Ratgeber Übergewicht

dürfen. In der Regel sind es Formula-Diäten, also Nährstoffgemische, die nach einer Formel zusammengesetzt sind. Sie liefern alle notwendigen Nährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe), aber wenig Kalorien. So kann eine unriskante Gewichtsabnahme erfolgen. Der Abbau von Muskeleiweiß wird vermindert, da diese Formula-Diäten biologisch hochwertiges Eiweiß enthalten.
    Solche Formula-Diäten fördern die Gewichtsabnahme, allerdings bieten sie mehr „Ernährung“ und keinen Essgenuss. Sie sind auch nur zu empfehlen, wenn sie in ein umfassendes Programm eingebunden sind, in dem nach der Abnahmephase ein anderes Ess- und Bewegungsverhalten trainiert wird. Ein solches langfristiges Verhaltenstraining bietet z. B. das Optifast-52-Programm, an dem Ärzte, Psychologen, Ernährungsexperten und Sporttherapeuten mitwirken. Nach der dreimonatigen Formula-Diät mit Gewichtsabnahmen um 25 kg wird anschließend über weitere neun Monate das Ess- und Bewegungsverhalten in wöchentlichen Gruppentreffen trainiert (Information im Internet unter www.optifast.de ). Bei 58 % der Optifast-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer konnte nach 3,5 Jahren ein Langzeiterfolg nachgewiesen werden.
    Andere Programme, die ebenfalls Diätprodukte entsprechend der Diätverordnung einsetzen, werden von Ärzten oder Ernährungsberatern angeboten. Meist fehlen jedoch hier empirische Belege für die Wirksamkeit.
3.6 Ganz wichtig: die Motivation
    In einer Gesellschaft, in der das extreme Schlankheitsideal gilt, ist es absolut verständlich, dass übergewichtige Menschen schlanker werden möchten. Auch aus gesundheitlichen Gründen ist zu empfehlen, Übergewicht abzubauen. Doch der Wunsch alleine reicht nicht. Es kommt sehr auf die Art der Motivation an, ob das Ziel auch erreicht wird.
    Ich habe für Sie einen kurzen Test entworfen, mit dem Sie Ihre Motivation überprüfen können (vgl. Arbeitsblatt 1 im Anhang, Seite 78). Antworten Sie so ehrlich wie möglich, dann können Sie von der Auswertung profitieren. Schließlich füllen Sie den Fragebogen ganz allein aus und niemand schaut zu.
    Testauswertung. Haben Sie Ihre 10 Kreuze gesetzt und zusammengezählt? Dann möchte ich Ihnen die Bedeutung Ihrer Antworten erläutern. Es geht darum, wie intensiv Sie selbst aus eigenem Wunsch abnehmen wollen.
    Wenn Sie unter „stimmt“ höchstens ein und unter „insgesamt“ maximal vier blaue Kästchen angekreuzt haben, herzlichen Glückwunsch! Sie selbst wollen ernsthaft abnehmen, damit es Ihnen selbst besser geht. Sie haben eine starke Motivation aus sich heraus, Sie selbst wissen, welche persönlichen Vorteile Ihnen Ihre Gewichtsabnahme bringt. Das ist eine gute Basis, um auch erfolgreich die Gewichtsstabilisierung zu meistern.
    Wenn Sie unter „stimmt“ zwei oder mehr Kreuze in blaue Felder gemacht haben und unter „insgesamt“ mehr als fünf blaue Felder angekreuzt haben, dann empfehle ich Ihnen, sich in aller Ruhe nochmals zu überlegen, welche persönlichen Vorteile Ihnen das Abnehmen bringt. Die Motivation, die vor allem durch andere ausgelöst wird (Arzt, Partner, Bekannte), hält nicht lange vor. Sie müssen sich ganz sicher sein, dass Sie selbst für sich abnehmen – und nicht für andere.
    Sie haben andere Ergebnisse? Dann liegen Sie zwischen der Selbst- und Fremdmotivation. Schauen Sie sich Ihre Kreuze nochmals an. Die blauen Kästchen zählen für Fremd-, die weißen Kästchen für Selbstmotivation. Je mehr Punkte Sie für Eigenmotivation sammeln, um so erfolgreicher verläuft Ihre Gewichtsabnahme und die anschließende Stabilisierung. Die Kraft, die Sie brauchen, kommt nur aus Ihrem Inneren heraus – nicht von anderen.
3.7 Training ist wichtiger als Wissen
    Darf ich Ihnen eine kurze Geschichte erzählen? Mit meinem Auto habe ich die Fähre nach England genommen und bin durch London gefahren. Einmal bog ich rechts um die Ecke und fuhr weiter – natürlich rechts. Da wurde gebremst, geblinkt und gehupt, es ist nichts passiert. Ich wusste, dass in London Linksverkehr herrscht, aber bei mir als trainiertem Rechtsfahrer setzen sich nach dieser Rechtskurve die alten Gewohnheiten durch. Mein Wissen hat mir nicht geholfen. Von einer praktischen Stunde mit Fahrlehrer in London hätte ich mehr gehabt.
    So ist das mit dem Essverhalten auch. Essen ist eine der häufigsten menschlichen Verhaltensweisen. Gewohnheiten sind ausgebildet, die das Verhalten steuern, ohne dass wir noch nachdenken müssen. Man hat japanische Einwanderer in den USA untersucht, die nach und