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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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immerhin nicht mehr nuschelnd. Seit ich wieder mit ihm an der Strippe hing, überhäufte ich ihn mit Komplimenten. Mir wurde klar, dass man auch übertrieben kann und ließ es dann doch. Zumindest erst mal.
    „Ach ja“, seufzte ich mir zu. Die Arbeit. Für einen Moment hatte ich die ganz vergessen. „Müssen nicht mehr lange bis zu unserem Urlaub“, sagte Tristan. „Du solltest die Pinguine heute sehen. Putzig. Gerade posiert übrigens schon wieder eine äußerst reizende Dame für mich“. „Heute Abend schicke ich dir ein paar Fotos von heute“, sagte er an einem ganz normalen Arbeitstag. Dann verabschiedeten wir uns und ich legte meine Hände auf meine Ohren, um das Pingping der Pinguine auch hier im Zimmer zu hören, und dann über meine Augen, um sie zu sehen. Als ich sie wieder weglegte, sah ich allerdings nur meine fast leere Teetasse und die fortgeschrittene Zeit auf meiner Armbanduhr.
    „Oh, Mann“, meckerte ich mich selbst an und machte mich endlich auf den Weg zur Arbeit. Will man direkt dorthin, trinkt man morgens besser keinen Tee zu Hause. Das hatte ich aber gerade erst gelernt. Denn auf einer Fahrt, die mindestens eine Stunde dauert, spielt sonst die Blase vielleicht nicht mit. Ich hatte mich natürlich trotz Tee für einen Coffee-to-go am Bahnhof entschieden und stieg nun in Dagenham doch noch mal aus, um pieseln zu gehen.
    Dann bin ich halt ein paar Minuten zu spät, sagte ich mir und machte mich auf die Suche nach den Örtlichkeiten. Wenn ich nicht in den Rock machen möchte, dann wird es jetzt Zeit. Toiletten waren aber nirgends zu finden und es gab auch keine. Daher machte ich mich auf in die Nachbarschaft und fiel dabei vor Schmerzen fast um. Will man ein anderes London als Canary Wharf mit seinen Matrixgestalten erleben, empfehle ich diesen Stopp. In einem Café gab es Essen und Trinken, aber keine Toilette. Ein anderes Café hatte um diese Uhrzeit noch geschlossen und im News Agent gab es nur eine für Angestellte. Sagte man mir. Aber ich ignorierte diese Ansage, denn der Druck war stärker. Ich tat daher kurz so, als ob es nicht so dringend wäre und ich auch was kaufen wollte und stürzte mich dann einfach auf die Toilette, die hinter dem Vorhang versteckt war. Der Typ draußen fand das gar nicht lustig und krakelte laut rum, aber holte mich wie erwartet auch nicht raus. Wieder draußen entschuldigte ich mich nur kurz und machte dann schnell wieder die Fliege.
    Kinder in Uniformen heulten ihre verschleierten Mamis an und beäugten mich und meine wehenden blonden Haare neugierig. Die Männer liefen alleine im Anzug zur U-Bahn. Die Straßen sind daher fast autofrei, da die Frauen nicht fahren dürfen. Auch wenn sie in Europa leben. Ich schaffte es auf Anhieb Dagenham zu hassen und bin seither nicht mehr dagewesen.

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    …………… Interessiert man sich für unterschiedliche Kulturen und hat keine Zeit für Dauerreisen, da man seine Brötchen verdienen muss, empfehle ich das Arbeiten in einer Rating-Agentur. Auf 40 Mitarbeiter kommt in unserer Abteilung ein einziger waschechter Engländer. Im Geiste klapperte ich das ganze Team ab und kam auf 27 Nationalitäten und alleine deswegen sollte man hier schon glücklich sein. Aber davon kriegt man hier nicht so viel mit, denn jeder macht hier nur seine Arbeit und geht dann entweder Bier saufen, um auch dort über die Arbeit zu reden oder nach Hause ohne dich.
    Ich möchte zudem nicht meine Kollegen auch noch in meiner Freizeit zu Freunden werden lassen, da ich eh kaum welche habe. Freizeit meine ich. Freunde habe ich, zumindest in Deutschland. Außer Emma, die ist immerhin im Land. Aber jetzt habe ich ja Tristan tröste ich mich. Tristan hatte es auf Anhieb in mein Herz geschafft. Und wegen mir hatten sich auch noch keine Kollegen die Nase blutig geschlagen, weil sie mich und keine andere unbedingt wollten. Aber da war ja jetzt alles endlich egal. Aus Johns Büro kam trotz geschlossener Tür ein lautes Grunzen. Es klang wie ein Eselschrei, der ganz sicher nicht wie ein Pinguin klang. Da hatte Tristan echt nicht mit recht. Pinguine machen pingping. Das weiß ich schon seitdem ich als Zwerg die Augsburger Puppenkiste geguckt habe.
    Ich musste mich endlich an die Arbeit machen. Der Computer war schon lange hochgefahren, vor mir lag schon wieder neues Lesematerial und ich riss mich jetzt endlich zusammen.
    In den 90er Jahren mussten versicherungstechnische Risiken durch Gewinne aus den Kapitalanlagen kompensiert werden, las ich. In den 90er

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