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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kehle zusammen. Ich zog das immer noch in die Seide gewickelte Spielzeug aus meiner Tasche und warf es auf den Tisch. „Du hast keine Ahnung, wen von uns dieser Vogel töten würde?“
    „Ich weiß nichts über die Spielzeuge.“
    „Du scheinst aber manches über Spielzeugmacher zu wissen“, versetzte ich mürrisch.
    „Ich dachte es bis zu dieser Nacht.“ Ihr Kinn verhärtete sich, und mir fuhr durch den Kopf, daß sie geweint hätte, wäre sie wirklich so zart, wie sie wirkte. Dann brach es aus ihr hervor: „Kamaina bildet keine Religion, es verkörpert nicht einmal eine ehrliche Freiheitsbewegung! Es liefert einen Vorwand für Schmuggel und Rauschgifthandel und jedes andere schmutzige Geschäft. Ob du mir glaubst oder nicht, als ich Shainsa verließ, hielt ich Nebran für die Antwort auf die Terraner. Jetzt weiß ich, daß es Schlimmeres auf Wolf gibt als das Terranische Imperium. Ich habe von Rakhal Sensar gehört, und was du auch von ihm denken magst, er ist zu anständig, um sich darein verwickeln zu lassen.“
    „Vielleicht erzählst du mir, was sich eigentlich abspielt“, schlug ich vor. Sie konnte dem, was ich bereits wußte, nicht viel hinzufügen, aber der Kreis schloß sich um ein weiteres Stück. Auf der Suche nach dem Materietransmitter und gleichzeitig nach einem Schlüssel zu den unheimlichen nonhumanoiden Wissenschaften Wolfs war Rakhal in die Hände des Spielzeugmachers gefallen. Evarins Worte: „Ihr habt Euch mit großer Schlauheit unserer Überwachung eine Zeitlang entzogen“, ergaben unter diesem Aspekt einen Sinn. Der Spielzeugmacher, der von Rakhals antiterranischen Umtrieben wußte, war zu der Überzeugung gelangt, daß Rakhal einen wertvollen Verbündeten abgeben würde, und hatte Schritte unternommen, um sich seiner zu versichern.
    Juli selbst hatte mir einen Hinweis gegeben; Rakhal hatte Rindys Spielsachen zerschlagen. Aus dem Zusammenhang gerissen klang es wie die Handlung eines Irrsinnigen, aus der Haß und Rachedurst sprachen. Nun, nach der Begegnung mit dem Spielzeugmacher, ergab es Sinn; ich würde die Spielsachen eines Kindes niemals mehr ohne Unruhe erblicken können.
    Vielleicht hatte ich unbewußt die ganze Zeit über geahnt, daß Rakhal nicht Evarin in die Hände spielte. Er mochte sich gegen die Terraner gewandt haben, obwohl ich erkannte, daß ich auch daran zu zweifeln begann.
    Miellyn hatte ihren Bericht beendet und war eingenickt; ihr Kopf lag auf dem Tisch. Das rötliche Licht war stärker geworden, und ich erkannte, daß ich die Dämmerung erwartete, wie ich vor Tagen in Shainsa den Sonnenuntergang herbeigesehnt hatte; jeder Nerv in mir war zum Zerreißen gespannt. Der dritte Morgen dämmerte herauf, und entweder der Vogel flog, der vor mir auf dem Tisch lag – oder in der Kharsa würde sich ein anderer auf Juli stürzen.
    Ich fragte: „Miellyn, ich glaube kaum, daß du versuchen möchtest, den anderen Vogel für mich zu stehlen?“
    Sie hob den Kopf. „Was geht dich Rakhals Frau an?“ brauste sie auf, und mir wurde klar, daß sie eifersüchtig war. „Rakhals Frau ist eine Terranerin – liebst du sie?“
    Es war wichtig, ihren Verdacht zu zerstreuen. „Rakhals Frau ist meine Schwester“, entgegnete ich und sah, wie die Spannung zu einem Teil aus ihren Zügen wich – nicht gänzlich. Eingedenk der Dürrstädtersitten war ich nicht allzu überrascht, als sie neidisch hinzusetzte: „Als ich von deiner Fehde in Shainsa hörte, nahm ich an, sie sei wegen dieser Frau ausgebrochen.“
    „Nein“, wiederholte ich. Es war auch um Juli gegangen, sicherlich. Ich hatte nicht gewollt, daß sie ihrer Welt den Rücken kehrte, aber wäre Rakhal Anhänger Terras geblieben, dann hätte ich seine Heirat mit Juli akzeptieren können. Gott wußte, daß wir uns während der Jahre in Shainsa nähergestanden hatten als Brüder. Und vor Miellyns sprühenden Augen kam mir plötzlich mein heimlicher Haß, meine geheime Furcht zu Bewußtsein. Nein, unser Bruch war nicht nur Rakhals Schuld.
    Er hatte sich nicht unerklärlicherweise gegen Terra gewandt. Ohne es zu erkennen, hatte ich alles getan, um ihn dazu zu bringen. Und als er gegangen war, hatte ich auch einen Teil meiner selbst verbannt und geglaubt, das Ringen damit beenden zu können, daß ich vorgab, er existierte nicht mehr. Und jetzt wußte ich, daß ich meine Rache, die ich so lange gesucht hatte, preisgeben mußte.
    „Wir haben uns immer noch mit dem Vogel zu befassen“, überlegte ich. „Er bildet den Teil eines

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