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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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damit beschäftigt, ausgearbeitete Powerpoint-Präsentationen an die Wand zu werfen und dabei große Reden zu schwingen.
    „ Hier, der Rohüberschuss beim Lebensversicherer Volksbesserkurzleb ist sage und schreibe 0,2% höher und liegt damit ganz vorn im Vergleich zu allen Peers“, sagte er gerade.
    Ich setzte mich hin, und unterbrach das Gespräch und hatte gar kein schlechtes Gewissen dabei.
    „Wenn du nur auf die Verzinsung des Rohüberschusses achtest, verlierst du dabei ganz aus dem Auge, wie breit die Kapitalanlagen gestreut sind und das darf man gerade in heutigen Zeiten nicht vergessen“.
    Da hatte sie Recht, schluckte Martin. Und um noch einen draufzusetzen, fügte sie hinzu, dass die von der Lebensversicherung garantierten Zinsen auch noch langfristig garantiert werden müssen, aber schon jetzt von der Inflation aufgefressen werden. Andererseits ist die zurzeit garantierte 1,75% Rendite bei deutschen Lebensversicherern immer noch höher als viele Sparzinsen, die es momentan bei den Banken so gibt. Dann wurde sie noch einen Kopf größer, als Mac ihr zunickte.
    Und setzte direkt noch ein en drauf.
    „Außerdem darf man nicht vergessen, dass das langfristig wahrscheinlich erst recht Probleme gibt, wenn man beachtet, dass die meisten Versicherer rund 60% ihrer Kapitalanalage bei den Banken halten“, wusste Mac.
    Martin hatte nun nichts mehr zu melden. Und die deutschen Versicherer auch bei ihr nicht, denn sie lebte ja nun in England und hatte mit der deutschen Rente und deren Langlebigkeitsrisiken nichts mehr zu tun.
    Nach dem Meeting schmeckte heute sogar der Kaffee aus dem Automaten und das obwohl ein und derselbe Hahn auch Brühe, Tee und Kakao lieferte. Als ich wieder am Schreibtisch saß, klingelte mein Telefon. Es war Tristan.
    „Wie schön“, rief ich. „du sagst nicht ab, ja?“, warf ich leider klettenhaft hinterher.
    „Nein, ich wollte nur schon mal deine Stimme hören. Mach gerade Mittagspause“. Er stand draußen vorm Elefantengehege und ich saß hier eingesperrt in der 36. Etage.
    „Ich freu mich auf dich“, sagte ich, ohne ihm die Laune zu verderben. Ich muss sagen, ich muss hier echt schon wieder raus. Dabei war ich doch gerade erst gekommen. Aber es war immerhin Mittagszeit.
    Unten in der Mall konnte man sich um diese Zeit schon wieder in die langen Schlangen einreihen. Mein Weg führte daher zu wagamama, wo ich mir heute einen Hot Beef Salad (Salat mit gebratenen Rindfleischstreifen a la yummi yummi) und einen Passionfruit-Saft im Sitzen reintat. Dann bläht mein Bauch heute nicht so und meine Passion kriegt zumindest schon mal einen Namensvetter zu Gesicht.
    Eine halbe Stunde später saß ich dann auch wieder brav am Schreibtisch. Das war das Gute an Canary Wharf, hier kann man effektiv arbeiten, da man tolle Mittagspausenmöglichkeiten hat. Auch wenn es bei mir auch nach all den Jahren noch immer meistens wagamama gibt.
    Glücklich w ieder am Schreibtisch überprüfte ich dann noch mal die Verzinsung vieler Lebensversicherer. Ich teilte die Ergebnisse heute aber niemanden mit. Analysierte und verglich alles, nahm Infos auf und verglich alles zur Sicherheit noch einmal. Letztendlich hatte ich, was ich nicht wollte, aber schon vorher wusste. Alles geht den Bach runter, nächstes Mal besser machen, geht nicht und nirgendwo mehr. Hatte sie Recht? Auch wenn nicht. Es war wirklich Zeit was anderes mit meinem Leben zu machen.
    Natürlich keine gute Idee nach Afrika zu gehen, wo es noch mehr arme Menschen gibt, aber immerhin gibt es dort keine Konkurrenz , die Deutsch spricht und die Touristen mit einem Tierkenner durch die Gegend führt. Im Büro würde ich schon ersetzt werden. Neue Experten werden herangezüchtet oder Rating-Analysten der ehemals Konkurrenten-Agenturen werden ihren Job dann übernehmen. Wieder mit Mac und John kämpfen oder auch nicht, weil sie so gut sind. Und dabei auch vergessen, dass es noch anderes im Leben gibt, außer den Ratings.
    Acht Stunden nach der Mittagspause sitze ich endlich in der U-Bahn nach Hause und laufe zeitgleich mit Tristan vorm Haus auf. Meinem Zimmer habe ich den Namen Höhle gegeben. Cave. Aber jede Höhle in der freien Natur ist schöner als diese. Und die Hobbit Höhle für nur 3000 Pfund, die von einem Honigmann in Wales gebaut wurde, sowieso mein Traum. Hier wollen alle wohnen. In diesem Zimmer nicht mal der Vermieter selber, wenn er endlich alles abbezahlt hat.
    Aber heute ist das alles egal. Da Tristan da ist.
    Es gibt Tage, da geht

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