Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
Büro, in dem es heute dank Klimaanlage gefühlte Minustemperaturen gab. Und ich schwöre, dass ich nicht übertreibe. Heute ließ ich meine Jacke daher erst mal an.
Mac wollte Ausführungen über Wettbewerber von meinen gerateten Versicherungsgesellschaften in Deutschland haben. Er wollte Vergleiche sehen, Peerkennzahlen und ich wollte Tristan und wenn das schon heute nicht ging, mich wenigstens über die Wachstumsaussichten im deutschen Versicherungsmarkt austoben.
Darüber hatte ich mir heute schließlich schon eine Stunde das Gehirn zermartert. Man kann sich hier auch total verausgaben, und heute hatte ich dieses Pech. Denn es hieß mal wieder, Gehirn an, Verstand aus. Nein, das war falsch. Gedanken an Wettbewerber an, Gedanken an Wachstumsaussichten aus.
Man kann sich hier wie gesagt echt leicht überarbeiten, und heute war das mal wieder der Fall. Ich stöberte durch die firmeninterne Datenbank mit den gerateten Unternehmen in ganz Deutschland. Dann holte ich mir das Jahrbuch der deutschen Regulierungsbehörde und legte es auf meinen Tisch. Dann verglich ich Unternehmen und suchte die raus, die noch kein Rating hatten. Dann brauchte ich noch die Jahresberichte von diesen. Und als ich die dann auch endlich aus dem Netz gezogen hatte, hatte ich erstmals die Möglichkeit, Vergleiche zu ziehen.
Das ging so. Ich suchte mir die Kern-Kennzahlen der gerateten Unternehmen raus und rechnete diese für die nicht gerateten Unternehmen aus. Besser gesagt, so hätte ich es machen müssen, aber so viel Zeit hatte ich nicht und würde ich auch nie und nimmer kriegen. Daher hatte ich am Ende dieser Aufgabe immer noch nur die Namen der nicht gerateten Unternehmen im Spreadsheet stehen. Ich kopierte dann die Namen der Kennzahlen der gerateten Unternehmen in dieses Worksheet und dann deren Inhalte in die entsprechenden Zellen. Ich hätte das jetzt für alle anderen berechnen müssen, aber da war dann schon wieder Mittagszeit.
Und ich wollte gerne mit den Kollegen mitgehen, denn das gab mir heute Aufenthaltsrecht im wagamama, ohne da schon wieder alleine und verfressen auflaufen zu müssen. Die Bedienung könnte nämlich wirklich über mich ganz schön lästern , und das ist mir nicht immer piepsegal. Auch wenn ich so manches Mal anders rede.
Ich habe die Karte von wagamama eine Million Mal durch, und damit meine ich auch durchgefressen. Da gab es kein Gericht, das ich nicht probiert hatte und keins, das ich nicht gemocht hätte.
Wettbewerber. Das war die Aufgabe für heute gewesen und noch vor meiner Chili-Creme schon wieder das Stichwort. Die nächsten 5 Minuten tat ich daher so, als ob ich gerne über dieses Thema redete. Dabei wartete ich nur auf meinen Nachtisch, den ich mir alleine hier ja nie gönne. Was ich zu dieser Zeit noch nicht wusste, konnte mir auch nicht den Hunger verderben. Und dann kam endlich mein Nachtisch. „Mmh“, sagte ich. „Enjoy“, auch wenn niemand sonst was zum Nachtisch bestellt hatte.
Irgendwann später im Büro stieß ich schon wieder auf das Wort Krise. Diese Krise ist wirklich eine große. Sie führt nicht nur zu Einbruch des Neugeschäfts bei Infrastruktur-versicherungen, sondern auch zu einer Verschärfung der Konkurrenz und das war doch die Aufgabe gewesen. Oder? Die Konkurrenz. Viele Konkurrenten bieten viele Versicherungs-produkte an, die sich gar nicht mehr lohnten. Durch die starke Regulierung gehen immerhin 90% der Erträge an die Kunden und nicht an die Unternehmen, weshalb es hier aber keinen Grund zur Sorgen geben sollte, denn sind auch hier die Risiken für das Unternehmen vergleichsweise klein. Überschüsse zählten schon immer als Eigenmittel und haben daher viele Ratings der Versicherer stark gemacht.
Dabei liegen die wahren Sorgen, die man hier haben sollte, ganz woanders. Nämlich in den Abschlussprovisionen. In Deutschland müssen 250.000 Makler von dem Verkauf ihrer Versicherungspolicen leben und darauf haben sie sich eingestellt, die Makler. Daher gibt es in Deutschland besonders viele Produkte – und die sicherheitsbewussten Deutschen haben sich auf viele Versicherungen eingelassen. Ich dachte an die Engländer, die nur 30.000 Makler satt kriegen mussten; ich dachte an die sündhaft teure deutsche Krankenversicherung und ich dachte an die Sexreise eines bekannten deutschen Versicherungsunternehmens nach Budapest, die erst durch solche hohen Provisionszahlungen möglich gemacht wurde. Und ich dachte auch an die Werbung eines bekannten Internet-Vergleichsportals,
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