Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
zeigte mir dann noch knielange Stulpen, ebenfalls in grasgrün, und wie ich die gut mit meinem Minirock kombinieren könnte und nur anderthalb Stunden später stand ich mit vielen Pfunden weniger wieder auf der Straße.
Danach wollte ich eigentlich nach Hause fahren, aber Oxford Circus war näher bei Tristan als bei mir. Gute Ausrede, oder? Ich gönnte mir noch einen Schokoriegel und stieg dann wieder in die Bahn , um mich herum tausende von vollbepackten Shoppern.
Kaum saß ich in der Tube, klingelte mein Handy. „Wo bist du?“, fragte Tristan.
„Sitze gerade in die U-Bahn“, antwortete ich ertappt.
„Und kommst du zu mir?“, fragte er Got t sei Dank.
„Ja, kann ich machen“, antwortete ich gelangweilt ruhig und quietschte dabei nicht vor Freude.
„Ja, super“, „dann freue ich mich auf dich“.
Oxford Circus blieb hinter mir und zehn Minuten später bei Tristan angekommen, watschelte ich zehnmal an seiner Wohnung vorbei, um nicht aufzufallen! Nie im Leben sollte er mich als Klette abstempeln. Und der wusste ganz genau, dass ich von meiner Arbeit eine Stunde zu ihm brauchen würde.
Das Herumgelaufe war jedoch eine echte Herausforderung. Hoch und runter lief ich, hin und her und kannte bald jedes festgetretene Kaugummi auf dieser Straße. Aber ich hielt mich an den Zeitplan. Und meinem dicken Bauch konnte diese Bewegung sicher nicht schaden. Nach genau einer Stunde und drei extra Minuten erreichte ich dann seine Hütte. Hütte trifft das Ganze auch hier ganz gut. Das Reihenendhaus kippte schon bald um. Und wurde durch einen Holzbalken gestützt, der auch nicht sehr stabil dastand. Auf der freien Baufläche lag viel Müll und noch viel mehr lebte darin.
Tristan freute sich als er mich sah und holte mich schnell rein. Über eine enge knatschende Treppe erreichten wir sein Zimmer und als die Klospülung in der besetzten Kabine endlich ging, verschwand ich schnell auf das stille Örtchen. Alleine. Wer immer sich dieses Flatsharing in London ausgesucht hatte, das Toiletten-Teilen fand ich mehr als schlimm. Mein eigenenes Zimmerchen hatte immerhin ein eigenes Örtchen.
Endlich hatte ich diesen Gang für heute geschafft. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Vor uns lag ein kurzer Abend, der für Tristan noch kürzer war als für mich. „Komm zu mir.“ Das war überflüssig zu sagen, denn mehr Sitzplatz als das Bett gab es hier nicht. Als ich endlich die Beine langmachen konnte, zauberte Tristan Sushi unter dem Bett hervor und reichte mir meine Packung.
„Und dir schmeckt das auch?“, fragte ich ganz dumm. Tristan lachte „Klar, jetzt esse ich aber nur eine Packung, da ich ja nicht wusste, dass du kommst“.
Klar, das war ja nicht geplant heute , aber er hatte es sich wohl auch so gedacht. Ein schlechtes Gewissen hatte ich daher nicht. „Aber wirst du dann auch satt?“, fragte ich. „Klar, hab ja gehofft, dass du kommst, auch wenn ich eigentlich um 8 schon schlafen müsste“, verrat er sich. Ich aß erst den Lachs und dann das mit Ei und starrte dann auf die anderen und musste dabei echt an die Japaner denken.
Viel roher Fisch, viele strahlenverseuchte Fische. So sieht es in Japan zurzeit aus. Aber die Fische hier in meiner Packung kommen bestimmt nicht von so weit her. Daher mampfte ich trotzdem genüsslich den Rest der Packung und schaute dann Tiere in Tristans bunten Bildbänden. Immer wieder staunte ich über die großen Herden, wie sie an den Wasserlöchern standen, tranken und dabei mein Herz erfreuten. Hoffentlich bekam ich auch so viele Elefantenbabies zu Gesicht. Und das tue ich. Zumindest in meinem Traum. Und den kann mir heute niemand mehr nehmen.
Ich wurde wach und hatte ein schlechtes Gewissen als ich meine Einkaufstüte sah. Aber trotzdem sind meine neuen Turnschuhe mehr als schön. Auch wenn ich sie doch nicht in Afrika tragen kann. Seit gestern wusste ich, dass ich auch noch knöchelhohe Wüstenschuhe brauchte und musste daher meine neuen Treter schon heute tragen. Immerhin sollten sie mindestens einmal zum Einsatz kommen.
Ich beneidete Tristan um seinen Job – und um seine frische Luft, die er den ganzen Tag über bekam und den Sauerstoff, den ich nur dann bekam, wenn ich von zu Hause zur U-Bahn oder freiwillig in der Mittagpause einen kleinen Umweg lief.
Gegen halb sieben brach ich abends zeitig auf, da es mal wieder in die Kneipe ging. Obwohl ich keine Lust auf Alkohol hatte, trank ich ein Pint mit. Die Kneipe ist wie immer mehr als voll. Matrixgestalten aus aller Herren
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