Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
verschwieg, aber meinen Urlaub musste ich echt einreichen, sonst bekam ich den nachher nicht mehr.
John und Chris und ich machten es uns mit unseren Laptops direkt weiter im Meetingraum bequem. Hier schien immerhin die Sonne rein. Und die fühlte sich auf meinem Rücken einfach gut an. Ich nahm mir noch mal alle Fälle vor, die mir zugewiesen worden waren und tatsächlich hatten 80% meiner Unternehmensratings jetzt ein höheres Rating als das Länderrating. Die Staatsanleihen spielten wirklich eine mehr als entscheidende Rolle. Während wir alles eifrig checkten, konnte ich Macs Lob dieses Mal schon im Voraus spüren.
John hatte sich nun schon seit ein paar Tagen auf meine Seite gestellt. So kämpferisch er mir am Anfang gegenüber gewesen war, desto mehr kam er mir mittlerweile entgegen. Wie ich erfuhr, war er aber auch ein toller Hecht. Er hatte einen MBA von einer sehr bekannten amerikanischen Uni und hatte diesen Titel in nur einem Jahr bekommen. Andere brauchen dafür mindestens 2. Jahre und manch einer sogar mehrere Versuche. Anschließend hatte er schon für unser Unternehmen in Amerika gearbeitet, um sich vor Ort über die Ratings zu erkunden. Denn von hier wurden sie wie bereits gesagt schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitet. (Bei uns in Deutschland tobte da noch der Kaiser). Er war zertifizierter Rating-Analyst und das mit einem deutschen Zertifikat. Daher hatte ich (als waschechte Deutsche) wahrscheinlich schon ein bisschen gepunktet, kam ich doch aus seinem geliebten Deutschland und konnte allen erzählen, dass sein Deutsch wirklich gut war.
„Eine Überprüfung wie diese“, sagte er gerade, „macht echt Sinn. Aber die Ergeb nisse sind wirklich verheerend. Wie sollen wir den Kunden nur die ganzen Herunterstufungen verklickern?“
„Wir müssen das halt anders rüberbringen!“.
„Wir können ja nicht unsere eigene Rating-Methodik anzweifeln“, fügte ich hinzu. „Nehmen wir zum Beispiel Spanien. Tatsächlich gibt es in diesem Land so viele Probleme. Neben der hohen Jugendarbeitslosigkeit, sind auch um die 20% der Erwachsenen arbeitslos. Die Immobilienblase kennt jeder und von den Zwangsräumungen, die dort gerade so durchgeführt werden, haben auch schon viele gehört. Erst gestern habe ich gelesen, dass jede achte spanische Familie ihre Wohnung zwangsräumen musste. Es ist auch kein Geheimnis, dass Spanien eine extrem hohe Schuldenlast trägt und ein geringes Wachstum hat“.
Und Chris gab mir Mut „Du hast recht“, sagte er. „Zudem sind in Spanien erst kürzlich alle Sparkassen verstaatlicht worden“.
Und so gab es im nächsten Team-Meeting schon wieder neuen Gesprächsstoff. Das Rad spinnt immer weiter. Wir müssen noch so viel berücksichtigen und ich wusste, was Mac damit meinte: die Verzinsung der Anleihen, die Verzinsung der Bankprodukte, die Verzinsung der Versicherungspolicen. Alles musste geprüft werden.
Zwei Stunden Stunden später schickte er uns wieder an die Schreibtische, mit noch mehr neuen Aufgaben.
Hätte ich mich nicht gestern verliebt, w ürde ich heute Amok laufen und nicht schon wieder brav an meinem Schreibtisch, der mich mein Leben echt klaute. Aber selbst ihn hatte ich heute lieb.
14
……………Tatsächlich ruft er mich am Abend an. Um Punkt 20.30 Uhr, wie verabredet. Sein Wecker geht in ein paar Stunden um 4 Uhr schon wieder. Ich spiele also tatsächlich auch eine wichtige Rolle in seinem Leben.
Und ich habe aus meiner Liebe zu ihm ja gar kein Hehl gemacht. Ich habe schon immer an die große Liebe auf dem ersten Blick geglaubt, nur hatte ich sie noch nirgends gefunden. Und jetzt habe ich sie gefunden und mache daraus kein Geheimnis. Tristan will mich auch nicht mehr loswerden, sagt er gerade. Das macht mir nichts, dass er solche Wörter gebraucht. Im Gegenteil. Das ist wahrscheinlich die beste Voraussetzung für eine Beziehung in diesem Leben, weil dieses ganze unechte Gesäusel beim Kennenlernen einfach weg fällt. So waren wir bereits nach nur einer Nacht und einem Treffen mitten in einer richtigen Beziehung, mit Zielen und noch mehr Aufregung.
Selbst an Emma hatte ich noch nicht gedacht und ihr jedes Detail meines Treffens mit Tristan erläutert. Und so gab ich Tristan auch im ersten Telefonat schon Kontra, als er sagte: „Ich hoffe, du trägst mal pinke Unterwäsche für mich. Das macht mich an.“ Ich wusste, dass er so was nicht ernst wollte, aber meinte: „ Warum einigen wir uns nicht auf Rot. Pink geht gar nicht und gehört in die
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