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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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vorbei, es macht mich ganz duselig.
    Überall ist Licht, es kommt aus dem Auto auf die Straße und malt über alles drüber. Da kommt noch ein Auto, ein weißes und superschnell, gleich kracht es in …
    »Keine Angst«, sagt Officer Oh.
    Als ich meine Hände vom Gesicht nehme, ist das andere Auto weg. Hat unseres es etwa verschwindet?
    »Und? Klingelt schon was bei dir?«
    Ich höre nichts klingeln. Überall nur Bäume und Häuser und dunkle Autos. Ma, Ma, Ma . Ich höre sie nicht in meinem Kopf, sie sagt gar nichts. Seine Hände sind ganz fest um sie, immer fester und fester, sie kann nichts sagen, sie kann nicht atmen, sie kann gar nichts machen. Was lebendig ist, kann man biegen, aber sie wird gebiegt und gebiegt und …
    »Sieht das hier vielleicht so aus wie deine Straße?«, fragt Officer Oh.
    »Ich hab keine Straße.«
    »Ich meine die Straße, aus der dieser Nick dich heute Abend weggebracht hat.«
    »Die hab ich noch nie gesehen.«
    »Wie bitte?«
    Ich habe keine Lust mehr, was zu sagen.
    Officer Oh schnalzt mit der Zunge.
    »Kein Pick-up weit und breit, außer dem schwarzen da hinten«, sagt der Polizeimann.
    »Wir können ja trotzdem mal anhalten.«
    Das Auto bleibt stehen. Es tut mir leid.
    »Glaubst du, da steckt vielleicht irgend so eine Sekte dahinter?«, fragt er. »Die langen Haare, keine Nachnamen und dann der Zustand, in dem der Zahn ist …«
    Officer Oh verzieht den Mund. »Jack, gibt es in eurem Raum eigentlich Tageslicht?«
    »Es ist doch Abend«, sagte ich. Hat sie das nicht gemerkt?
    »Ich meine, am Tag. Wo kommt das Licht rein?«
    »Oberlicht.«
    »Es gibt also ein Oberlicht. Hervorragend.«
    »Ich höre«, sagt der Polizeimann zu seinem Telefon.
    Officer Oh guckt wieder auf ihren glänzenden Bildschirm. »Auf der Carlingford zeigt der Sat ein paar Häuser mit Oberlichtern im Dachgeschoss …«
    »Raum ist nicht in einem Haus«, sage ich noch mal.
    »Ich kann dir nicht richtig folgen, Jack. Wo ist er denn dann?«
    »In nichts. Raum ist innen.«
    Da drin ist Ma und auch Old Nick, er will, dass jemand tot ist, und das bin nicht ich.
    »Und was ist draußen?«
    »Das Draußen.«
    »Erzähl mir noch ein bisschen mehr von dem, was draußen ist.«
    »Eins muss man dir lassen«, sagt der Polizeimann. »Du gibst nicht so schnell auf.«
    Bin ich etwa das Du ?
    »Weiter, Jack«, sagt Officer Oh, »erzähl mir, was draußen direkt vor diesem Raum ist.«
    »Das Draußen«, schreie ich. Ich muss es doch ganz schnell erklären, wegen Ma, warte doch, Ma, warte auf mich! »Da gibt es so Sachen, die sind in echt, Eiscreme und Bäume und Geschäfte und Flugzeuge und Farmen und die Hängematte.«
    Officer Oh nickt.
    Ich muss mich doller anstrengen, aber ich weiß nicht, wie. »Aber da ist abgeschlossen, und wir haben den Code nicht.«
    »Ihr wolltet die Tür aufschließen und hinauskommen?«
    »So wie Alice.«
    »Ist Alice auch eine Freundin von dir?«
    Ich nicke. »Sie ist in dem Buch.«
    »Menschenskinder, Alice im Wunderland!«, sagt der Polizeimann.
    Das wusste ich schon. Aber wie hat er denn unser Buch gelesen, er war doch überhaupt noch nie in Raum. Ich sage ihm: »Kennst du Stelle, wo sie mit ihren Tränen einen Teich weint?«
    »Wie bitte?« Er sieht mich rückwärts durch den kleinen Spiegel an.
    »Ihre Tränen machen einen Teich, weißt du nicht mehr?«
    »Deine Ma hat geweint?«, fragt Officer Oh.
    Die von Draußen kapieren wirklich überhaupt nichts, ich frage mich, ob sie zu viel Fernseher gucken. »Nein, Alice! Sie will doch die ganze Zeit in den Garten, genau wie wir.«
    »Ihr wolltet auch in den Garten?«
    »Er ist hinterm Haus, aber wir wissen den geheimen Code nicht.«
    »Der Raum grenzt direkt an den Garten?«, fragt sie.
    Ich schüttele den Kopf.
    Officer Oh reibt sich das Gesicht. »Hilf mir doch mal, Jack. Ist dieser Raum neben einem Garten?«
    »Nicht neben.«
    »Na schön.«
    Ma Ma Ma . »Er ist drum rum.«
    »Der Raum steht im Garten?«
    »Ja.«
    Ich habe Officer Oh eine Freude gemacht, aber ich weiß nicht, warum. »Na also, na also.« Sie guckt auf ihren Bildschirm und drückt auf Knöpfe. »Frei stehende Gebäude auf der Carlingford und der Washington …«
    »Oberlicht«, sagt der Polizeimann.
    »Richtig, mit einem Oberlicht …«
    »Ist das Fernseher?«, frage ich.
    »Hmm? Nein, es ist ein Foto von den ganzen Straßen hier. Die Kamera ist ganz weit oben im All.«
    »Im Weltall?«
    »Ja.«
    »Cool.«
    Die Stimme von Officer Oh ist ganz aufgeregt. »Drei vier neun

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