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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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auf ein Zeichen von mir. Weißt du, wir haben außerhalb der Stadt ein kleines Lager angelegt. Eine alte Feldscheune. Dort lagern wir all unsere Vorräte und Waffen. Ein Wort von mir und wir sind weg. Aber nicht ohne Eva. Das weißt du. Glaub mir, Bubi, alles wird genau so, wie ich es dir immer verspro chen habe. Ich und du in Bonndorf …«
    »In Bonndorf?«
    »Bonndorf? Habe ich wirklich Bonndorf gesagt? Wo waren wir? Ja, richtig – Eva!«
    »Nein, es ging um unsere Pläne«, widersprach Bubi.
    »Unsere Pläne sind die Zukunft und die Zukunft heißt EVA!«
    »Ja, deine Zukunft. Aber was wird aus mir?«
    Kiefer fiel es sichtlich schwer, sich zu konzentrieren. »Ich vergesse nichts, am wenigsten einen treuen Freund. Wir werden zu den Großen gehören, wenn aus den Ruinen des Alten eine neue Zeit aufersteht. Du und ich, Bubi, wir sind nicht zur Feldarbeit geboren. Andere sollen Kü he melken und pflügen und Holz sammeln, wir wollen die sein, die alles lenken.«
    »Mein Vater will auch wieder mitlenken.« Bubi sagte es beiläufig, als würde es ihn nicht sonderlich interessieren. In ihm aber kochte es. Kaum war Vater wieder auf den Beinen, drängte es ihn nach vorn und Ei sele und dieser Assauer (den er, Bubi, gefunden hatte!) unterstützten ihn auch noch dabei. Wahrscheinlich erhofften sie sich Vorteile, woll ten rechtzeitig auf den richtigen Gaul setzen. Ihn hatte offensicht lich keiner auf der Karte. Da hatte er nun Eva das Leben gerettet, aber zu mehr als ein wenig Schulterklopfen hatte es dann doch nicht gereicht. Er war gut genug, Nacht für Nacht ihren Schlaf zu beschützen – aber mehr auch nicht. Sie hatten ihn nicht in den Rat gewählt, aber sein Vater, da war sich Bubi absolut sicher, würde wieder ein überragendes Ergebnis erzielen. Und sich diesmal nicht von Basler um den Chefsessel bringen lassen. »Übernächsten Sonntag will Vater eine überraschende Abstimmung ansetzen. Basler wird ziemlich dumm dastehen.«
    »Dein Vater will was?«
    Bubi erzählte, was er von seiner Mutter gehört hatte. Als er geendet hatte, arbeitete es unter Kiefers fettigem Haar.
    »Was ist jetzt, Martin, wann holst du endlich Eva, damit wir verschwinden können? Martin, ich halte es langsam nicht mehr aus! Ich muss so tun als ob ich funktioniere, wie sie es im Dorf von mir erwarten. Aber ich kann das nicht mehr lange! Du hast hier deine Ruhe, du darfst Martin Kiefer sein, aber ich, ich …« Bubi brach in Tränen aus. Als Kiefer ihn in den Arm nehmen wollte, wehrte Bubi ab. »Lass mich!« Er wischte sich das Gesicht ab. Zum Glück brannte nur eine einzelne Kerze. Ein Mann weint nicht.
    »Lass mir noch Zeit, Bubi. Bis Montag nach der Wahl, ja? Ich will abwarten, wie die Wahl ausgeht und dann entscheiden. Notfalls greife ich mir Eva am helllichten Tag und verschwinde mit ihr. Aber frühestens Montag.«
    »Ich frage mich, was die Abstimmung mit uns und Eva zu tun ha ben soll? Wieso können wir sie nicht früher holen? Warum nicht sofort?«
    »Vertrau mir nur noch ein letztes Mal, Bubi. Frühestens Montag. Lass mir bis dahin Zeit. Ich überlege mir einen Plan, der so ungefährlich wie möglich ist. Und sicher. Hätte Fuchs nicht alles versaut, wären wir schon längst über alle Berge. Aber was soll’s, Fuchs hat seine gerechte Strafe erhalten und wir beide bekommen bald unseren verdienten Lohn. Versprochen.«
    In der folgenden Nacht, der Nacht von Freitag auf Samstag, klopfte Martin Kiefer kurz nach drei an Roland Baslers Haus. Niemand reagierte. Er ging um das Haus herum und klopfte nacheinander an jede Fensterscheibe. Er musste lange klopfen. Trotz der warmen Sommernacht waren alle Fenster dicht verschlossen – die Angst, die ein schlech tes Gewissen mit sich brachte, verriegelte das Haus. Kiefer hatte nachgedacht, lange, gründlich und mit einem grandiosen Ergebnis, wie er fand! Vielleicht hatte er in der Vergangenheit im mer zu kompliziert gedacht, wenn es um Eva ging. Kiefer wollte sie, sie war der Sinn seines Lebens. Aber warum durch die Hintertür schlei chen und sie stehlen wie ein Dieb? Eva war schließlich noch im mer seine Frau, egal, und wenn sie Tausend Kinder von diesem Seger hatte, sie war sein. Wenn er schon einen berechtigten Anspruch auf sie hatte, überlegte er, warum dann nicht durch den Haupteingang marschieren, Eva an der Hand nehmen und mit ihr weggehen? Und das meinte er nicht einmal im übertragenen Sinne. Er wusste jetzt, wie er und Eva endlich wieder eins werden konnten und, das Schönste an seinem

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