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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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Deckel, die die Form von einem Frosch hat, da sind Cornflakes drin. »Hi, Jack«, sagt sie ganz piepsig.
    Neben Bronwyn gibt es einen Kindersitz für mich. Paul zeigt mir, wie man den Gurt festklickt. Beim dritten Mal kann ich es ganz alleine, Deana klatscht und Bronwyn auch. Dann schiebt Paul mit einem lauten Wumms den Lieferwagen zu. Ich zucke zusammen, ich will zu meiner Ma, ich glaube schon, dass ich weinen muss, tue ich dann aber doch nicht.
    Bronwyn sagt immer weiter: »Hi, Jack, hi, Jack.« Sie spricht noch nicht richtig, sie sagt so Sachen wie »Dada sing« und »Schöner Wauwau« und »Momma noch Brezeln bitte«, aber anstatt Brezeln sagt sie Gretzeln. Dada heißt Paul, und Momma heißt Deana, aber die Namen darf nur Bronwyn sagen, so wie ja auch niemand zu Ma Ma sagt außer ich.
    Ich habe Mungst, aber ein bisschen mehr Mut als Angst, so schlimm, wie so zu tun, dass ich tot in Teppich bin, ist es nämlich nicht. Jedes Mal, wenn ein Auto auf uns zukommt, sage ich mir im Kopf, dass es ja auf seiner Seite von der Straße bleiben muss, sonst steckt Officer Oh es zu dem braunen Laster ins Gefängnis. Die Bilder im Fenster sind wie im Fernseher, nur verschwommener, ich sehe geparkte Autos, einen Zementmischer, ein Motorrad und einen Autoanhänger mit eins zwei drei vier fünf Autos drauf, das ist meine Lieblingszahl. Vor einem Haus schiebt ein Junge eine Schubkarre mit noch einem kleineren Kind drin, das ist lustig. Dann geht ein Hund mit einem Mensch an einem Seil über die Straße, und ich glaube, der ist sogar festgebunden, nicht wie bei der Kindertagesstätte, wo sie das Seil nur gehalten haben. Die Ampel geht auf Grün, eine Frau mit einer Krücke hoppelt los, und auf einem Müll steht ein riesiger Vogel, Deana sagt, das ist nur eine Möwe, die schlucken, was immer sie kriegen können.
    »Das sind Allesfresser«, erkläre ich ihr.
    »Meine Güte, kennst du aber ausgefallene Wörter.«
    Wir machen eine Kurve, jetzt kommen große Bäume. »Ist das wieder die Klinik?«, frage ich.
    »Nein, nein, wir machen nur einen kurzen Zwischenstopp in der Mall und kaufen ein Geschenk für eine Geburtstagsfeier, zu der Bronwyn heute Nachmittag geht.«
    Mall, das sind Geschäfte so wie die, wo Old Nick unser Essen holt, aber jetzt nicht mehr.
    Paul soll allein in die Mall, aber er sagt, er weiß nicht, was er kaufen soll, deshalb geht anstatt Deana, aber dann fängt Bronwyn an zu rufen: »Will mit Momma, will mit Momma.« Deshalb soll Deana Bronwyn in dem roten Wägelchen ziehen, und Paul und ich sollen im Auto warten.
    Ich starre das rote Wägelchen an. »Kann ich auch mal?«
    »Nachher, im Museum«, erklärt Deana mir.
    »Hör mal, ich muss sowieso ganz dringend zur Toilette«, sagt Paul. »Vielleicht geht es schneller, wenn wir rasch alle zusammen reingehen.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Unter der Woche ist bestimmt nicht so viel los.«
    Deana sieht mich an, aber ohne zu lächeln. »Jack, würdest du gerne in dem Wägelchen mit in die Mall kommen, nur für ein paar Minuten?«
    »Au ja.«
    Ich fahre hinten und passe auf, dass Bronwyn nicht rausfällt, weil ich der große Vetter bin. »Wie Johannes der Täufer«, erkläre ich Bronwyn, aber die hört nicht zu. Als wir an die Türen kommen, machen sie so ein Plopp und gehen ganz von allein auf, ich falle beinahe aus dem Wägelchen, aber Paul sagt, das machen nur Minicomputer, die sich gegenseitig Botschaften schicken, kein Grund zur Sorge.
    Alles ist total hell und gigantossal. Ich wusste gar nicht, dass es im Drinnen genauso riesig sein kann wie im Draußen, sogar mit Bäumen. Ich höre Musik, aber Musikanten mit Instrumenten sehe ich keine. Am Irrsten ist eine Dora-Tasche, ich steige aus und berühre ihr Gesicht, sie lächelt und tanzt vor mir. »Dora«, flüstere ich.
    »Ach, stimmt«, sagt Paul. »Nach der war Bronwyn früher auch ganz verrückt, aber jetzt ist es Hannah Montana.«
    »Hannah Montana«, singt Bronwyn, »Hannah Montana.«
    Die Dora-Tasche hat Riemen, sie ist wie der Rucksack, aber mit Dora drauf anstatt dem Gesicht vom Rucksack. Sie hat auch einen Griff, als ich ihn ausprobiere, kommt er hoch, ich glaube, jetzt habe ich sie kaputt gemacht, aber dann rollt Dora, es ist ein Rucksack mit Rollen, Zauberei.
    »Gefällt er dir?« Das ist Deana, die mit mir spricht. »Würdest du da gern deine Sachen reintun?«
    »Vielleicht nicht grade in Rosa«, sagt Paul zu ihr. »Jack, ist die hier nicht cool?« Er hält eine Tasche mit Spider-Man hoch.
    Ich umarme Dora ganz

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