Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
die mir mehr als gefiel.
Ich dachte dann auch an Tristan und fing an seine Nummer zu wählen, ließ es dann aber doch, hatte ja nichts Wichtiges zu melden. In einigen europäischen Ländern sind diese hohen Abschlussprovisionen schon verboten worden. Natürlich sind gerade die Lebensversicherungen langfristig angelegt und zwar so lange, dass sie zum Teil mehr als 30 Jahre laufen. Deshalb werden auch auf den Maklermessen iPads und andere elektronische Gadgets und nicht mehr nur Gesellschaftsreisen nach Rothenburg verschenkt.
Vers icherungsmakler verdienen auf diese Weise wahnsinnige Provisionen, verkaufen aber vieles, was unnötig ist, was sie dir natürlich nicht verraten. Dann sahnen sie wieder ab, doch zufrieden sind sie nie und man kann sie schon wieder auf Akquise beziehungsweise Kundenfang sehen. Außerdem gibt es inzwischen wahnsinnige Engagements mit den Banken und damit Machtspielchen, die schon bald in Machtkämpfe umschlagen könnten. Aber da diese erst im Laufe der nächsten Jahre so richtig gefährlich werden, wird dieses Banken-Engagement nicht nur noch nicht erwähnt, aber auch nicht vermieden.
Nach fünf Stunden weiterer Arbeiterei kochte mein Gehirn mal wieder. Im Büro gab es Wasserspender und noch mehr davon. Wer will, kann sich hier tottrinken oder seine mitgebrachten Flaschen umsonst für Zuhause wieder auffüllen.
Ich will weder eine volle Flasche noch einen vo llen Becher, denn dann würde ich für den Rest des Tages nur wieder zur Toilette rennen und dazu hatte ich auch heute keine Lust. Daher gönnte ich mir nur einen Kaffee in der Cafeteria auf einer anderen Etage und zwei, drei freie Minuten dazu.
Und dann war schon wieder Feierabend angesagt und es hieß wieder “Ab-in-die-Röhre“ und dann „Ab-in-die-Haia“, denn ich musste morgen ja schon wieder früh raus.
17
…………… Am nächsten Morgen war ich schon vor dem Wecker wach und ich war es, die Tristan um 6 Uhr morgens anrief, aber immerhin trotzdem nicht aus den Federn warf. Sobald es nicht um Arbeit ging, kam ich ganz gut hoch um diese Uhrzeit. Mein Gespräch mit ihm heute musste sein und hier im Bett würde mich keiner der Kollegen stören. Tristans Stimme entschädigte für das frühe Wachwerden. Der Himmel draußen war auch noch ganz klar und ich kam mir vor wie Baby bei Dirty Dancing. Als sich die ersten Sonnenstrahlen durch den Vorhang recht erfolglos in mein Zimmer zu schleichen versuchten, stand ich endlich auf.
Das wird ein schöner Tag, sang ich unter der Dusche. Es war kurz nach halb sieben und die Duschen in London lieferten noch Wasser. Um kurz nach sieben sieht das oft schon anders aus. 8 Millionen können halt nicht zeitgleich duschen. Und mit Wasser waschen sich nunmal alle. Egal ob arm oder reich.
Da ich früh dran war entschied ich mich heute für einen Kaffee zu Hause. In der Gemeinschaftsküche fühlte ich mich aber wie eine Fremde, in der mich selbst das Silberfischchen, das sich gerade unter den Schrank hervorwagte, argwöhnisch betrachtete. Beinahe wäre ich wieder gegangen, aber jetzt war meine Neugier auf diesen Saustall (unter meinem eigenen Dach) erwacht. Es gab einen Kühlschrank, der geöffnet werden musste, und weil mich die Neugier rief, tat ich es dann auch. Im Inneren war aber nichts als gähnende Leere, und meine Neugier jetzt mehr als erwacht. Denn schlimmer konnte es in den Schränken nicht werden, bewahrt man dort doch nur Haltbares auf. Ich öffnete den ersten Schrank und stöberte auch in einem zweiten, der nicht mir gehörte und stand dann vor meinem. Also dem, der mir beim Einzug zugewiesen worden war. In diesem stand eine saubere Tasse und viel Tee. Die Tasse hatte keinen Namen eingraviert und stand, wie gesagt, auch in meinem Schrank. Und es gab einen Wasserkocher auf der Anrichte, der ganz sauber und vor allem kalkfrei war. Ich schmiss einen Teebeutel in die Tasse, die augenscheinlich mir gehörte und das kochende Wasser drüber und verkrümelte mich direkt wieder in mein Zimmer. In aller Ruhe nahm ich einen Schluck und bis ich den Tee nun ausgetrunken habe, habe ich noch Zeit.
Ich probierte noch mal Tristans Nummer und hatte Glück. „Was denn los?“, murmelte der in den Hörer. Ich war froh, schon wieder seine Stimme zu hören, auch wenn seit dem letzten Telefonat noch nicht viel Zeit vergangen war und sagte ihm das auch. Wir waren erst seit ein paar Treffen zusammen, aber ich war so froh darüber. Und das sagte ich ihm auch.
„Das finde ich auch“, bestätigte er mir
Weitere Kostenlose Bücher