Ratschlaege für ein erfuelltes Leben
dies in allem, was wir sagen, denken oder tun, niederschlagen. Eine wohlwollende Grundhaltung schützt uns vor Stolz, Eifersucht, Zorn und Hass. Wir sind stärker auf das Wohl der anderen bedacht, weil uns ihr Schicksal nicht gleichgültig ist. Wir nützen ihnen durch unser Verhalten.
Alle meine künftigen Existenzen, all meinen Besitz,
allen Verdienst, den ich in Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft gesammelt habe oder sammeln werde,
opfere ich ohne Bedauern, damit alle Wesen zur Erleuchtung
gelangen.
Möge ich für niemanden zur Ursache von Leid werden!
Mögen alle, die mich verleumden oder mir schaden,
Erleuchtung erlangen.
Wenn ihr Herz von Böswilligkeit gegen mich erfüllt ist, möge
mir dies helfen, ihnen zu dienen!
Möge ich allen Wesen Linderung ihres Schmerzes bringen!
Möge ich den Kranken Heilmittel, Arzt und Pfleger sein,
bis sie von ihrer Krankheit genesen sind.
Möge ich Speise und Trank herabregnen lassen,
um die Qualen von Hunger und Durst zu stillen!
Dies will ich so lange tun, wie nicht alle Wesen befreit sind.
Shantideva
Unser Geist erschafft die Welt, in der wir leben
E s ist unser Geist, der unsere Welt erschafft. In ihm haben unser Glück und Leid ihren Ursprung. Deswegen müssen wir lernen, unseren Geist zu beobachten und zu disziplinieren. Äußere Ereignisse, mit denen wir konfrontiert werden, können wir nur in den seltensten Fällen kontrollieren. Steigen jedoch störende Gefühle in uns auf, so können wir diese sehr wohl in den Griff bekommen und verändern. Zu diesem Zweck müssen wir unsere Achtsamkeit auf das richten, was sich in unserem Geist abspielt. Das ist der Schlüssel zu jeder geistigen Transformation. Verweilen wir aufmerksam und konzentriert bei dem, was in diesem Augenblick geschieht, so gibt uns dies mehr Entscheidungsfreiheit in unseren Handlungen.
Die Welt, die wir erschaffen und erleben, hängt also in erster Linie von unseren vorherrschenden Emotionen und unseren Einstellungen ab. Werden wir von störenden Gefühlen beherrscht, so werden wir von ihnen fortgerissen wie welkes Laub vom Wind. Unter ihrem Einfluss handeln wir – ohne dass uns dies bewusst wäre – unseren eigenen Interessen zuwider und fügen anderen Schaden zu. Diesem Zustand können wir abhelfen, indem wir innehalten und darüber nachdenken, was in uns vorgeht und welche Konsequenzen unsere Handlungen haben werden. Erinnern wir uns daran, dass eine positive Handlung auch positive Wirkungen zeitigt und dass dies umgekehrt genauso gilt. Wenn wir Weizen aussäen, dann erhalten wir keinen Reis, sondern eben Weizen. Ebenso verhält
es sich mit heilsamen, positiven, von Großzügigkeit geprägten Handlungen. Sie hinterlassen Eindrücke im Geist, die das Eintreten ähnlich gearteter Resultate begünstigen. Sobald sich geeignete Umstände ergeben, nehmen diese Eindrücke eine äußere Form an. Eingedenk dieser Tatsache sollten wir uns also bemühen, in unserem Geist eine Motivation zu erzeugen, die uns hilft, unsere schlechten Angewohnheiten in ein von ethischen Grundsätzen und Großzügigkeit geprägtes Verhalten umzuwandeln. Und allmählich werden wir feststellen, dass Glück und innerer Frieden weniger von äußeren Umständen abhängen als davon, was sich in unserem Geist abspielt.
Wenn allein schon der Wunsch,
die Wesen nur von Kopfschmerzen zu befreien,
so heilsam ist, dass er uns unvorstellbare Verdienste
ansammeln lässt,
wie viel mehr gilt dies erst für den Wunsch,
alle Wesen vom Leiden zu befreien
und sie zum Erwachen zu führen?
Wenn allein die bloße Absicht, anderen zu helfen,
verdienstvoller ist, als den Buddhas Opferungen darzubringen,
wie segensreich ist es dann, wenn wir alles aufbieten,
um das Glück und das Erwachen jedes einzelnen Wesens
ohne Ausnahme zu verwirklichen?
Shantideva
Die beste Entscheidung: Mitgefühl
W ahres Mitgefühl entfaltet sich spontan gegenüber allen leidenden Wesen, ob Mensch oder Tier. Es entsteht aus dem Wunsch, alles in unserer Kraft Stehende zu tun, den Wesen dabei zu helfen, sich vom Leiden und seinen Ursachen zu befreien und die Erleuchtung zu erlangen. Mitgefühl kann jeder entwickeln.
Diejenigen, die dem Mahayana- oder Vajrayana-Buddhismus folgen, üben und verpflichten sich hierzu durch das Ablegen der Bodhisattva-Gelübde. Dabei wiederholt man folgenden Vers des berühmten indischen Meisters Shantideva: »Solange der Raum besteht und die fühlenden Wesen in ihm, möge auch ich im Daseinskreislauf verweilen, um den
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