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Rau, aber zaertlich

Rau, aber zaertlich

Titel: Rau, aber zaertlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Elizabeth Leto
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auswrang, bildete sich eine Lache zu ihren Füßen. Schon lange hatte sie jegliche Spur von Make-up oder Mascara weggewischt. Doch als sie im dritten Stock auf dem Balkon vor Jakes Haustür stand und auf den Süden Tampas hinunterschaute, fühlte sie feinen Nieselregen aus den hartnäckigen grauen Wolken, die den Abendhimmel trübten. Sie konnte nicht widerstehen, ihr Gesicht in die feuchte Luft zu halten.
    Das machte Spaß. Vor allem wenn Jake bei ihr war.
    Solange sie denken konnte, hatte Devon Angst vor Gewitter gehabt. Wenn Darcy ohne Schuhe und sogar ohne Schirm in den Pfützen spielte, hätte Devon vom Fenster aus zugeschaut. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich mit der Vermutung getröstet hatte, ihre Schwester würde sich vom Herumhüpfen in den Pfützen auf der unbefestigten Straße vor ihrem Wohnwagen eine hässliche Ringelflechte oder gar eine Lungenentzündung einfangen, wie ihre Mutter es stets prophezeit hatte.
    Aber heute Abend, als sie die Arme um Jake geschlungen und das Gesicht an seinen Rücken geschmiegt hatte und sie mit zunehmender Geschwindigkeit durch den sanften Regen gefahren waren, hatte sie sich unverwundbar gefühlt.
    So stark, so gesund, lebendig und frei.
    Ein Blitz in der Ferne erinnerte Devon daran, dass ihre Zeit mit Jake kaum mehr als eine Illusion war. Ihre Angst vor Gewitter blieb tief verwurzelt, auch wenn es ihr gelang, die Furcht für eine Weile zu vergessen.
    Sie schaute auf ihr nacktes Handgelenk. Sydney hatte darauf bestanden, dass sie allein schon wegen der Symbolik dieser Geste ihre Uhr zu Hause ließ. Es gab niemanden, zu dem sie nach Hause musste, niemand wartete auf sie. Sie hatte alle Zeit der Welt, ein neues Leben kennen zu lernen.
    Doch Stunden mussten vergangen sein, seit sie ihr Essen bestellt hatten und dann aufgebrochen waren. Sie hatten arrangiert, dass das Essen an Jakes Nachbarin geliefert wurde, damit sie so lange durch die Gegend fahren konnten, wie sie wollten. Jetzt knurrte ihr Magen. Unterwegs hatten sie nur einen kurzen Stopp an einer Tankstelle eingelegt, aber ansonsten waren sie umhergefahren, nur mit dem Ziel, die Geschwindigkeit zu spüren.
    Devon hatte nicht ein einziges Mal an den Buchvertrag gedacht. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie waren kaum fünf Minuten unterwegs gewesen, als sie beschlossen hatte, dass die Lieblingsbeschäftigung ihrer Heldin das Motorradfahren war. Aber nachdem sie diesen Charakterzug abgespeichert hatte, gab sie sich mit allen Sinnen der neuen Erfahrung hin. Sie hatte etwas Wildes getan, etwas ein klein wenig Gefährliches und für sie Untypisches.
    Etwas, was weit außerhalb ihres geordneten, kontrollierten Universums lag. Und sie wollte mehr davon.
    Jake hatte ihrem Vorschlag noch immer nicht zugestimmt, und inzwischen beunruhigte sie sein Schweigen zu dem Thema. Vielleicht musste sie ihm das Angebot noch versüßen.
    Sie zog die Brauen zusammen und fragte sich, was sie tun konnte, um Jake eine nur auf Sex basierende Affäre, in der sie bereit war, beinah alles zu probieren, schmackhaft zu machen. Natürlich hatte sie ihm das alles noch nicht gesagt, aber schon nach wenigen Stunden in seiner Gesellschaft war sie überzeugt, dass sie Jake vertrauen konnte. Dass er ein Mann war, der diskret sein und Geheimnisse für sich behalten konnte.
    Jetzt musste er nur noch Ja sagen.
    Sie kannte nicht viele Männer, aber sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Vorschlag auf einer Liste der Dinge, die Männer sich wünschen, knapp unterhalb des Jahrhundertwurfs als Quarterback im Superbowl und dem schnellsten Wagen, der je gebaut wurde, rangierte. Andererseits hatte sie immer den Eindruck, dass Jake anders war. Möglicherweise gingen seine Sehnsüchte tiefer - oder waren abgründiger, wie er bereits angedeutet hatte. Ein prickelnder Schauer durchlief sie bei der Erinnerung an seine erotische Fantasie und die knappe, schnörkellose Sprache, in der er geschildert hatte, was er im Klassenraum mit ihr tun wollte. Wie und wo er sie berühren würde. Wie er sie erregen und wie sie darauf reagieren würde. Sie schloss die Augen und ließ die Bilder erneut entstehen. Erregung breitete sich in ihr aus, und sie glaubte, dass sie gleich hier zum Höhepunkt gelangen könnte, wenn Jakes Hand nur flüchtig ihre empfindlichste Stelle streifen würde.
    Zum Glück gelang es ihr, sich zusammenzunehmen, bevor er mit einer großen Papiertüte, die einen köstlichen Duft von Knoblauch und feinem Romanokäse verströmte, aus dem Apartment nebenan

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