamari einen wütenden Blick zu. Da Illusionen an diesem Ort so intensiv waren, hatte sie das Gefühl, noch immer das Parfüm der Elfe und den Schwefelgestank in Dhamaris Kleidung zu riechen.
Sie schüttelte den Magier und schrie ihn an, damit er aus seiner Trance erwachte. Doch er wich nur zurück und fuchtelte hilflos mit den Händen, während er sie anflehte, ihn nicht mit ihren Hörnern zu durchbohren.
»Hörner«, murmelte Tzigone und stand auf.
Einen Moment lang betrachtete sie den abscheulichen Mann, die schreckliche Person, die im Sumpf ihrer eigenen Vergehen gefangen war. Sie spürte den Wunsch, ihn zu treten, unterdrückte ihn aber.
»Laß dir endlich ein Rückgrat wachsen, Dhamari! Dank dir und Kiva kann ich dir aus Erfahrung sagen, daß es möglich ist, so gut wie alles zu überleben.«
Der Magier reagierte mit einem Schmerzensschrei. Tzigone murmelte einen Spruch, den sie auf der Straße aufgeschnappt hatte, und bückte sich. Rasch schob sie den Talisman zurück in seine Hand, und sofort wurde aus seinen Schreien wieder ein klägliches Jammern.
»Ich will, daß du überlebst«, sagte sie. Ihre Stimme war kalt, und in ihren Augen war nichts von dem spielerischen Humor, der sonst ihr Kennzeichen und ihr Schild war. »Ich werde einen Weg finden, wie wir gemeinsam hier wegkommen. Wenn das alles vorüber ist, werde ich dich eigenhändig umbringen.«
VIERTES KAPITEL
D er abnehmende Mond erhob sich unbemerkt über die Straßen Halruaas. Sein Licht wurde von finsteren Wolken verdunkelt, die von Scheiterhaufen aufstiegen. Zwei Männer in dunkler Kleidung glitten durch die Nacht zur Mauer, die den Turm aus grünem Marmor umgab.
Matteo folgte Basel Indoulur – einem mächtigen Beschwörer und Oberbürgermeister Halars, der Schwesterstadt Halruaas –, der sich mit sicheren Bewegungen daran machte, die Mauer zu überwinden. Der stämmige Magier bewegte sich geschwind wie ein Jüngling und fand haltgebende Spalten und Risse in der Mauer, die der Jordain mit seinen viel jüngeren Augen nicht ausmachen konnte. Andererseits hatte Basel Keturah sehr gut gekannt, und vermutlich gab es einen guten Grund dafür, daß er mit den Geheimnissen des Turms vertraut war. Was Matteo allerdings überraschte, war die Tatsache, mit welcher Schnelligkeit dieser Mann klettern konnte und mit welchem Vergnügen er ans Werk ging, obwohl sie eine äußerst ernste Absicht verfolgte.
Zum ersten Mal erkannte Matteo eine Übereinstimmung zwischen dem Magier und Tzigone, die Basels Schülerin gewesen war – und vielleicht sogar seine Tochter war. Matteo überlegte, daß Basel möglicherweise auch sein Vater war. Obwohl Matteo auf dem Jordaini-Kolleg ohne die Erfahrung einer Familie aufgewachsen war, fühlte er sich mit diesen beiden auf enge Weise verbunden.
Die beiden Männer kletterten über die Mauer und huschten durch den Garten, in dem es nach Kräutern aller Art roch. Dhamari, der nach Keturahs Gang ins Exil den Turm übernommen hatte, war ein Meister der Tränke, und der schmale Weg, der zum Turm führte, war durch die Fülle an Kräutern fast zugewuchert. Die beiden Eindringlinge schafften es ohne Zwischenfall bis zum Turm und blieben stehen, um die Ranken zu betrachten, die aus dem grünen Marmor hervorzutreten schienen.
Basel sah Matteo an und lächelte bedauernd, als sein Blick nach unten auf seinen Bauch wanderte.
»Seit ich das letzte Mal an diesem Turm hinaufgeklettert bin, habe ich an zugelegt, wie du siehst. Bist
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