Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
seither hatte sich ihre Lage immer weiter verschlechtert. Zudem plagte sie der Ruf, Produkte zu verkaufen, die man heutzutage eigentlich gar nicht mehr braucht und das auch noch zu horrenden Provisionen in Zeiten, in denen nur die wenigsten überhaupt noch Geld für Versicherungen überhatten. Ich scannte meinen gesamten Bericht, der knappe acht Seiten umfasste. Hinter jedem gelesenen Absatz nickte ich zufrieden.
Ganz unzufrieden konnten die Makler aber auch heutzutage bei den Provisionen noch immer nicht sein. So fiel der Hauptanteil immer bei Abschluss einer Police a n und das war es dann auch schon. Kündigt irgendein Versicherungsnehmer später seine Police, hat er das Geld für die Abschlussprovision in den Sand gesetzt, aber das wissen die wenigsten. Und dies zu wissen, sollte zumindest den Versicherungsmaklern gut schmecken, weshalb mich die zurückgehenden Maklerzahlen doch ein wenig wunderten.
Ich las das Versicherungsmakler unabhängig sind und treuhänderisch die Interessen der Kunden verwalten. Ich machte mich an weitere ergoogelte Artikel, als mir mein Kalender-Assistent mitteilte, dass mein Rating-Komitee gleich beginnen würde. Ich mag es nicht, wenn jemand oder etwas meine Gedankengänge unterbricht, und drückte die Mitteilung einfach weg. Das war meine klare Ansage gegen den Computer, der meinen Alltag im Durchschnitt 10 Stunden begleitete.
Dann las ich weiter und es war, als ginge mir endlich ein Licht auf. Auch die Ratings konnten die Makler gut gebrauchen. Immerhin vermittelten sie transparente Ergebnisse , die dieser für seine Beratung gut verwenden kann. Anders als die Versicherungsvertreter sind sie vertraglich von keinem bestimmten Versicherer abhängig und dürfen ihren Kunden alle Policen anbieten. Und das geht natürlich umso leichter, desto besser das Rating ist.
Outlook erinnert mich schon wieder an mein Meeting. Und es piept e laut durchs leise Großraumbüro. Wirklich Zeit zu gehen. Als ich als letzte in den Meeting-Raum kam, verstummten alle und starrten mich erwartungsvoll an.
Denn m eine Firma sei das beste Beispiel für die Notwendigkeit von Ratings, gerade in diesen schweren Zeiten. Ich seufzte, fing zeitgleich an zu sprechen und dachte dann auch an alle wichtigen Bereiche. Ich hatte gute Lust noch weiter zu reden, aber natürlich vergaß keiner meiner Kollegen schlaue Fragen zu stellen. Mehr und weniger schlaue neue Fragen tauchten auf. War ja nicht anders zu erwarten. Offenbar hörte diese Ellbogengesellschaft nie auf und es dauerte natürlich auch nicht lange, bis ich eine der Fragen nicht beantworten konnte und man mich damit kleingekriegt hatte.
„Sollte ein Makler nicht lieber ein Rating von uns nicht so hoch bewerten?“, fragte ein schlauer Kollege. Die Arbeit, die wir machen, ist doch gut, dachte ich. Aber ich murmelte etwas von individueller Kundenberatung und dass sie sich doch nicht auf unsere Ratings berufen sollten und zweifelte damit laut unser aller Arbeit an.
Da mit lief das Ganze aus dem Ruder und nachdem wir zwei Stunden über Vertriebswege diskutiert hatten, war zumindest ich davon überzeugt, dass unsere Ratings eine gute Orientierungshilfe für die Makler seien. Nun ja. Ich will nicht mit weiteren Details langweilen. Aber Ratings sollten meines Erachtens auf keinen Fall die individuelle Kundenberatung ersetzen und das aktuelle der Griechen (wieso lautet es nach fast zwei Finanzspritzen noch nicht D, also steht für einen Zahlungsausfall?) passt irgendwie auch nicht so recht. Aber das hat hier heute nichts zu suchen.
Für meine heutige miese Präsentation bekam ich bestimmt keine Ehrenurkunde, höchstens eine Siegerurkunde und damit weniger interessante und wichtige Fälle für meinen nächsten Arbeitsauftrag. Und damit war ich im Moment sogar zufrieden. Ich hatte zu viele andere Dinge zu tun, als meine Nase auf der Karriereleiter eine Stufe höher zu bringen. Zum Glück waren alle wieder nett zu mir, so dass ich wirklich gerne das interessante Projekt an meinen Kollegen abgab, das ich eigentlich hätte haben wollen und würde mich damit weiter beliebt machen.
Nichtsdestotrotz schlief ich i n dieser Nacht gut, denn ich hatte nach der Arbeit meine Hepatitisimpfung bekommen und die hatte mich ganz einfach umgehauen. Die Malariaprophylaxe lag noch in meiner Arbeitstasche und freute sich auf den baldigen Nicht-Einsatz.
Mit Brummschädel wachte ich am nächsten Morgen auf und verließ das Haus wie immer gewaschen und ohne Kaffee. Wortlos reichte mir
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