Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
mehr geschrieben . Ich machte eine Pause, merkte aber, dass mich dieser Gedankengang so gar nicht weiterbrachte. Nein, diese Töchter sind für die Mutter alles. Und daher sollten sie das gleiche Rating wie die Mutter bekommen.
Ich durchforstete die Datenban k nach ähnlichen Fällen und lächelte kurze Zeit später wieder. „Geht doch“, sagte ich zu mir selber. Wenn sich eine Deutsche in London was in den Kopf setzt, schafft sie es auch. Und ich haute in die Tasten, dass alle Tochterunternehmen Kerngesellschaften der Mutter seien und damit ihr Rating verdienten. Nun war ich nicht nur auf das Gespräch für morgen vorbereitet, sondern auch zufrieden.
Einen Tag später blühte ich noch mehr auf. Die Präsentation vom Vortag lag in weiter Ferne und ich stellte mein Unternehmen immer detaillierter vor. Heute konnte ich alle Fragen beantworten und ließ mich auch nicht ablenken. Auch meine Kollegen hockten lediglich vor ihren Laptops und nickten mir zu oder schwiegen zumindest glücklich.
Daher redete ich weiter wie ein Wasserfall auf alle ein. Und das kam offensichtlich an. Als wir zur Abstimmung kamen, waren alle auf meiner Seite.
Zehn Stunden später verließ ich nach s iebzehn Stunden endlich das Büro und war noch nicht die letzte. Aber immerhin war mein Bericht fertig geschrieben. Zur Belohnung nahm ich mir heute ein firmenbezahltes Taxi, das ich auch dringend brauchte. Laufen ging vor lauter Erschöpfung echt nicht mehr.
35
…………… Meine Welt in London ist die Arbeit. Die U-Bahn und das Büro bestimmen mein Schlafen hier. Äh Leben. Ich habe aber keinen Burnout. Noch nicht. Aufgrund eines enormen Egos, das ständig und ewig gefüttert werden muss, kann ich den ganzen Stress hier ganz gut ab, was in meinem Alter wahrscheinlich auch noch normal ist.
Freunde hätte ich auf jeden Fall trotzdem gerne, auch wenn die Kollegen ja durchaus nett waren, dachte ich. Aber es gab da nur Emma, vor den Toren der Stadt und selbst die hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Daher musste Tristan heute (auch an einen Freitag) mal ohne mich auskommen.
„Sarah?“, fragte sie in den Hörer, als sie m eine Nummer auf ihrem Display sah. „Ja“, sagte ich. Für einen Augenblick kehrte Stille ein. „Magst du vorbeikommen?“, wurde ich dann doch trotz wochenlanger Funkstille gefragt.
West Horndon ist nicht weit von Upminster. Es dauert in der Tat nur zehn Minuten mit der Bahn, liegt aber in der falschen Richtung. Falsch bedeutet hier „nicht auf den Weg nach London“, sondern nach draußen, Richtung Meer. Und hat mit Essex nichts zu tun, sondern mit mir. Weil ich früher in der Schule in Erdkunde so gut war mit Norden und Süden und so, hatte ich die Klassenkasse oft und gerne mit 50 Pfennig Strafknete unterstützt. Tut mir leid, Herr Lehrer, das kann ich immer noch nicht, das mit rechts und links, meine ich. Und kicherte dabei doof. Und dachte dabei nicht an die Blondinen in Suburbia.
Als ich Emma dann endlich wieder sah, teilte mir diese schon nach nur einer einzigen Millisekunde mit, dass sie mal wieder Single war. Aber ich hatte mir das schon gedacht und viel Sekt mitgebracht.
Und die erste Flasche ging so weg. Wir tranken weiter, kicherten, gingen nach draußen, rauchten und ich schaute mir meinen persönlich geknackten Schuppen dabei an. Dieser war noch immer leer und wir kippten den Sekt nur so in uns rein. Nach der dritten Flasche fühlte ich mich zwar voll, aber frei. Und in diesem Zustand möchte man mir nicht mehr zuhören.
Ich dachte an Tristan, ich dachte an Afrika und ich stellte zur Vorsicht mein Handy ab. Die Nummer meines Liebsten möchte ich in diesem Zusatnad nicht wählen. Auch nicht ausversehen.
Wir hatten Spass heute abend. Auch ohne Partyvolk um uns herum. Lediglich die schönen grünen Wiesen von Essex und ein freistehendes süßes Hexenhaus. Robbie Williams sang für uns höchstpersönlich und mit mir tanzte meine einzige Freundin im ganzen Land.
Es wurde trotz Sekt viel gesprochen diese Nacht, und dann war sie irgendwann auch schon wieder um. Kaum war die letzte und fünfte Flasche leer, ging die Sonne auch schon wieder auf.
Nach einer kurzen Nacht mochte ich mich selber nicht. Mein Kater liebte mich auch nicht und daher verbrachte ich den Tag im Bett.
Abends traf ich dann Tristan im St. Kathrins Dock. Die Lage war für mich prima, konnte ich doch bequem bis zur Fenchurch Street fahren und von dort zur Themse schlendern. Eine herrenlose Katze mochte meinen Kater auch nicht,
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