Raum
Dora-Tasche. Es ist zu hell, und ich glaube, wir sind verirrt, ich wünschte, ich wäre in Raum Nummer sieben.
Ich muss Pipi, Paul bringt mich zu einem Klo, das ganz komische, labberige Becken an der Wand hat. Er zeigt mit der Hand drauf. »Auf geht’s.«
»Wo ist das Klo?«
»Das da sind ganz spezielle nur für uns Jungs.«
Ich schüttele den Kopf und gehe wieder raus.
Deana sagt, ich kann mit ihr und Bronwyn mitkommen, sie lässt mich die Kabine aussuchen. »Prima gemacht, Jack, du hast überhaupt nicht danebengespritzt.«
Warum soll ich denn danebenspritzen?
Als sie Bronwyns Unterhose runtermacht, ist da gar kein Peterchen oder sowas wie Mas Vagina, nur ein fettes kleines Stückchen mit einer Falte in der Mitte, aber ohne Fell. Ich tue meinen Finger drauf und drücke, es ist ganz matschig.
Deana haut meine Hand weg.
Ich kann überhaupt nicht aufhören zu weinen.
»Jetzt beruhig dich doch, Jack. Habe ich … ist deine Hand verletzt?«
Aus meinem Handgelenk kommt lauter Blut.
»Ach, das tut mir ja leid«, sagt Deana, »wirklich, das muss mein Ring gewesen sein.« Sie starrt auf ihren Ring mit den Goldstückchen. »Aber hör mal, man fasst andere Leute nicht an der Scham an, das ist nicht okay, okay?«
Ich weiß nicht, was eine Scham ist.
»Fertig, Bronwyn? Komm, Mama wischt dich ab.«
Sie reibt genau an dem Teil von Bronwyn, das ich gedrückt habe, aber schlagen tut sie sich danach nicht.
Als ich meine Hände wasche, tut das Blut noch mehr weh. Deana sucht die ganze Zeit in ihrer Tasche ein Pflaster. Sie faltet so ein braunes Papierhandtuch zusammen und sagt mir, ich soll es auf die Wunde drücken.
»Alles paletti?«, fragt Paul draußen.
»Frag lieber nicht«, sagt Deana. »Können wir jetzt endlich hier raus?«
»Und was ist mit dem Geschenk für Shirelle?«
»Wir packen einfach was von Bronwyn ein, das noch neu aussieht.«
»Nicht von mir«, ruft Bronwyn.
Sie zanken sich, ich will mit Ma im Bett sein, im Dunkel und an ihren weichen Stellen, ohne unsichtbare Musik und ohne dass breite Personen mit roten Gesichtern vorbeilaufen und lachende Mädchen, die ihre Arme verknotet haben, und man sieht lauter Teile von ihnen durch die Anziehsachen. Ich drücke auf die Wunde, damit nicht noch mehr Blut aus mir rausfällt. Beim Gehen mache ich die Augen zu, ich stoße gegen einen Pflanzentopf, aber eigentlich ist es gar keine Pflanze wie unser Pflanze, bevor er gestorben ist, es ist eine aus Plastik.
Dann sehe ich jemanden, der lächelt mich an. Dylan! Ich laufe hin und umarme ihn ganz feste.
»Ein Buch«, sagt Deana, »perfekt. Bin sofort wieder da.«
»Das ist Der Bagger Dylan , er ist mein Freund aus Raum«, erkläre ich Paul. »Hierrr kommt Dylan, der starke Bagger, er schaufelt und schaufelt und wird nicht schlapper. Der lange Arm löffelt kräftig und schnell …«
»Das ist toll, Kumpel. Und weißt du auch noch, wo es hingehört?«
Ich streichele den Vorderteil von Dylan, der ist ganz glatt und glänzend, wie ist Dylan hier in die Mall gekommen?
»Pass auf, dass du es nicht voll Blut machst.« Paul tut ein Papiertuch auf meine Hand, mein braunes Papier muss runtergefallen sein. »Such dir doch lieber ein anderes Buch aus, das du noch nicht gelesen hast.«
»Momma, Momma.« Bronwyn versucht, einen Schmuck aus dem Vorderteil von einem Buch zu holen.
»Geh zahlen«, sagt Deana. Sie tut das Buch in Pauls Hand und läuft rüber zu Bronwyn.
Ich mache meine Dora-Tasche auf, tue Dylan rein und mache schön den Reißverschluss zu.
Als Deana und Bronwyn wiederkommen, gehen wir so nah an den Brunnen, dass wir es spritzen hören, aber nicht gespritzt werden. Bronwyn sagt: »Geld, Geld«, Deana gibt ihr eine Münze, und Bronwyn wirft sie ins Wasser.
»Willst du auch eine?«, fragt Deana mich.
Das muss ein Extramüll für Geld sein, das zu schmutzig ist. Ich nehme die Münze und werfe sie rein, dann hole ich das nasse Wischding raus und mache meine Finger sauber.
»Hast du dir auch was gewünscht?«
Ich habe mir noch nie was mit Abfall gewünscht. »Was denn?«
»Das, was du am liebsten in der Welt hättest.«
Am liebsten wäre ich wieder in Raum, aber ich glaube nicht, dass der in der Welt ist.
Da ist ein Mann, der redet mit Paul und zeigt auf mich und meine Dora.
Paul kommt, macht den Reißverschluss auf und holt Dylan raus. »Also wirklich, Kumpel!«
»Es tut mir fürchterlich leid«, sagt Deana.
»Wissen Sie, er hat selbst eins davon zu Hause«, sagt Paul, »und er dachte, das hier
Weitere Kostenlose Bücher