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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gedrängt voll, außer den vordersten Reihen, wo die Offiziere saßen. Die Offiziere saßen immer vor den Gemeinen und kamen später. Nur die Amerikaner folgten diesem Brauch nicht.
    »He, Sie beide«, rief der King laut. »Wollen Sie sich zu uns setzen?«
    Er saß auf dem beliebtesten Platz am Mittelgang.
    »Na, ich möchte schon gerne, aber Sie wissen ja …«, druckste Peter Marlowe unbehaglich.
    »Ja. Schon gut, bis später also.«
    Peter Marlowe warf einen Blick auf Larkin und erkannte, daß auch er es nicht für richtig hielt, daß man sich nicht zu seinen Freunden setzte, wenn man es eigentlich wollte – aber gleichzeitig war es eben auch nicht richtig, dort zu sitzen.
    »Eh … wollen Sie sich hierhersetzen, Oberst?« fragte er und reichte damit den Schwarzen Peter weiter und haßte sich selbst dafür, daß er den Schwarzen Peter weiterreichte.
    »Warum nicht?« fragte Larkin dagegen.
    Sie setzten sich in größter Verlegenheit, empfanden deutlich ihr Versagen und die erstaunt auf sie gerichteten Blicke.
    »He, Oberst!« Brough beugte sich vor, und ein Lächeln verzog sein Gesicht in tausend winzige Fältchen. »Man wird Ihnen den Schädel abreißen. Schlecht für die Disziplin und so weiter.«
    »Wenn ich mich hierhersetzen will, setze ich mich hierher.« Aber Larkin wünschte, er hätte nicht so bereitwillig zugestimmt.
    »Wie geht's, Peter?« erkundigte sich der King.
    »Danke, gut.« Peter Marlowe versuchte sein Unbehagen zu überwinden. Er hatte das Gefühl, als sähen alle zu ihm her. Bis jetzt hatte er dem King noch nichts vom Verkauf des Füllfederhalters erzählt und auch nichts davon, daß er von Smedly-Taylor getadelt worden war, und von dem Streit, in den er beinahe mit Grey geraten wäre …
    »'n Abend, Marlowe.«
    Er blickte auf und fuhr erschrocken zusammen, als er Smedly-Taylor vorbeigehen sah. Mit kalt und hart blickenden Augen.
    »'n Abend, Sir«, antwortete er matt. Ach du lieber Gott, dachte er. Jetzt ist es passiert.
    Plötzlich steigerte sich die Erregung, als der Lagerkommandant den Gang hinabging und sich in die allererste Reihe setzte. Die Lichter wurden abgeblendet. Der Vorhang teilte sich. Auf der Bühne saß die fünfköpfige Lagerkapelle, und in der Mitte der Bühne stand Phil, der Kapellmeister. – Applaus.
    »Guten Abend«, begann Phil. »Heute abend stellen wir ein neues Stück von Frank Parrish mit dem Titel Dreieck vor, das im London der Vorkriegszeit spielt. Als Stars treten Frank Parrish, Brod Rodrick und der einzige und einmalige Sean Jennison auf …«
    Tumultartige Hochrufe. Lautes Beifallsgebrüll. Pfiffe. Schreie. »Wo ist Sean?« und »Welcher Krieg?« und »Mann, ein Heimatschuß« und »Fangt schon an« und »Wir wollen Sean!«
    Phil gab ein Zeichen mit dem Taktstock, und die Ouvertüre begann.
    Jetzt, als die Vorstellung begonnen hatte, ließ Peter Marlowes Spannung ein wenig nach.
    Dann geschah es.
    Dino stand plötzlich neben dem King und flüsterte ihm drängend etwas ins Ohr. »Wo?« hörte Peter Marlowe den King sagen. Dann: »In Ordnung, Dino. Verschwinde zur Baracke zurück.«
    Der King beugte sich herüber. »Wir müssen gehen, Peter.« Sein Gesicht war angespannt, die Stimme kaum mehr als ein Hauch. »Ein gewisser Bursche möchte mich sprechen.«
    Oh, mein Gott! Shagata! Was jetzt? »Wir können doch nicht einfach aufstehen und weggehen«, sagte Peter Marlowe unbehaglich.
    »Verdammt, natürlich können wir das. Wir haben beide einen Ruhranfall. Kommen Sie schon.« Der King ging bereits den Gang hinauf. Peter Marlowe spürte deutlich die erstaunten Blicke im Rücken, als er dem King nacheilte.
    Sie trafen Shagata im Schatten hinter der Bühne. Auch er war nervös. »Ich bitte Euch um Vergebung für mein schlechtes Benehmen, daß ich so plötzlich nach Euch geschickt habe, aber es ist etwas Schlimmes passiert. Eine Dschunke unseres gemeinsamen Freundes wurde abgefangen, und im Augenblick wird er wegen Schmuggel von der elenden Polizei verhört.« Shagata fühlte sich ohne sein Gewehr verloren und wußte genau, daß man ihn für drei Wochen in den fensterlosen Kasten werfen würde, wenn er außerhalb der Dienstzeit im Lager erwischt wurde. »Mir ist der Gedanke gekommen, daß unser Freund uns mit hineinziehen könnte, wenn er brutal verhört wird.«
    »Scheiße«, ächzte der King.
    Mit unsicheren Fingern nahm er die angebotene Kooa, und zu dritt gingen sie tiefer in den Schatten hinein.
    »Da Ihr ein Mann von Erfahrung seid – dachte ich«,

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