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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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wäre sein Buch.« Er hält Dylan dem Mann hin.
    Ich renne zu ihm und schnappe ihn mir wieder, dann sage ich: »Hierrr kommt Dylan, der starke Bagger, er schaufelt und schaufelt und wird nicht schlapper.«
    »Er begreift es nicht«, sagt Paul.
    »Der lange Arm löffelt kräftig und schnell …«
    »Jack, mein Schatz, das hier gehört dem Geschäft.« Deana zieht an dem Buch in meiner Hand.
    Aber jetzt halte ich Dylan noch fester und schiebe ihn unter mein Hemd. »Ich komme von woanders her«, erkläre ich dem Mann. »Old Nick hat mich und Ma eingesperrt, und jetzt ist er mit seinem Laster im Gefängnis, aber der Engel will ihn nicht ausbrechen, weil er ein böser Bube ist. Wir sind berühmt, und wenn du ein Bild von uns machst, bringen wir dich um.«
    Der Mann guckt nur.
    »Ähm, was kostet das Buch?«, fragt Paul.
    Der Mann sagt: »Ich muss es erst einscannen …«
    Paul streckt seine Hand aus. Ich rolle mich um Dylan herum auf dem Boden zusammen.
    »Ich hole Ihnen einfach ein anderes Exemplar, das können Sie dann einscannen«, sagt Paul und läuft zurück in das Geschäft.
    Deana sieht sich nach allen Seiten um und ruft: »Bronwyn? Süße?« Sie rennt rüber zum Brunnen und guckt überall in ihn rein. »Bronwyn?«
    Aber eigentlich ist Bronwyn hinter einem Fenster mit lauter Anziehsachen und tut ihre Zunge gegen das Glas.
    »Bronwyn!«, schreit Deana.
    Ich strecke auch meine Zunge raus. Bronwyn lacht hinter dem Glas.
     
     
     
    Beinahe schlafe ich in dem grünen Lieferwagen ein, aber dann doch nicht.
    Noreen sagt, meine Dora-Tasche ist spitze und auch das glänzende Herz, und Der Bagger Dylan hört sich nach einer tollen Geschichte an. »Wie waren die Dinosaurier?«
    »Wir hatten keine Zeit, sie anzugucken.«
    »Ach, wie schade.« Noreen gibt mir ein Pflaster für mein Handgelenk, aber es sind keine Bilder drauf. »Deine Ma hat den ganzen Tag ein Nickerchen gemacht, die freut sich bestimmt riesig, wenn sie dich sieht.« Sie klopft und macht die Tür Nummer sieben auf.
    Ich ziehe meine Schuhe aus, meine Kleider aber nicht. Endlich kann ich zu Ma krabbeln. Sie ist ganz warm und weich, ich kuschele mich an sie, aber vorsichtig. Das Kissen riecht schlecht.
    »Wir sehen uns dann zum Abendessen«, flüstert Noreen und macht die Tür zu.
    Was schlecht riecht, das ist Kotze, das kenne ich noch von unserer spannenden Flucht. »Wach auf«, sage ich zu Ma, »du hast auf das Kissen gebrochen.«
    Sie schaltet sich nicht an, sie stöhnt noch nicht mal oder rollt sich auf die andere Seite, sie bewegt sich überhaupt nicht, als ich an ihr ziehe. Sie ist so Verschwunden wie noch nie.
    »Ma, Ma, Ma.«
    Ich glaube, sie ist ein Zombie.
    »Noreen?«, rufe ich, dann laufe ich zur Tür. Ich darf die anderen Personen nicht stören, aber … »Noreen!« Sie ist am Ende vom Flur, jetzt dreht sie sich rum. »Ma hat gebrochen.«
    »Macht doch nichts, das haben wir in null Komma nichts wieder sauber. Lass mich nur schnell den Putzwagen …«
    »Nein, aber du musst jetzt kommen.«
    »Okay, okay.«
    Als sie das Licht anschaltet und Ma sieht, sagt sie nicht okay, sie hält das Telefon hoch und sagt: »Code Blau, Zimmer sieben, Code Blau …«
    Ich weiß nicht, was … Dann sehe ich Mas Tablettenfläschchen auf der Tisch liegen, sie sind auf und sehen fast leer aus. Nie mehr als zwei, das ist eine Regel, wieso sind sie dann jetzt fast leer, wo sind die Tabletten hin? Noreen drückt an die Seite von Mas Hals und sagt ihren anderen Namen und: »Können Sie mich hören? Können Sie mich hören?«
    Aber ich glaube nicht, dass Ma hören kann und sehen auch nicht. Ich schreie: »Keine gute Idee, keine gute Idee!«
    Ganz viele Personen laufen rein, eine zieht mich raus in den Flur. Ich brülle, so laut ich kann: »Ma!«, aber es ist nicht laut genug, damit sie wach wird.

LEBEN
    Ich bin in dem Haus mit der Hängematte. Ich gucke aus dem Fenster und suche, aber Grandma sagt, wenn, dann wäre sie hinter dem Haus raus und nicht vorne, aber sie hängt sowieso noch nicht, weil erst der 10. April ist. Es gibt Büsche und Blumen und den Bürgersteig und die Straße und die anderen Vorgärten und die anderen Häuser, davon zähle ich elf Stück, da wohnen die Nachbarn, so wie bei Stibitzen beim Nachbarn . Ich lutsche, damit ich Schlimmerzahn fühlen kann, er ist mitten auf meine Zunge. Das weiße Auto ist draußen und steht einfach nur da. In dem bin ich von der Klinik weggefahren, trotzdem es keinen Kindersitz gab. Dr. Clay wollte, dass ich dableibe,

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