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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Kooa, das wohlgenährte Gesicht. Und er erinnerte sich, daß er noch eine Aufgabe zu erledigen hatte. Er konnte noch nicht sterben. Noch nicht. Er konnte es nicht, solange der King frisch gebügelt und poliert und wohlgenährt daherkam. Er konnte es nicht, solange der Diamant noch auf dem Spiel stand. Bei Gott, er konnte es nicht!
    »Am besten hören wir jetzt auf zu spielen«, meinte Oberst Smedly-Taylor eben. »Wir dürfen nicht die Vorstellung verpassen.«
    »Sie können es wohl nicht erwarten, wieder mal ein Auge voll von Sean zu nehmen«, neckte Jones, der seine Karten zurechtsteckte. »Zwei Karo.« Selbstgefällig eröffnete er das Spiel.
    »Sie stehen mit dem Teufel im Bund«, knurrte Sellars scharf. »Zwei Pik!«
    »Passe.«
    »Man muß nicht immer mit dem Teufel im Bund stehen, Kamerad«, entgegnete Smedly-Taylor mit dünnem Lächeln. Seine Granitaugen waren auf Jones gerichtet. »Sie waren heute ziemlich ungeschickt.«
    »Das war ausgesprochenes Pech.«
    »Für Pech gibt es keine Entschuldigung«, versetzte Smedly-Taylor und studierte seine Karten. »Sie hätten nachprüfen müssen. Sie haben sich als unfähig erwiesen, als Sie nicht nachgeprüft haben.«
    »Ich habe doch schon gesagt, daß es mir leid tut. Glauben Sie vielleicht, ich hätte nicht selbst gemerkt, wie idiotisch das von mir war? Ich werde es nie wieder tun. Nie. Ich hatte noch nie erlebt, was es heißt, in Panik versetzt zu werden.«
    »Zwei ohne Trumpf.« Smedly-Taylor lächelte Sellars an. »Damit hätten wir den Rubber, Kamerad.« Dann wandte er sich wieder an Jones. »Ich habe empfohlen, daß Samson Ihre Stelle übernimmt – Sie brauchen eine ›Erholung‹. Damit wird Grey von der Witterung abgelenkt – ach ja, und Unteroffizier Donovan wird Samsons Verpflegungsunteroffizier sein.« Er lachte kurz auf. »Es ist schade, daß wir das System ändern müssen, aber das spielt keine Rolle. Wir müssen nur dafür sorgen, daß Grey an den Tagen beschäftigt ist, an denen die falschen Gewichte benutzt werden.« Er blickte zu Sellars hinüber. »Das wird Ihre Aufgabe sein.«
    »Sehr gut.«
    »Ach, ich habe übrigens Marlowe mit einer Monatslöhnung bestraft. Er ist doch in einer Ihrer Baracken, nicht wahr?«
    »Jawohl«, bestätigte Sellars.
    »Ich habe ihn weich angefaßt, er ist ein guter Mann, kommt aus guter Familie – ganz anders als der gemeine Schurke Grey. Verdammt, der Kerl hat vielleicht Nerven, bildet sich ein, ich würde mich für seine Übernahme als Berufsoffizier einsetzen. Das ist genau die Sorte, die wir beim Heer nicht brauchen. Um Himmels willen nicht! Wenn er das Berufsoffizierspatent bekommt, dann nur über meine Leiche.«
    »Ich gebe Ihnen völlig recht«, sagte Sellars voll Abscheu. »Aber Marlowe hätten Sie ruhig drei Monatslöhne aufbrummen sollen. Er kann es sich leisten. Der verdammte Amerikaner hat das ganze Lager in der Hand.«
    »Im Augenblick schon.« Smedly-Taylor knurrte, prüfte noch einmal seine Karten und versuchte, seinen Fehler zu vertuschen.
    »Haben Sie etwas gegen ihn in Händen?« fragte Jones tastend. Dann setzte er hinzu: »Drei Karo.«
    »Zum Teufel mit Ihnen!« knurrte Sellars. »Vier Pik.«
    »Passe.«
    »Sechs Pik«, rief Smedly-Taylor.
    »Haben Sie wirklich nichts gegen den Amerikaner in Händen?« fragte Jones erneut.
    Oberst Smedly-Taylor behielt sein ausdrucksloses Gesicht. Er wußte von dem Diamantring, und er hatte gehört, daß ein Geschäft abgeschlossen worden war und daß der Ring bald den Besitzer wechseln würde. Und wenn das Geld erst im Lager war, nun, ein Plan war bereits ausgeheckt – ein guter Plan, ein sicherer Plan, ein privater Plan –, wie er in den Besitz des Geldes kommen würde. Deshalb brummte er nur, lächelte sein dünnes Lächeln und sagte leichthin: »Wenn ich etwas hätte, würde ich es bestimmt nicht Ihnen erzählen. Ihnen kann man nicht trauen.«
    Als Smedly-Taylor lächelte, lächelten alle erleichtert.
    Peter Marlowe und Larkin tauchten in den Strom von Männern ein, der zum Freilichttheater hinfloß.
    Die Bühnenbeleuchtung war schon eingeschaltet, und der Mond schien. Das Theater faßte zweitausend Leute. Die Sitze, die fächerförmig von der Bühne wegliefen, bestanden aus Brettern, die auf den Stümpfen von Kokospalmen lagen. Jede Aufführung wurde an fünf Abenden gegeben, so daß jeder im Lager sie mindestens einmal sehen konnte. Die Sitze wurden nach dem Los verteilt, und es wurden immer hohe Preise dafür bezahlt.
    Die meisten Reihen waren bereits

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