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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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Frieder Fausts Wohnzimmer. Zurück kam sie mit dem Fernsehprogramm dieser Woche. »Schau mal«, sie zeigte ihm die Voranzeige für den Film, auf den sie sich so freute. Ein kleines Bild zeigte Momo. »Das ist Momo. Sieht sie nicht lustig aus?«
    Bubi nickte.
    Nach zwanzig Minuten, in denen Lorenz Sutter Susanne bei ihrem Kampf auf dem Teppichboden beobachten durfte, kam Frieder zurück. Sägespäne hingen an seiner Hose und als er die Stiefel auszog, riesel te eine gute Handvoll von ihnen in den Flur. Klaglos nahm Susanne den an der Wand hängenden Handfeger und putzte hinter ihrem Mann durch die Wohnung.
    »Lorenz«, begrüßte der seinen Gast, »was treibt dich zu mir? Hast dich ja seit Ewigkeiten nicht sehen lassen.« Sutter nickte. Frieder hatte recht, seit der ihm vor einigen Jahren beim Bau seines Hauses geholfen hatte, hatten sie sich kaum noch gesehen.
    Sutter erzählte von Jessika und Faust hörte zu. Als Sutter mit seiner kurzen Schilderung geendet hatte, schwieg Faust, in der Hand hielt er sein Handy. Macht der Gewohnheit, hatte er es während Sutters Er zählung aus der Tasche gezogen. Wie immer, wenn er selbst nicht weiterkam, wusste er doch stets jemanden, der helfen konnte. Jetzt wäre der Notarzt angeraten.
    Er steckte das silberne Relikt wieder ein.
    »Mit ein paar Kleinigkeiten zum Essen könnte ich schon aushelfen. Aber Medikamente?« Er ging zu Susanne ins Wohnzimmer und brachte ihr ein paar Sägespäne mit.
    »Haben wir noch irgendetwas gegen Durchfall? Und gegen Fieber?«
    Susanne erhob sich, nahm einen Schlüssel vom Schlüsselbrett im Flur und öffnete ein kleines Schränkchen. Seit Bubi als Elfjähriger einmal eine ganze Flasche Hustensaft ausgetrunken hatte und ihm da raufhin der Magen ausgepumpt werden musste, waren die Medikamente unter Verschluss, selbst heute noch.
    »Das hast du letztes Jahr bekommen, als du deine Magen-DarmGrippe hattest.« Susanne legte ein angebrochenes Briefchen dunkler Tabletten auf den Küchentisch. »Und die sind gegen Fieber.« Eine ganze Packung.
    »Und könnte ich vielleicht eine Banane haben?«, fragte Sutter. Sein Blick lag auf der Tischplatte. »Wegen der Vitamine … und die stopfen doch auch, hab ich gehört.«
    »Natürlich! Nimm!« Faust gab Sutter die drei Bananen. »Hoffentlich hilft das. Wenn nicht, kommst du wieder, hörst du!« Dann gingen sie zusammen in den Keller an die Gefriertruhe. Faust nahm eine Tüte Fleisch.
    »Da, koch der Kleinen eine anständige Suppe.«
    »Aber das ist zu viel, Frieder! Das kann ich unmöglich annehmen!«
    »Und ob du kannst. Wir können sowieso nicht mehr machen wie essen. Seit der Strom weg ist, ernähren wir uns fast ausschließlich von dem Fleisch aus unserer Truhe, ich kann es schon nicht mehr sehen. Aber sollen wir es vergammeln lassen? Nimm es und wenn du noch etwas brauchst, komm einfach wieder.«
    Wieder liefen Sutter Tränen übers Gesicht, diesmal aus Dankbarkeit.
    »Mach kein Theater und verschwinde.« Faust schob ihn zur Tür hinaus. »Heute Abend sehe ich Hildegund, ich werd sie fragen, ob sie vielleicht noch ein paar Kräuter für euch hat. Den Kindern vom Lehrer konnte sie auch helfen, jedenfalls können sie schon wieder Fleischbrühe bei sich behalten.«
    »Danke.«
    »Und sag Petra, sie soll zu Albickers in den Stall kommen und beim Melken helfen. Und sie soll eine Kanne mitbringen.«
    »Mach ich, Frieder. Und danke noch mal«, sagte Lorenz Sutter und ging.
    Faust ging zurück in die Küche und sofort an den Kühlschrank.
    »Keins mehr da«, rief Susanne aus dem Wohnzimmer. »Wein auch nicht.«
    Sie wusste, was ihr Mann suchte. Seit der gestern Abend die letzte Flasche Bier geleert hatte, vor allem aber, seit ihm bewusst geworden war, dass dies die letzte Flasche war, hatte er unruhig das Haus nach vorhandenen Alkoholreserven durchforstet. Aber außer dem billigen Korn aus dem Aldi und der Flasche Schnaps, die er und Bubi vorgestern noch aus dem Supermarkt ergattert hatten, fand sich nichts. Faust öffnete den Korn und roch daran. Er verzog das Gesicht, füllte aber trotzdem ein Wasserglas zu einem Drittel. Den Rest goss er mit Wasser auf, gab einen Spritzer Zitrone dazu und leerte das Glas in einem Zug. Er schüttelte sich.
    »Ich muss noch mal zu Basler«, rief er Susanne zu und verließ das Haus.
    Auf seinem Weg zu Basler, er ging erstmals seit Jahren am helllichten Tag zu Fuß durchs Dorf, traf er Anne Gehringer. Sie hatte Beas Bitte nachgegeben und ging nun von Haus zu Haus und fragte die Leute

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