Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
seinen Sarong, schlang mit geschickter Drehung den Knoten und spürte deutlich die neugierig starrenden Blicke der anderen Offiziere. Sein Hirn war in wildem Aufruhr, er fragte sich, welcher Ärger ihn erwartete, aber er suchte seine Besorgnis zu verbergen. Warum sollte er Grey die Genugtuung verschaffen?
    »Sie sind wirklich schlecht erzogen, Grey. Ein Langweiler«, sagte er.
    »Ich habe heute viel über Erziehung gelernt, Sie verdammter Schurke«, versetzte Grey. »Ich bin froh, daß ich nicht zu Ihrer stinkenden Klasse gehöre, Sie verkommenes Schwein. Alles Winkeladvokaten, Betrüger, Diebe …«
    »Zum letzten Mal, Grey. Halten Sie das Maul, sonst werde ich es Ihnen stopfen, bei Gott!«
    Grey versuchte sich zu beherrschen. Er wollte sich auf der Stelle diesem Mann entgegen werfen. Er konnte ihn besiegen, er wußte, daß er es konnte. Jederzeit. Ob er die Ruhr hatte oder nicht! »Wenn wir je lebend aus der Scheiße herauskommen, dann werde ich nach Ihnen suchen. Als allererstes. Als allerallererstes.«
    »Wird mir ein Vergnügen sein. Wenn Sie mich aber bis dahin je wieder beleidigen, machen Sie mit der Peitsche Bekanntschaft.«
    Peter Marlowe wandte sich an die anderen Offiziere. »Sie alle haben es gehört. Ich habe ihn gewarnt. Ich lasse mir von diesem Affen allerniedrigster Sorte keine Flüche und Beschimpfungen gefallen.« Er drehte sich schnell zu Grey um. »Kommen Sie mir jetzt nicht mehr zu nahe.«
    »Wie kann ich das, wo Sie doch ein Gesetzesbrecher sind?«
    »Gegen welches Gesetz habe ich verstoßen?«
    »Melden Sie sich nach dem Abendessen bei Oberst Smedly-Taylor. Und denken Sie daran, Sie stehen unter Barackenarrest, bis Sie sich melden.« Grey entfernte sich. Der größte Teil seiner freudigen Erregung war verpufft. Es war blödsinnig gewesen, Marlowe zu beschimpfen. Blödsinnig, denn es hatte keine Notwendigkeit dafür bestanden.

18
    A ls Peter Marlowe vor Oberst Smedly-Taylors Bungalow ankam, war Grey bereits da.
    »Ich werde dem Oberst melden, daß Sie gekommen sind«, sagte Grey.
    »Zu liebenswürdig von Ihnen.« Peter Marlowe fühlte sich unbehaglich. Voll Zorn hatte er sich ein Luftwaffenkäppi ausgeliehen. Voll Zorn trug er das zerfetzte, aber saubere Hemd. Sarongs sind doch so viel bequemer, sagte er bei sich, so viel vernünftiger. Und als er an Sarongs dachte, fiel ihm der nächste Tag ein. Am nächsten Tag sollte das Geld übergeben werden. Für den Diamanten. Morgen sollte Shagata das Geld bringen, und in drei Tagen dann wieder das Dorf. Vielleicht Sulina … Du bist blöd, an sie zu denken. Behalte deine fünf Sinne beisammen, du wirst sie brauchen.
    »So, Marlowe. Stillgestanden«, befahl Grey.
    Peter Marlowe nahm stramme Haltung an und marschierte aufrecht und straff auf das Zimmer des Obersten zu. Als er an Grey vorbeikam, flüsterte er: »Sie krummer Hund!«, und fühlte sich danach ein wenig wohler, und dann stand er vor Oberst Smedly-Taylor. Er grüßte zackig und sah durch ihn hindurch.
    Smedly-Taylor saß hinter einem groben Schreibtisch, die Mütze auf dem Kopf, das Ausgehstöckchen auf dem Tisch, sah Peter Marlowe kalt an und erwiderte den Gruß mit peinlicher Förmlichkeit. Er bildete sich etwas darauf ein, wie er die Lagerdisziplin aufrechterhielt. Sein ganzes Handeln war Heer. Genau nach der Heeresdienstvorschrift.
    Er musterte den jungen Mann, der vor ihm stand – in strammer Haltung. Gut, dachte er bei sich, das wenigstens spricht zu seinen Gunsten. Einen Augenblick verharrte er noch in Schweigen, wie es seine Gewohnheit war. Immer zuerst den Angeklagten aus der Fassung bringen. Schließlich redete er.
    »Nun, Leutnant Marlowe? Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?«
    »Nichts, Sir. Ich weiß nicht, wessen ich angeklagt bin.«
    Oberst Smedly-Taylor warf Grey einen überraschten Blick zu und sah dann stirnrunzelnd zu Peter Marlowe zurück. »Vielleicht übertreten Sie so viele Gesetze, daß es Ihnen Schwierigkeiten bereitet, sich daran zu erinnern. Sie sind gestern ins Gefängnis gegangen. Das ist gegen die Lagerordnung. Sie haben keine Armbinde getragen. Das ist gegen die Lagerordnung.«
    Peter Marlowe war erleichtert. Es ging also nur ums Gefängnis. Aber warte doch mal – was ist mit dem Essen?
    »Reden Sie«, sagte der Oberst knapp, »waren Sie dort oder nicht?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Sie wußten doch, daß Sie damit gegen zwei Vorschriften der Lagerordnung verstießen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Warum sind Sie ins Gefängnis gegangen?«
    »Ich habe nur

Weitere Kostenlose Bücher