Ratgeber Übergewicht
Hoffnungen vor jeder Diät wurden durch die anschließenden Erfahrungen nach der Diät enttäuscht. Übergewichtige haben erlebt, dass solche Schlankheitsdiäten eigentlich „dick machen“.
Übergewichtige behaupten oft, sie essen wirklich wenig oder das Gewicht sei in ihrer Familie „angelegt“. Sie halten sich für einen „guten Futterverwerter“, beschuldigen ihre „Drüsen“ oder schieben ihre überzähligen Pfunde auf den „schweren Knochenbau“. Alle diese Gründe wurden jahrelang als „Ausreden“ der Übergewichtigen bezeichnet. Inzwischen hat die Forschung jedoch diese „Ausreden“ (bis auf den „schweren Knochenbau“) als tatsächliche Möglichkeiten bestätigt. Damit ist auch ein Großteil des persönlichen Schuldvorwurfs entkräftet worden.
Gehen Sie verständnisvoll mit Ihrem übergewichtigen Angehörigen um. Sie können als Mit-Therapeut helfen, aber nicht mit „klugen Ratschlägen“. Sie können Mut machen, sollten gut zuhören und selbst als Motor für mehr Bewegung agieren. Als vertrauensvoller Gesprächspartner Ihres Angehörigen, der die Probleme des Übergewichtigen versteht, haben Sie die Chance, ein wirklich hilfreicher Angehöriger zu sein.
7 Ein Fallbeispiel
Monika, 53 Jahre, verheiratet, zwei Kinder. Sie wohnt inzwischen allein mit ihrem Mann (Berufsschullehrer) im eigenen Reihenhaus, ihr Sohn (20) und ihre Tochter (23) leben als Studenten in anderen Städten. Monika versorgt den Haushalt und den Garten. Sie kocht gerne und gut. Mittags bringt sie „gutes Essen“ auf den Tisch, das ihr Mann (und Monika selbst auch) mit Genuss verspeist. Sie hat viel Freude an der Gartenarbeit.
Monika ist sehr unglücklich über ihr Gewicht mit 89 kg bei 1,71 Körpergröße. Sie hat fast jedes Frühjahr eine Schlankheitsdiät gemacht, dabei auch abgenommen, aber schließlich wieder zugenommen. So ist sie über die Jahre langsam immer übergewichtiger geworden. Als sie vor fünf Jahren das Rauchen aufgegeben hat, hat ihr Gewicht nochmals einen Sprung von fünf Kilogramm nach oben gemacht. Sie staunt jedes Mal, wenn sie ihre Hosen oder Kleider im Kleiderschrank ansieht, die sie vor Jahren getragen hat. „Wenn die mir noch einmal passen würden“, denkt sie dann und resigniert: „Das schaffe ich nie mehr“.
Ihr Hausarzt hat nach der letzten Untersuchung etwas ernst geschaut und ihr dringend empfohlen, einige Kilogramm abzunehmen. Ihr BMI habe die kritische Grenze von 30 überschritten und ihr Blutdruck sei auch etwas erhöht. Wenn ihr Gewicht weiter steige, dann müsse sie damit rechnen, noch an weiteren Risikofaktoren zu leiden. „Auch das noch“, denkt Monika, „ich esse schon wenig und bewege mich im Garten. Was soll ich noch tun?“
Monika hat ihre Kalorientabelle fast auswendig im Kopf. Sie kauft besonnen ein und wählt oft auch Light-Produkte. Eigentlich isst sie nicht viel, jedenfalls nicht viel im Vergleich zu ihrem Mann, der große Portionen vertilgt und schlank ist. Sie schiebt ihr Übergewicht auch auf ihre Familie, denn ihre Mutter, ebenso ihr Vater, waren nicht die Schlanksten – eigentlich waren sie übergewichtig. „Das liegt bei uns in der Familie“, beschließt Monika.
Als sie ihrem Mann von ihrem Arztbesuch erzählte, schaute er sie lächelnd an und tröstete sie: „Also, ich finde Dich ganz in Ordnung so, Monika. Mich stören deine Pfunde nicht“. Allerdings hatte Monika sofort die Vermutung, dass ihr Mann ein wenig geflunkert hat, um sie nicht unter Druck zu setzen. Schließlich haben sie geheiratet als sie schlank war, dachte sie sich, wahrscheinlich findet er mich auch viel zu dick, aber sagt es nicht ehrlich.
Dieses Gespräch ging Monika nicht aus dem Kopf. Sie fasste den Entschluss: „Ich will endlich abnehmen. Aber ich mache jetzt keine Diät mehr. Die Diäten haben mir nicht geholfen, eigentlich ist danach alles schlimmer geworden“. Sie beschließt, in eine Beratungsstelle zu gehen, um dort nachzufragen, welche Möglichkeiten sie hat, tatsächlich ihr Gewicht zu normalisieren.
Beim ersten Termin wird sie gefragt, warum sie abnehmen möchte. „So kann ich mich nicht leiden“, gesteht sie. Auch ihrem Mann gefalle sie wohl nicht. Und ihr Arzt habe auch gesagt, dass sie abnehmen müsse. „Aber eigentlich will ich für mich abnehmen, damit ich wieder schicke Kleider tragen kann. Ich fühle mich so einfach nicht wohl. Wenn ich in den Spiegel schaue, dann kommen Ärger und Wut hoch. Auf mich selbst, weil ich meine Figur nicht in den Griff
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