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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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bedauerlicherweise eher zu den Schwerweltlern paßte. »Wer ist es dann? Abtrünnige Menschen? Captain Aelock vermutet, sie könnten eine Basis auf Alpha Centauri haben.«
    »Aelock ist ein besonnener Mann, aber ich wäre überrascht, wenn die Centauris in die Sache aktiv verwickelt wären. Sie haben zuviel Tünche aufgetragen.
    Sie sind zu zivilisiert, zu vorsichtig.« Eine Auffassung, der Lunzie insgeheim zustimmte. »Centauris denken nur an ihren Profit. Jede Person, jede Maschine ist nur ein Zahnrädchen in ihrer Geldmaschinerie.«
    Lunzie trank einen Schluck von dem warmen braunen Weinbrand und starrte ihr Spiegelbild in der Tiefe des Glases an. »Das haben Sie gut erkannt. Die Nachkommen meiner Tochter leben alle auf diesem Planeten. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen so bedauernswerten Haufen ignoranter, bigotter, kurzsichtiger Dummköpfe kennengelernt. Ich war darüber so erschrocken, weil meine Tochter immer sehr motiviert war. Sie kann wirklich etwas auf die Beine stellen. Sie hat keine Angst, Risiken einzugehen …«
    »So wie ihre Mutter«, fügte Zebara hinzu. Lunzie blickte überrascht zu dem Schwerweltler auf. Er sah sie freundlich, ohne eine Spur von Sarkasmus oder Herablassung an.
    »Oh, danke, Captain. Nur ärgert es mich, daß keins ihrer Kinder, von einem abgesehen, unglücklich darüber ist, in einem technischen Slum zu leben, umgeben und verseucht von Mittelmäßigkeit und Gleichschaltung.«
    »Selbstgefälligkeit und Ignoranz«, ergänzte Zebara und goß nach. »Eine sehr gute Methode, um eine so große Bevölkerung fügsam zu halten, damit das Volk nicht rebelliert.«
    »Aber sie haben weder physisch noch mental Raum, in den sie hineinwachsen könnten, und sie wissen nicht, was ihnen fehlt. Es macht mich traurig, daß sie in ihrer Ignoranz auch noch glücklich sind. Aber ich bin von Alpha Centauri wieder abgereist, so schnell ich konnte, und nicht bloß, weil mein Leben in Gefahr war. Ich reise ungern so herum, weil ich dabei die Menschen verloren habe, die ich liebe, einen nach dem anderen.« Lunzie verstummte, erschrocken über ihre eigene Geschwätzigkeit. »Entschuldigen Sie. Es muß an dem Weinbrand liegen. Oder ist es Natriumpentathol? Ich wollte wirklich nicht meine persönlichen Probleme auf Sie abladen.«
    Der Captain schüttelte den Kopf. »Es hört sich so an, als hätten Sie lange Zeit keinen zum Reden gehabt. Überlegen Sie mal«, fuhr er fort und grübelte laut, »solche gedankenlosen Zahnrädchen sind doch ideal dazu geeignet, um einen großen, komplexen Mechanismus in Gang zu halten. Die Piraten brauchen nicht bloß ein Schiff, nicht einmal nur eine ganze Schwadron. Die Schiffe müssen ausgerüstet, mit Proviant und Waffen versorgt, mit eigens ausgebildetem Personal besetzt werden.« Er ignorierte Lunzies Schaudern, als sie sich vorstellte, worin diese Ausbildung bestehen mochte. »Und das setzt ausgeprägte administrative Fähigkeiten voraus, nicht bloß privilegierte Informationen.«
    Lunzie sah ihn nachdenklich an. Er klang so paranoid wie sie, mißtraute allem und jedem. »Das wird ja immer verwickelter und undurchschaubarer.« Ihre Aussprache litt unter dem Alkohol. »Ich weiß nicht, ob ich all dem gewachsen bin.«
    Zebara lachte. »Ich glaube, Sie sind dem außergewöhnlich gut gewachsen, Doktor Mespil. Sie leben immer noch!«
    »Und das seit hundertneuneinhalb Jahren!« O ja, der Weinbrand stieg ihr zu Kopf. »Aber ich lerne dazu. Ich lerne immer mehr. Ich bin außerordentlich lernbegierig.« Sie mahnte ihn mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Ich lerne nach und nach, jede Person als Individuum zu betrachten, nicht als Vertreter seiner Subgruppe oder Spezies. Jeder oder jede ist ein Individuum für sich und kann nicht mit seiner ganzen Rasse über einen Kamm geschert werden. Ich glaube, mein Disziplin-Meister wäre jetzt sehr stolz auf mich. Ich habe die Lektion gelernt, die er mir mit aller Mühe eingebleut hat.« Sie trank den letzten Schluck sverulanischen Weinbrand und richtete den Blick auf sein teilnahmsloses Gesicht. »Wir sind also unterwegs nach Ambrosia, Captain. Was, glauben Sie, werden wir dort finden?«
    »Wir werden vielleicht nur Zwergschlangen finden, die sich gegenseitig auf die Bäume jagen. Aber wir sind auf jede Überraschung gefaßt.« Der Captain stand auf und streckte einen Arm nach Lunzie aus, die Mühe hatte, sich aus dem tiefen Lehnstuhl hochzustemmen. »Schaffen Sie’s allein zurück in Ihre Koje?«
    »Captain Zebara, wir Mespils sind

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