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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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die ganzen Sachen drin.«
    »Ich habe doch schon gesagt, ist in Ordnung.«
    Stiefpa tut unsere ganzen Sachen hinten in das weiße Auto.
    »Ich muss meinen Führerschein erneuern lassen«, sagt Ma, als Grandma fährt.
    »Könnte sein, dass du ein bisschen aus der Übung bist.«
    »Ach, ich bin doch bei allem so aus der Übung, dass es quietscht«, sagt Ma.
    Ich frage: »Warum quietscht es … ?«
    »Wie beim Blechmann«, sagt Ma über die Schulter. Sie hebt ihren Ellbogen und quietscht. »Was meinst du, Jack, sollen wir uns irgendwann mal unser eigenes Auto kaufen?«
    »Au ja. Oder noch lieber einen Helikopter. Ein Superzoomer-Helikopter-Zugauto-U-Boot.«
    »Das wird ja eine Sause.«
    Es dauert Stunden und Stunden im Auto. »Warum dauert es so lange?«, frage ich. »Weil wir durch die ganze Stadt müssen«, sagt Grandma. »Das ist ja beinahe schon im Nachbarstaat.«
    »Mom …«
    Der Himmel wird dunkel.
    Grandma hält, wo Ma es ihr sagt. Es gibt ein großes Schild: HEIM FÜR SELBSTBESTIMMTES WOHNEN . Sie hilft uns, die ganzen Kartons und Taschen in das braune Ziegelhaus zu tragen, nur meine Dora rolle ich auf ihren Rädern. Wir gehen durch eine große Tür mit einem Mann, der heißt Pförtner und lächelt. »Sperrt der uns jetzt ein?«, flüstere ich zu Ma.
    »Nein, der sperrt nur andere Leute aus.«
    Es gibt drei Frauen und einen Mann, die heißen Betreuerstab, wir sind herzlich eingeladen, jederzeit zu klingeln, wenn wir Hilfe brauchen, egal, bei was, klingeln ist so ähnlich wie telefonieren. Es gibt ganz viele Flure und in jedem Wohnungen, die von mir und Ma ist auf sechs. Ich zupfe sie am Arm und flüstere: »Fünf.«
    »Noch mal?«
    »Können wir nicht lieber auf fünf sein?«
    »Tut mir leid, das können wir uns nicht aussuchen«, sagt sie.
    Als der Aufzug zuknallt, fängt Ma an zu zittern.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Grandma.
    »Daran muss ich mich eben auch erst wieder gewöhnen.«
    Ma muss den geheimen Code eintippen, damit der Aufzug anfängt zu wackeln. Beim Hochfahren fühlt sich mein Bäuchlein komisch an. Dann gehen die Türen auf, und da sind wir schon auf sechs, wir sind geflogen und wussten es überhaupt nicht. Es gibt eine kleine Luke da steht MÜLLVERBRENNUNG drauf, wenn wir da unseren Abfall reintun, fällt er immer weiter runter und geht in Rauch auf. Auf den Türen gibt es keine Zahlen, es sind Buchstaben, unserer ist B, das heißt, wir wohnen in Sechs B. Sechs ist nicht so eine schlimme Zahl wie neun, sie ist sogar das umgedrehte Gegenteil. Ma steckt den Schlüssel in das Loch, beim Umdrehen verzieht sie das Gesicht, wegen ihrem schlimmen Handgelenk. Ganz repariert ist sie noch nicht. »Hier kommt unser Zuhause«, sagt sie und schiebt die Tür auf.
    Wie kann das unser Zuhause sein, wenn ich noch nie hier war?
    Eine Wohnung ist wie ein Haus, das zusammengequetscht worden ist. Es gibt fünf Räume, und wir haben Glück, einer ist nämlich das Badezimmer mit einer Wanne, wir können also baden und müssen nicht duschen. »Können wir jetzt gleich in die Wanne?«
    »Lass uns erst mal richtig ankommen«, sagt Ma.
    Der Herd macht Flammen so wie bei Grandma. Neben der Küche ist das Wohnzimmer, da steht ein Sofa drin und ein niedriger Tisch und ein riesengroßer Fernseher.
    Grandma ist in der Küche und packt einen Karton aus. »Milch, Bagel, ich weiß nicht, ob du schon wieder Kaffee trinkst … Er mag diese Cerealien mit Buchstaben, neulich hat er damit Vulkan gelegt.«
    Ma tut ihre Arme um Grandma und drückt sie einen Moment lang so feste, dass sie sich nicht mehr bewegen kann. »Danke.«
    »Soll ich noch schnell irgendwas besorgen?«
    »Nein, ich glaube, du hast an alles gedacht. Gute Nacht, Mom.«
    Grandmas Gesicht ist ganz verzogen. »Weißt du …«
    »Was?« Ma wartet. »Was denn?«
    »Ich habe auch keinen einzigen Tag mit dir vergessen.«
    Sie sagen nichts mehr, deshalb probiere ich bei den Betten aus, welches schaukeliger ist. Als ich Purzelbäume schlage, höre ich sie ganz viel reden. Ich gehe herum und mache alles auf und wieder zu.
    Als Grandma wieder zu ihrem Haus gefahren ist, zeigt Ma mir, wie man den Riegel vorschiebt, das ist wie ein Schlüssel, mit dem nur wir von innen aufmachen und zumachen können.
    Im Bett fällt es mir wieder ein, ich ziehe ihr T-Shirt hoch.
    »Ähm«, sagt Ma, »ich glaube nicht, dass da was drin ist.«
    »Klar, muss doch.«
    »Tja, bei Brüsten ist es so, wenn keiner aus ihnen trinkt, dann denken sie: Na gut, wenn keiner mehr unsere Milch braucht,

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