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Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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nicht einfach aufhören, nur weil du eine neue Idee hast«, sagte Bergmüller, als er ihn entgegennahm.
    Wiebke wurde rot. »Das erledige ich auch noch, Reinhard. Versprochen.«
    »Dann viel Glück bei der Suche im Heuhaufen«, sagte Bergmüller im Gehen.
    »Es ist jetzt immerhin eine Stricknadel, die wir suchen«, erwiderte Wiebke hoffnungsvoll.
    »Auch wieder wahr. Andere Ansatzpunkte haben wir ja ohnehin nicht.«
    »Reinhard?«, rief Wiebke, als Bergmüller schon in der Tür stand.
    »Ja?«
    »Danke.«
    Er winkte ab und verschwand. Motiviert begab sich Wiebke an die Arbeit.
    * * *
    »Liebe Kolleginnen und Kollegen«, sagte Bergmüller am nächsten Morgen nach einem kernigen »Guten Morgen«. »Sie kennen vermutlich alle die Kollegin Lena Svenson hier neben mir. Auf Wunsch von Kollegin Menn wird sie uns ab sofort bei unseren Ermittlungen unterstützen. Kollegin Menn hatte nämlich die gute Idee, den Kreis der potenziellen Opfer durch eine systematische Analyse der Vermisstenkartei einzugrenzen, um dadurch vielleicht wenigstens eins der Opfer identifizieren und über dessen Sozialkontakte den Täter finden zu können. Denn der wird seine Opfer wohl kaum aus dem Katalog bestellt haben, um Kollegin Menn zu zitieren.«
    Wiebke setzte stolz das breiteste Lächeln auf, das ihr zur Verfügung stand, und nickte Lena aufmunternd zu.
    »Frau Svenson, ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer neuen Tätigkeit.« Bergmüller schüttelte Lena die Hand und deutete auf den leeren Platz neben Wiebke, den diese für sie frei gehalten hatte.
    Die Sitzung der Soko dauerte noch etwa fünfundvierzig Minuten. Die Ermittler tauschten nur kurz das aus, was sie an Neuem zu berichten hatten.
    Danach ging Wiebke mit Lena in ihr Büro, in dem diese zunächst unschlüssig herumstand. Auf Wiebkes Zeichen nahm sie an einem zweiten Schreibtisch, den Wiebke nebst erforderlichem technischen Equipment in ihr Büro hatte bringen lassen, Platz und blickte sie mit einem skeptischen Gesichtsausdruck an.
    »Du, Wiebke«, sagte sie. »Ich finde es ja toll, dass du mich ausgesucht hast, um dir zu helfen, dieses Schwein zu kriegen. Nur …«
    »Was ist?«, fragte Wiebke. »Schiss?«
    »Das ist es nicht«, meinte Lena. »Aber du weißt doch selbst, dass ich keine Ausbildung als Kriminalerin habe. Nicht dass ich mehr eine Last als eine Hilfe bin, meine ich.«
    »Keine Sorge«, beruhigte Wiebke sie. »Du wirst sehr hilfreich sein. Wir beide müssen aus dem Wust der vermissten Personen diejenigen herausfiltern, die als Opfer nicht in Frage kommen. Das sind insbesondere die, die wiederaufgetaucht sind oder im Laufe unserer Ermittlungen wiederauftauchen. Dann müssen wir schauen, ob es in den Akten der übrigen Anhaltspunkte für eine Entführung gibt. Das ist viel Maloche, und dafür brauche ich dich.«
    »Ich gebe mein Bestes«, sagte Lena seufzend. »Aber ich kenne noch nicht einmal das System«, sagte sie und deutete auf den PC .
    »Keine Sorge. Das lernst du ganz schnell.«
    Tatsächlich stellte sich Lena recht geschickt an. Nach kurzer Zeit schon hatte sie die Systematik des Programms und der Datenbank »intus«, wie sie sich ausdrückte.
    »Dann fang schon mal mit dem Sortieren an«, forderte Wiebke sie auf.
    »Wo?«
    »Ist eigentlich egal, da die Opfer überall herkommen könnten. Sinnvoll ist es aber, in der Region zu beginnen. Wenn der Tatort irgendwo im Raum Rostock liegt, bedeutet das einen kürzeren Transportweg.«
    »Was machst du?«
    »Ich muss noch ein paar Alibis überprüfen. Aber vorher schicke ich eine Mail an alle Polizeidienststellen.«
    »Mit welchem Inhalt?«
    »Dass uns bitte jede Vermisstenanzeige, jede Entführung von Frauen, sofort gemeldet werden soll.«
    »Ich denke, dafür haben wir dieses INPOL -Dingsbums.«
    »Schon. Nur kann es sein, dass die Kollegen bei laufenden Ermittlungen mit der Eingabe warten. Und wenn wir eines nicht haben, dann ist das Zeit.«
    »Okay«, sagte Lena. »Dann los.«

NEUN
    Irgendwie hatte Stephanie Voigt ein schlechtes Gewissen, als sie von der Zoobrücke auf die Straße des Siebzehnten Juni abbog. Sollte sie wirklich zur Polizei gehen, um ihre Schwester vermisst zu melden? Sie kannte sie ja. Claudia war sehr spontan. Ihre Mutter bezeichnete das als sprunghaft. Wenn es ihr in den Sinn kam, konnte es sein, dass Claudia sich um acht Uhr abends in ihren Golf setzte, um das Wochenende in Paris zu verbringen. Einfach so. Ohne irgendwem ein Sterbenswörtchen davon zu sagen.
    Aber ihr jährlicher gemeinsamer

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