Raumfahrergarn
knotigen Hügel, der von der anderen Seite an den See grenzte, sah es ganz anders aus. Der Pflanzenwuchs war sehr viel spärlicher, dünnte sich von einem üppigen Wald zu einem schwachen Bewuchs von Moorpflanzen aus. Wasser strömte über verwitterte, mit rotbraunem Eisenoxid befleckte Felstafeln und sammelte sich in Teichen, in denen es von Leben wimmelte. Pyritbrocken im Fels glitzerten in der Mittagssonne. In den flachen Teichen unweit einer breiten Stromschnelle, die um mächtige Felsen rauschte und schäumte, bekam Lunzie gelegentlich ein paar Wassertiere zu sehen. In der Ferne bedeckten weitere Wälder die Flanken rauher, nackter Berggipfel.
»Ein ziemlicher Unterschied. Das hier könnte eine andere Welt sein«, bemerkte Lunzie heiter und rutschte für eine bessere Sicht auf ihrem Sitz herum.
Dondara aktivierte seinen Hemmfeldgürtel und bedeutete ihr, dasselbe zu tun, als er den Schweber aufsetzte.
»Wir befinden uns auf einer anderen Kontinentalplatte als am Landeplatz«, erklärte Dondara und watete durch einen Teich.
Lunzie ging um den Teich herum. Dondara zeigte auf einige geologische Merkmale, die seine Theorie stützten, darunter ein zutageliegendes Stück Sedimentgestein, das grau gefärbt war, mit einem rostroten Stich, und damit in starkem Gegensatz zum funkelnden Granit der Hügellandschaften dieses Kontinents stand.
Mit überraschender Höflichkeit half Dondara ihr auf eine ausgewaschene, mit kleinen Teichen übersäte Felsplatte hinauf.
»Diese Landschaft hing früher mit einer Landmasse auf der anderen Seite des Ozeans nordöstlich von hier zusammen. Beide Teile haben sich im Laufe von einigen Millionen Jahren von einem gemeinsamen Ausbreitungszentrum entfernt. Diese Platte ist zerbrechlicher. Aber sie hat eigene interessante Lebensformen hervorgebracht. Kommen Sie her.« Er winkte sie zu einem röhrenförmigen Hohlraum im Fels.
Lunzie spähte in das Loch. Es war so glatt, als sei es von einem Laser gebohrt worden. »Was ist da unten drin?«
»Eine sehr scheue Art von Warmwasser-Krebstier. Es wagt sich nur hervor, wenn der Himmel bedeckt ist. Wenn Sie sich über das Loch beugen, glaubt es, es stünden Wolken am Himmel.« Lunzie beugte sich neugierig vor. »Passen Sie genau auf und haben Sie Geduld.«
Dondara trat zurück und setzte sich ein Stück weiter auf eine trockene Felstafel. »Sie müssen Ihren Hemmfeldgürtel ausschalten, sonst kommt es nicht raus. Die Schwingungen stören es.«
Sobald sie den Gürtel ausgeschaltet hatte, bewegte sich tief in dem Loch etwas. Lunzie kniete nieder, so daß ihr Schatten über das Loch fiel. Sie hörte ein leises Klappern, das an ein fernes Klirren von Porzellan erinnerte. Plötzlich wurde sie von einer kleinen Fontäne warmen Wassers im Gesicht getroffen. Lunzie sprang auf und spuckte aus. Das Wasser tropfte ihr von der Jacke.
»Was, zum Teufel, war das?« fragte sie und wischte sich das Gesicht ab.
Dondara lachte so laut, daß es von den Felsen widerhallte. Er rollte auf der Felszunge hin und her und klopfte mit einer Hand ausgelassen auf den Stein.
»Nur eine scheue ambrosianische Steinkrabbe!« amüsierte er sich. »Das machen sie immer so, wenn jemand ihren Unterschlupf versperrt. Ambrosia hat Sie getauft! Sie sind jetzt eine von uns, Lunzie!«
Nachdem sie sich von dem Schreck erholt hatte, begriff Lunzie, daß sie auf einen der ältesten Witze hereingefallen war. Sie summte in Dondaras Lachen ein.
»Wie viele Leute haben Sie noch mit Ihrem ›scheuen Krebstier‹ reingelegt?« fragte sie neugierig.
Der Schwerweltler freute sich. »Alle außer Zebara. Er hat Lunte gerochen und sich geweigert, nah genug ranzugehen.« Dondara grinste. »Sie sind mir nicht böse?«
»Warum? Aber Sie können sicher sein, daß ich mich nicht noch einmal reinlegen lasse. Weder hier auf Ambrosia noch sonstwo«, versprach Lunzie. Aber sie war außerordentlich froh darüber, daß sich jemand einen Scherz mit ihr erlaubt hatte. Sie hatte einen subtilen Test bestanden. Außerdem war sie triefnaß und die Luft für ein schwaches Leichtgewicht wie sie ziemlich kühl. Sie streifte sich einen Teil der Feuchtigkeit von Hemd und Händen ab.
»Sie haben eine Menge abbekommen. Sie müssen den alten Knaben ziemlich geärgert haben. Wenn ich ein sensibles Leichtgewicht wie Sie damit nicht beleidige, würde ich vorschlagen, daß Sie ins Spähschiff zurückfliegen. Nehmen Sie den Schweber.« Sie gewann den Eindruck, daß eine solche Fürsorge von Zebaras
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