Ratschlaege für ein erfuelltes Leben
Emotionen zu befreien, besteht darin, nach dem Erkennen der wahren Natur der Wirklichkeit zu streben. Befreien wir uns von unserer grundlegenden Unwissenheit, so befreien wir uns dadurch auch von allen negativen Emotionen.
Unterschätze niemals
auch nur die kleinste Geste der Güte.
Tropfen um Tropfen füllt man am Ende
selbst den größten Krug.
Patrul Rinpoche
Der gewöhnliche Geist, ein Dieb in einem leeren Haus
U nser gewöhnlicher Geist lässt sich mit einem Dieb in einem leeren Haus vergleichen. Er ist rastlos, geprägt von einer nur bruchstückhaften Wahrnehmung der Wirklichkeit, gefärbt von den jeweils vorherrschenden geistigen Projektionen. Diese Projektionen hängen mit unseren fünf Sinnesorganen zusammen sowie mit unserem Denken, das als sechste Sinnesfunktion angesehen wird. Wir springen ständig von einem Sinneseindruck zum nächsten wie ein Affe, der von Ast zu Ast hüpft. Das ist sehr anstrengend, weil wir uns – von den Ereignissen der Außenwelt völlig in Anspruch genommen – nicht die Zeit nehmen, unsere Empfindungen genauer zu betrachten.
Die wahre Natur des Geistes ist leuchtend und weit wie der Raum. Sie ist unabhängig von Form, Empfindung, Emotion oder Farbe. Jenseits von Worten und Begrifflichkeiten entzieht sie sich jeder Definition. Doch können wir sie durch Meditation, die höchste und subtilste Form der Bewusstheit, erfahren. Wir können keinen Ort angeben, an dem der Geist »säße«. Doch wir können seinen Geschmack in der Gelöstheit und Energie erfahren, die uns aus der Meditation zufließt. Dies wiederum ist Frucht des inneren Friedens, der sich durch Meditation einstellt.
Ich muss mit aller Kraft
die Gleichheit von »Ich« und »anderen« verwirklichen,
sie schützen, wie ich mich schütze.
Was Glück und Leid angeht, sind wir alle gleich.
Alle Wesen wünschen sich Glück.
Ich muss ihr Leiden beseitigen,
denn ihr Leid ist auch das meine.
Uns alle verbindet derselbe Wunsch nach Glück,
daher kann ich mich nicht damit begnügen,
nur nach meinem Glück zu streben.
Wir alle gleichen uns darin, dass wir Leid vermeiden wollen.
Daher geht es nicht an, dass ich mich vor Leid schütze, die
anderen aber nicht.
Shantideva
Der andere, unser höchstes Gut
W ir brauchen unsere Mitmenschen. Im Umgang mit ihnen lernen wir, Geduld, Toleranz und Mitgefühl zu entwickeln. Durch die Entfaltung dieser Tugenden sammeln wir Verdienste an – eine Art Rückvergütung aus unseren konstruktiven Handlungen. Die Verdienste, die wir im Laufe verschiedener Existenzen erwerben, haben günstige Wiedergeburten zur Folge. Gute zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen ist also von entscheidender Bedeutung. Dies gelingt uns, wenn wir unsere Vernunft zu Hilfe nehmen und uns in die Lage des anderen versetzen. Dazu müssen wir einen Moment lang von unserem Standpunkt abrücken und den unseres Gegenübers einnehmen, um diesen Menschen und seine Gefühle, seine Reaktionen, Ängste, Leiden und Enttäuschungen zu verstehen. Das macht es leichter, bestehende Konflikte aufzulösen, sei es in der Partnerschaft, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz.
Das Gesetz der wechselseitigen Abhängigkeit der Wesen und Erscheinungen lehrt, dass die anderen für uns unverzichtbar und notwendig sind, schließlich sind sie auf allen Ebenen unseres Daseins mit uns verbunden. Wenn wir diese Tatsache verstehen und akzeptieren, werden wir ein Gefühl der Dankbarkeit jenen gegenüber empfinden, mit denen wir verbunden sind. Wir fürchten uns weniger vor Einsamkeit, und es fällt uns leichter, an der Umwandlung unseres Geistes zu arbeiten. Wir verdanken es also den anderen, dass wir uns vom Leiden befreien und das Glück der Erleuchtung erlangen können.
Glück und Leiden entstehen aus Ursachen und Bedingungen.
Es besteht eine eindeutige, unleugbare Beziehung zwischen
einer Handlung und ihren Folgen.
Glück und Leid sind die Folge von Tugend beziehungsweise
Nichttugend,
und die vielfältigen Formen von Glück und Leid
sind die Folgen einer Vielzahl entsprechender Handlungen.
Dies ist die rechte Sichtweise aller Schüler des Buddha.
Diese Sichtweise wird gepriesen als die Grundlage aller guten
Eigenschaften.
Tsongkhapa
Die wahre Natur des Mitgefühls erfahren
M itgefühl zu empfinden heißt, dass man das Leid des anderen als unerträglich empfindet. Aus diesem Gefühl heraus entsteht in uns der Wunsch, alle Wesen vom Leid zu befreien und ihnen zu helfen, Erleuchtung zu erlangen.
Wirkliches Mitgefühl
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