Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
behandeln, bis sie wirklich ernstlich aus der Reihe tanzten, dann einen davon als Lehre für andere erbarmungslos verschlingen. Aber man mußte den richtigen Zeitpunkt wählen und den richtigen Offizier.
    »Also gut, Marlowe«, erklärte er fest. »Ich bestrafe Sie mit einer Geldstrafe von einer Monatslöhnung. Ich will den Vorfall nicht in Ihre Personalakte eintragen, und wir reden nicht mehr darüber. Aber verstoßen Sie nicht noch einmal gegen irgendwelche Vorschriften.«
    »Danke, Sir.« Peter Marlowe grüßte und trat weg und war heilfroh, dem Verhör entronnen zu sein. Er war nahe daran gewesen, alles auszuplaudern. Der Oberst war ein netter und freundlicher Mann und allgemein für seine Fairneß bekannt.
    »Quält Sie das Gewissen?« fragte Grey vor dem Bungalow, als er den Schweiß bemerkte.
    Peter Marlowe antwortete nicht. Er war noch immer aufgeregt und ungeheuer erleichtert, daß er davongekommen war.
    Der Oberst rief laut: »Grey! Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Jawohl, Sir.« Grey sah Peter Marlowe ein letztes Mal an. Eine Monatslöhnung! Nicht gerade sehr viel, wenn man berücksichtigte, daß der Oberst ihn in der Zange gehabt hatte. Grey war überrascht und ärgerte sich nicht schlecht, daß Marlowe so leicht davongekommen war. Andererseits kannte er aber Smedly-Taylor von anderen Fällen her, und er wußte, daß der Oberst zäh wie eine Bulldogge war und daß er mit Männern wie mit Fischen spielte. Er mußte einen Plan haben, daß er Marlowe so leicht hatte davonkommen lassen.
    Grey ging um Peter Marlowe herum und trat wieder ein.
    »Eh … schließen Sie die Tür, Grey.«
    »Jawohl, Sir.«
    Als sie allein waren, sagte Oberst Smedly-Taylor: »Ich habe mit Oberstleutnant Jones und Unteroffizier Blakely gesprochen.«
    »Ja, Sir?« Jetzt kommen wir endlich voran!
    »Ich habe beide ab heute ihrer Pflichten entbunden«, erklärte der Oberst und spielte mit dem Gewicht.
    Greys Lächeln war breit. »Jawohl, Sir.« Wann würde wohl das Kriegsgericht stattfinden, wie würde es ablaufen, würde es unter Ausschluß der Öffentlichkeit tagen, und würden die beiden degradiert? Bald würden alle im Lager wissen, daß er, Grey, sie bei ihrem Betrug erwischt hatte; er, Grey, war der Schutzengel des Lagers, mein Gott, es würde herrlich sein.
    »Und wir werden die Angelegenheit vergessen.«
    Greys Lächeln verschwand. »Wie bitte?«
    »Jawohl. Ich habe beschlossen, die Angelegenheit zu vergessen. Und Sie werden das gleiche tun. Ich wiederhole noch einmal meinen Befehl. Sie werden es keinem Menschen gegenüber erwähnen, und Sie werden es vergessen.«
    Grey war so verdattert, daß er auf das Bett sank und den Oberst fassungslos anstarrte. »Aber das können wir doch nicht tun, Sir!« brach es aus ihm heraus. »Wir haben die beiden auf frischer Tat ertappt. Wie sie Lagerverpflegung stahlen. Das ist Ihr Essen und mein Essen. Und sie haben versucht, mich zu bestechen. Mich zu bestechen!« Seine Stimme überschlug sich. »Himmeldonnerwetter, ich habe sie erwischt, sie sind Diebe, sie verdienen es, gehängt und gevierteilt zu werden.«
    »Stimmt.« Oberst Smedly-Taylor nickte ernst. »Aber ich denke, daß es unter den gegebenen Umständen das klügste ist.«
    Grey sprang auf. »Das können Sie nicht tun! Sie können sie doch nicht ungestraft laufenlassen! Sie können doch nicht …«
    »Erzählen Sie mir nicht, was ich kann oder nicht kann.«
    »Entschuldigung«, sagte Grey und kämpfte um seine Selbstbeherrschung. »Aber, Sir, die Leute sind Diebe. Ich habe sie erwischt. Sie haben das Gewicht …«
    »Ich habe beschlossen, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.« Seine Stimme klang ruhig. »Die Sache ist erledigt.«
    Grey gingen die Nerven durch. »Bei Gott, sie ist nicht erledigt. Dafür werde ich sorgen. Die Hunde haben gefressen, während wir Kohldampf geschoben haben! Sie haben es verdient, durch den Wolf gedreht zu werden! Und ich bestehe darauf …«
    Smedly-Taylors Stimme übertönte das hysterische Kreischen. »Halten Sie's Maul, Grey! Sie können auf gar nichts bestehen. Die Angelegenheit ist abgeschlossen.«
    Smedly-Taylor seufzte tief, nahm ein Stück Papier vom Schreibtisch und sagte: »Das ist Ihr offizieller Bericht. Heute habe ich etwas hinzugefügt. Ich will es Ihnen vorlesen. ›Leutnant Grey hat als Sicherheitsoffizier der Lagerpolizei ausgezeichnete Arbeit geleistet, so daß ich ihn nachdrücklich empfehlen möchte. Seine Pflichtauffassung und seine Leistungen sind ohne jeden

Weitere Kostenlose Bücher