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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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abknallen?« Eva blick te auf. »Was meinst du … werde ich dich erschießen? Oder neh me ich mir einfach nur dein Geld und verschwinde wieder und lass dich hier ganz langsam von der Sonne ausdörren? Ihr wart doch so di cke Freunde, ihr drei, jedenfalls seit gestern Morgen. Freunde bis in den Tod. Klingt doch gut, oder?«
    Fuchs hielt es für das Beste, zu schweigen und Beck kam noch einen Schritt näher.
    »Mach die Beine breit.«
    »Was soll ich?«
    »Beine breitmachen!«, brüllte Beck.
    Fuchs kam dem Befehl nach.
    »Was, was wollen Sie?« stotterte er. Zum ersten Mal hatte er Angst vor diesem Polizisten, der – klein, mit schmalen Schultern und dem dün nen Bärtchen um den Mund – so gar nicht gefährlich aussah. Aber in seinen Augen konnte Fuchs Hass flackern sehen, nackten, primitiven Hass und außer der Krankenschwester war niemand da, der ihm Einhalt gebieten konnte, um ihn an dem zu hindern, was er augenscheinlich fest vorhatte. Fuchs wurde mit einem Mal klar, dass sich die Welt nicht nur für Leute seines Schlages geändert hatte. Die Gesetze und Gepflogenheiten, die das Leben so ruhig und sicher organisiert hatten, waren auch für diesen Polizisten und seine Begleiterin nicht mehr gültig, es sei denn, sie wollten deren Gültigkeit weiter aufrechterhalten. Aber dies wäre dann ihre ganz private Entscheidung, oh ne Auswirkungen auf das Große und Ganze. Sollte der Polizist die Seite wechseln wollen, und selbst Fuchs hätte ihm dies, nach dem, was Beck am Vortag erleben durfte, nicht verübeln können, wäre kein Vorgesetzter mehr da, der ihn an diesem Vorhaben hinderte. Er war dem Polizisten vollkommen ausgeliefert. Die einzige Chance war die Krankenschwester.
    Er dachte noch darüber nach, wie er die Krankenschwester am besten von seiner Unschuld überzeugen könnte, als ihn Becks Turnschuh mit voller Wucht zwischen den Beinen traf. Der Schmerz überfiel Fuchs vollkommen unvorbereitet. Es war, als würden beide Hoden fun kensprü hend durch seinen Unterleib rasen, schließlich von den straff gespann ten Samensträngen zurückkatapultiert und mit voller Wucht an ihren gottgewollten Bestimmungsort zurückgeschleudert. Fuchs’ Schrei blieb in seinem Hals stecken. Er zog die Beine an, griff mit beiden Händen zwischen sie, wobei das Geldbündel plötzlich an Bedeutung verlor und ihm aus der Hand glitt, und rollte mit leisem Jammern zur Seite. Der hohe, stechende Schmerz vibrierte durch seinen Körper und sein Blick verschwamm, nahe einer schützenden Ohn macht.
    »Musste das sein?« Eva zog Beck von Fuchs zurück.
    Beck bückte sich nach dem Geldbündel.
    »Deswegen sind wir nicht hierhergekommen!«, fauchte sie.
    »Das war das Mindeste, was ich für meine Kollegen tun konnte.«
    Beck wog die Geldscheine in der Hand, dann steckte er sie ein. »Und jetzt mach, dass du von hier verschwindest, bevor ich es mir doch noch anders überlege!« Er trat einen Schritt zur Seite und gab den Weg zur Tür frei.
    Fuchs öffnete die Augen und blinzelte Richtung Ausgang. War das nur ein Trick? War die Hoffnung Teil seiner langsamen Hinrichtung? Es klopfte wild zwischen seinen Beinen. Er richtete sich auf, zögerte und sah immer wieder zu Eva herüber.
    »Los! Worauf warten Sie noch?!« Beck visierte Fuchs’ schmerzendes Körperzentrum an. »Stellen Sie meine Geduld lieber nicht auf die Probe. Raus hier!«
    Unter Ignorierung der Schmerzen und seines abhandengekommenen Schatzes sprang Hermann Fuchs auf. Er packte seinen Mantel.
    »Danke, Schwester«, flüsterte er Eva zu, dann rannte er aus dem Operationssaal und gegen den kleinen Tisch, der die Klinke blockiert hatte und weiter Richtung Freiheit. Er rannte den langen Flur entlang, durch den Wartebereich und ins Treppenhaus. Drei, vier Stufen nahm er mit jedem schmerzenden Schritt und sah sich immer wieder nach dem Polizisten um. Erst vor dem Haupteingang hielt er an. Tief sog er die frische Luft in seine Lungen und betrachtete kurz den blau en Himmel. Er sah sich um, als suche er etwas, dann legte er sich hinter eine niedrige Hecke, so, dass er den Eingang zur Klinik, vor allem aber die, die das Haus verließen, sehen konnte. Er massierte gegen den dumpfen Schmerz zwischen seinen Beinen an. »Das werde ich dir heimzahlen, du mieses Bullenschwein.«
    Sie hat mit ihrem Gequietsche aufgehört, flüsterte Nummer drei. Ich glaube, sie genießt gerade ihre Ohnmacht.
    Tu ich nicht!
    Pah! Nummer drei zog sich in sein Versteck zurück und ließ Thomas mit dem eigenen Erwachen

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