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Raum

Raum

Titel: Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Donoghue
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mit mir.
    »Wie heißt du?«
    Fernseher-Personen fragen einen nie was, außer Dora, und die weiß meinen Namen schon.
    »Kannst du mir sagen, wie du heißt?«
    Ma hat gesagt, ich soll mit dem Jemand reden, das ist meine Aufgabe. Ich versuche, aber es kommt nichts raus. Ich lecke mir über die Lippen. »Jack.«
    »Wie war das?« Er beugt sich näher heran. Ich rolle mich zusammen und verstecke den Kopf in den Armen. »Keine Angst, dir tut niemand was. Sag mir deinen Namen noch mal ein bisschen lauter.«
    Es ist einfacher, wenn ich ihn nicht angucke. »Jack.«
    »Jackie?«
    »Jack.«
    »Oh. Verstehe, tut mir leid. Dein Dad ist jetzt weg, Jack.«
    Wovon redet er?
    Das Baby fängt an, an seinem Dings zu ziehen, dem über dem Hemd, es ist ein Jackett.
    »Ich heiße übrigens Ajeet«, sagt die Mann-Person, »und das hier ist meine Tochter … Halt still, Naisha. Jack braucht ein Pflaster für das Aua auf seinem Knie. Mal sehen, ob …« Er fühlt in alle Teile von seiner Tasche. »Raja tut es sehr leid, dass er dich gebissen hat.«
    Der Hund sieht nicht aus, als ob es ihm leidtut, er hat spitze, dreckige Zähne. Hat er mein Blut getrunken wie ein Vampir?
    »Du siehst nicht gut aus, Jack. Warst du vor Kurzem mal krank?«
    Ich schüttele den Kopf. »Ma.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Ma hat auf mein T-Shirt gebrochen.«
    Das Baby spricht noch mehr, aber nicht in Sprache. Sie packt die Ohren von dem Raja-Hund, warum hat sie keine Angst vor dem?
    »Entschuldigung, das habe ich nicht verstanden«, sagt der Ajeet-Mann.
    Ich sage gar nichts mehr.
    »Die Polizei müsste jeden Moment da sein, okay?« Er hat sich umgedreht und guckt auf der Straße hin und her, das Naisha-Baby weint jetzt ein bisschen. Er wippt sie auf dem Knie. »Gleich gehen wir zu Ammi und dann ins Bettchen.«
    Ich denke an Bett. An das Warme.
    Er drückt kleine Knöpfe auf seinem Telefon und sagt wieder was, aber ich höre nicht zu.
    Ich will hier weg. Aber ich glaube, wenn ich mich bewege, beißt mich der Raja-Hund wieder und trinkt noch mehr von meinem Blut. Ich sitze auf einer Ritze, ein Teil von mir in einem Viereck und der Rest in einem anderen. Mein gefressener Finger tut unheimlich weh und auch mein Knie, das rechte, da kommt Blut raus, wo die Haut aufgeplatzt ist, am Anfang war es rot, aber jetzt wird es schwarz. Neben meinem Fuß liegt ein spitzes Oval, ich versuche es aufzuheben, aber es klebt fest, dann kriege ich es doch zwischen meine Finger, es ist ein Blatt. Ein Blatt von einem echten Baum, so wie das, was neulich auf Oberlicht war. Ich gucke hoch, über mir ist ein Baum, der muss das Blatt fallen gelassen haben. Der große Lichtkreis blindet mich. Und der Riesenhimmel dahinter ist jetzt ganz schwarz, wo ist das rosa-orangene Stück hin? Die Luft bewegt sich auf meinem Gesicht, aus Versehen zittere ich.
    »Dir muss doch kalt sein. Ist dir nicht kalt?«
    Ich glaube erst, der Ajeet-Mann fragt das Baby Naisha, aber er meint mich. Das merke ich, als er sein Jackett auszieht und über mich hängt.
    »Hier.«
    Ich schüttele den Kopf, weil das ist doch das Jackett von einer Person, so was hatte ich noch nie an.
    »Wie hast du deine Schuhe verloren?«
    Was für Schuhe?
    Danach sagt der Ajeet-Mann nichts mehr.
    Ein Auto hält an, was das ist, weiß ich, das ist nämlich ein Polizeiauto aus Fernseher. Personen steigen aus, es sind zwei, mit lauter kurzen Haaren, einer hat schwarze Haare und einer gelbe, sie kommen ganz schnell angelaufen. Ajeet redet mit ihnen. Das Baby Naisha versucht abzuhauen, aber er hält sie mit den Armen fest, ohne wehtun, glaube ich. Raja legt sich auf irgendwas Braunes, es ist Gras, dabei dachte ich, das müsste grün sein, den ganzen Bürgersteig entlang gibt es viereckige Stücke davon. Ich wünschte, ich hätte noch den Zettel, aber Old Nick hat ihn verschwindet. Ich weiß die Wörter nicht mehr, sie sind mir aus dem Kopf geschüttelt.
    Ma ist immer noch in Raum, ich will sie so viel hier haben, so viel. Old Nick ist weggelaufen und ganz schnell mit seinem Laster gefahren, aber wo will er hin? Nicht bei den See oder die Bäume, weil er nämlich gesehen hat, dass ich gar nicht tot bin, ich durfte ihn umbringen, aber ich habe es nicht geschafft.
    Plötzlich fällt mir etwas Schreckliches ein. Vielleicht ist er zurück zu Raum gefahren, vielleicht ist er jetzt gerade da und macht Türe auf, piep piep , er ist wütend und nur wegen mir, weil ich nicht tot bin …
    »Jack?«
    Ich gucke, welcher Mund sich bewegt. Es ist ein

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