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Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)

Titel: Ratings, Ratings, Ratings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Brocks
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eigenes Galgenmännchenspiel.
    Ein en Strich für jede einzelne Anspielung auf meinen Mann würde ich vergeben. Und den zweiten Strich gab es bereits in der nächsten Minute. Während mein Computer noch hochfuhr, teilte mir Chris, nun versteckt hinter der Trennwand, mit, dass er auch mal seinen Urlaub planen sollte, auch wenn ich bestimmt nicht mit ihm fahren wolle?
    So langsam kann ich echt nicht mehr, halte aber immer weniger von dieser ewigen indirekten Fragerei und füge dem Galgenmann schon wieder einen Strich hinzu. Und so ging es immer weiter. Das gesamte Galgenmännchenspiel war in nur einer Stunde beendet und ich schnurre nicht nur deswegen wie ein kleines braves Kätzchen. Dann geht es in die zweite Runde. Und ich schwöre, dass diese Katze zum Tiger wird, wenn diese Runde auch so schnell beendet wird.
    Für mein Rating finde ich nicht viele Schwächen, schon gar nicht im Vertriebsweg. Da ist man heute in Deutschland ja schon froh, Verträge auch ohne Unterschrift online abschließen zu können. Zumindest vorab, denn den unterschriebenen Vertrag muss man auch heute noch postalisch zurückschicken.
    Viel weiter komme ich mit meinen Recherchen nicht. Denn das zweite Galgenmännchen ist voll! Ich wischte mir die Wut von der Stirn, mit der Hand, die Chris am Liebsten geboxt hätte. Keiner von uns wollte Bürokrach, aber ich wollte nur noch meine Ruhe. Und hatte ja auch Recht! Ich hatte mehr als 30 Fragen von Chris über Tristan erfolgreich ignoriert und brauchte jetzt dringend Luft.
    Ich schrie ihn durch die Trennwand hindurch an, leise, aber heftig und am Ende war klar, dass der Tiger gleich über die Wand an seine Kehle springt und kräftig zubeißt! Und die Message kam endlich bei Chris an!
    Und er hatte nicht nur vor sich endlich zu entschuldigen, sondern tat es auch. Schneller als vorgesehen verwandelte ich mich wieder in das brave Kätzchen und saß artig an meinem Schreibtisch und ging meiner Arbeit nach. Spielchen spielen wird hier heute und überhaupt nicht mehr sein. Da war ich mir sicher. Insgeheim freute ich mich, dass ich Chris so angefahren hatte und freute mich über meine so gewonnene Stärke.
    Mein zu ratendes Unternehmen liegt im Süden von Deutschland, hat aber Auslan dsfilialen nicht nur in Osteuropa, sondern auch in England und der Schweiz. Dieser geografischen Vielfalt verdankt es seinen Gewinnen. Über Jahre hinweg hat sich das Unternehmen weiter erfolgreich ausgebreitet und hat vor Ort erfolgreich Geschäfte gemacht. Als sich dies auch in Marokko erfolgreich positionierte, wagte man sich Anfang dieses Jahres weiter auf den afrikanischen Kontinent vor.
    Als ich dies las, dachte ich natürlich an meinen bevorstehenden Urlaub, und horchte noch immer auf Chris, der aber nach wie vor den Mund hielt. Aber ich hatte meinen Job bislang gut gemacht, und fügte auch noch ein paar Absätze über Unternehmens- und Wachstumsstrategien ein. Danach verwies ich noch auf das großzügige freie Reservensystem, das auch für ein gutes Rating für dieses Unternehmen spricht. Trotz leicht zurückgefahrener Quote erzielt das Unternehmen hier ein Ergebnis, das weit besser als das vieler seiner Mitkonkurrenten ist.
    Ich schickte den fertigen Bericht ab, nachdem mir über eine Stunde nichts mehr eingefallen war. Mit noch immer viel Wut im Bauch, suchte ich Chris hinter der Trennwand, und mein Instinkt sagte mir: Geh mal lieber alleine Kaffee trinken. Und das war eine mehr als gute Idee. So kam ich endlich zu meiner wohlverdienten Pause, dem teuersten Kantinenkaffee der Welt und obwohl mein Portemonnaie fast leer war, reichte es auch noch für einen Schokoriegel, der sich um meine arme geschundene Seele kümmern konnte.
    „Weißt du?“, fragte Chris, als ich an den Schreibtisch zurückkam, laut und deutlich , aber feige versteckt hinter der Trennwand. Ich sagte nichts, wagte mich aber auf die andere Seite der Wand und sah ihn fragend an. Er sah mich zwar ganz erschrocken an, blieb aber mutig. Er sagte, dass es ihm leid tat und sah mir dabei weiter in die Augen und mir wurde klar, dass der arme Kerl ganz schön gelitten haben musste.
    „Schon vergeben und vergessen“, sagte ich daher. „Wir sind doch ein gutes Team. Ein gutes Team auf der Arbeit“, fügte ich allerdings hinzu. Ich saß schon wieder auf meinem Stuhl, hörte jedoch keinen Widerspruch.

27
    …………… Es war ein gutes Gefühl, wieder arbeiten zu können, ohne die ewige Fragerei nach ihrem Privatleben. Ich wollte meinen Bericht für das

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