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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Zweifel hervorragend. Ich möchte empfehlen, ihm den Rang eines Hauptmanns zu verleihen.‹« Er sah vom Papier auf. »Ich schlage vor, wir schicken das heute an den Lagerkommandanten mit der Empfehlung ab, Ihre Beförderung vom heutigen Tage an wirksam werden zu lassen.« Er lächelte. »Sie wissen natürlich, daß er die Berechtigung besitzt, Sie zu befördern. Meine Glückwünsche, Hauptmann Grey. Sie haben es verdient.« Er streckte Grey die Hand hin.
    Aber Grey nahm sie nicht. Er schaute sie nur an, sah dann auf das Papier und begriff. »Sie verkommenes Schwein! Sie wollen mich kaufen. Sie sind genauso schlecht – vielleicht haben Sie auch von dem Reis gegessen. Verdammt, Sie Schwein, Sie schmutziges, verkommenes Stück Scheiße …«
    »Halten Sie das Maul, Sie verdammter kleiner Korinthenkacker! Stillgestanden! Stillgestanden, habe ich gesagt!«
    »Sie stecken mit den Hunden unter einer Decke, und ich werde dafür sorgen, daß keiner von Ihnen ungeschoren davonkommt.« Grey brüllte, riß das Gewicht vom Tisch und trat zurück. »Ihnen kann ich bis jetzt noch nichts beweisen, aber hier habe ich den Beweis gegen die beiden anderen. Das Gewicht …«
    »Was ist mit dem Gewicht, Grey?«
    Grey brauchte eine Ewigkeit, bis er auf das Gewicht sah. Der Boden war glatt und unbeschädigt.
    »Ich habe gefragt: Was ist mit dem Gewicht?«
    Einfältiger Tropf, dachte Smedly-Taylor verächtlich, während er beobachtete, wie Grey das Loch suchte. Was für ein Narr! Ich könnte ihn zum Frühstück vernaschen, ohne es zu merken.
    »Es ist nicht das, was ich Ihnen gegeben habe«, preßte Grey erstickt hervor. »Es ist nicht dasselbe. Es ist nicht dasselbe.«
    »Sie irren sich. Es ist dasselbe.« Der Oberst war ganz ruhig.
    Mit gütiger und besorgter Stimme fuhr er fort: »Wissen Sie, Grey, Sie sind noch ein junger Mann. Wenn ich richtig unterrichtet bin, wollen Sie nach dem Krieg bei der Armee bleiben. Das ist gut. Wir können intelligente, hart arbeitende Offiziere brauchen. Berufsoffiziere haben ein wunderbares Leben. Bestimmt. Und Oberst Samson hat mir erzählt, wie sehr er Sie schätzt. Wie Sie wissen, sind wir befreundet. Ich bin sicher, daß ich ihn veranlassen könnte, meine Empfehlung zu unterstützen, Ihnen das Berufsoffizierspatent zu erteilen. Sie sind einfach überarbeitet, und das ist begreiflich. Es sind schreckliche Zeiten. Ich glaube aber, es ist klug, wenn wir die Angelegenheit fallenlassen. Es wäre höchst unklug, das Lager in einen Skandal zu verwickeln. Wirklich höchst unklug. Ich bin sicher, daß Sie die Weisheit dieser Entscheidung einsehen werden.«
    Er wartete und verachtete Grey. Genau im richtigen Augenblick – er war schließlich Fachmann – sagte er: »Soll ich die Empfehlung für Beförderung zum Hauptmann an den Lagerkommandanten abschicken?«
    Grey drehte sich langsam zu dem Papier um und betrachtete es voll Entsetzen. Er wußte, daß der Oberst geben oder die Hand verschließen konnte, und da er geben oder die Hand verschließen konnte, war es ihm auch möglich, zu vernichten. Grey wußte, daß er geschlagen war. Geschlagen. Er versuchte zu reden, aber sein Elend war so groß, daß er nicht sprechen konnte. Er nickte und hörte Smedly-Taylor sagen: »Gut, Sie können als sicher annehmen, daß Ihre Beförderung zum Hauptmann bestätigt wird. Ich bin sicher, daß meine und Oberst Samsons Empfehlung nach dem Krieg bei der Entscheidung über Ihre Beförderung zum Berufsoffizier sehr wichtig sein wird«, und er merkte, wie er das Zimmer verließ, wie ein Schlafwandler zur Gefängnisbaracke hinaufging und den Militärpolizisten entließ, und es war ihm gleichgültig, daß der andere ihn anstarrte, als wäre er plötzlich übergeschnappt. Dann stand er allein im Innern der Gefängnisbaracke. Er verschloß die Tür und setzte sich auf den Rand der Pritsche in der Zelle, und sein ganzes Elend brach auf einmal aus ihm hervor, und er weinte.
    Gebrochen.
    Zerschmettert.
    Tränen liefen ihm über Gesicht und Hände. Seine Gedanken rasten, von Entsetzen gepeitscht, zuckten vor dem Abgrund zum Unbekannten zurück, stürzten dann in die Ewigkeit …
    Als Grey wieder zu sich kam, lag er auf einer Tragbahre, die von zwei Militärpolizisten getragen wurde. Dr. Kennedy stampfte vor ihm her. Grey wußte, daß er starb, aber es war ihm gleichgültig. Dann sah er den King am Wegrand stehen und auf sich herunterblicken.
    Grey bemerkte die sauberen, polierten Schuhe, die Bügelfalten in der Hose, die aktive

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