Ratschlaege für ein erfuelltes Leben

unabhängige Weise. In diesem Fall wäre es angebracht, sich ins Gedächtnis zu rufen, was der Buddhismus lehrt: dass alle Wesen und alle Phänomene in wechselseitiger Abhängigkeit verbunden sind. Das Gesetz der wechselseitigen Abhängigkeit wird in jüngster Zeit auch von den Forschungsergebnissen der Quantenphysik bestätigt. Vor dem Hintergrund dieser Gesetzmäßigkeit leuchtet es ein, dass Sie letztlich sich selbst schlecht behandeln, wenn Sie sich jemand anderem gegenüber schlecht verhalten. Wenn Sie sich also selbst schützen wollen, sollten Sie sich dem Schutz der anderen widmen.
    Das Verlangen nach Macht beruht auf störenden Gefühlen, die zu starken Gewaltausbrüchen führen können. Wenn wir daran arbeiten, echten, tiefen inneren Frieden zu entwickeln, wird das Verlangen nach Macht allmählich abnehmen und schließlich ganz verschwinden. Abrüstung in der Außenwelt
muss beim inneren Frieden beginnen. Die einzig wirkliche Macht, die wir besitzen, liegt darin, uns anderen zu widmen und eben keine wie auch immer geartete Macht über sie auszuüben.

    Der Erleuchtungsgeist hat zwei Aspekte:
das Bodhichitta des Strebens
und das Bodhichitta der Ausführung.
Wie jeder sehr wohl den Unterschied kennt
zwischen dem Wunsch, zu gehen, und dem tatsächlichen
Aufbruch,
kennt ein Weiser den Unterschied zwischen Streben und
Ausführung.
Das Bodhichitta des Strebens nach Erleuchtung
schenkt vielfache Frucht im bedingten Dasein,
doch schafft es nicht den unaufhörlichen Strom an
Verdiensten,
wie das Bodhichitta der Ausführung es tut.
Wer das Bodhichitta der Ausführung in sich erzeugt,
wird nie müde, für die Befreiung aller Wesen zu arbeiten.
Dann entstehen grenzenlose Verdienste, selbst wenn die
Person schläft oder gerade nicht achtsam ist,
sie entstehen von selbst wie der grenzenlose Raum.
    Shantideva

Eine Medaille, zwei Seiten – eine Wirklichkeit, zwei Ebenen der Wahrheit
    W ir nehmen die grundlegende Natur von Wesen und Erscheinungen auf verzerrte Weise wahr. Verantwortlich dafür sind unser Ego und unsere Emotionen. Wir halten unsere Wahrnehmungen für real und sind ständig damit beschäftigt, sie zu kategorisieren und begrifflich zu fassen. Wir vergessen den Zusammenhang von Ursache und Wirkung und die Tatsache der Unbeständigkeit der Erscheinungen. Daher fehlt es uns an Urteilsvermögen. Wir sind Spielball unserer Emotionen und leben in einer Welt illusorischer Dualität, die zur Ursache von Leid wird.
    Untersuchen wir aber die wahre Natur der Phänomene gründlich, stellen wir zwangsläufig fest, dass diese unbeständig sind, dass es darin nichts von Dauer gibt und sie den Gesetzen der Kausalität unterworfen sind. Dasselbe gilt für unseren Körper und unser Selbst, aber auch für das Leid an sich. All dies entsteht in Abhängigkeit von anderen Elementen, die ihrerseits vergänglich sind und nur kurz bestehen. Aufgrund unserer Unwissenheit nehmen wir sie aber so wahr, als besäßen sie eine eigenständige Existenz, und glauben, sie seien unabhängig und beständig.
    Alle Dinge nehmen auf relative, nicht unabhängige Weise Gestalt an. Sie hängen von Ursachen und Bedingungen ab. Dies ist die Ebene der relativen Wahrheit.
    Aus der Sicht der absoluten Wahrheit aber existieren sie ihrer grundlegenden Natur nach nicht aus sich selbst heraus, sondern
nur in wechselseitiger Abhängigkeit. Relative und absolute Wahrheit sind die zwei Seiten ein und derselben Medaille. Sie sind nötig, damit sich das Phänomen selbst, die Medaille, manifestieren kann. Dies sind die beiden Aspekte der Wirklichkeit.

    So sollst du als deine Feinde betrachten:
Geiz, Lüge und Betrug,
Anhaftung, Trägheit, Stolz und Neid, Abneigung,
Hochmut aufgrund von Rang, körperlicher Erscheinung,
Wissen, Jugend und Kraft.
Der Buddha hat gelehrt, dass Achtsamkeit die Quelle der
Unsterblichkeit ist,
Unachtsamkeit aber die Quelle des Todes.
Entwickle daher unermüdlich Achtsamkeit,
verrenne dich nicht in Streit.
Gib jede Abneigung auf, und du wirst glücklich sein.
Verlust und Gewinn, Freude und Schmerz,
angenehme und unangenehme Worte, Lob und Tadel
sind die acht weltlichen Anhaftungen.
Betrachte sie mit Heiterkeit,
sie sind ohne jede Bedeutung.
Vertrauen, Großzügigkeit, Lernen,
Achtung vor sich selbst und anderen
sowie Weisheit sind die einzigen Schmuckstücke,
die wir besitzen müssen.
    Nagarjuna

Leidvolle Erfahrungen gehören zum Leben
    D ie wahre Natur der Existenz ist frei von Leid, doch solange wir